Unglaublich unwirklich
Antetokounmpo wirft die Milwaukee Bucks zum NBA-Titel
MILWAUKEE (SID) - Erst nahm Giannis Antetokounmpo Freundin Mariah und Söhnchen Liam Charles in die Arme, dann hockte sich der „Greek Freak“am Spielfeld auf einen Stuhl, legte ein Handtuch über sein Gesicht, ließ die Tränen fließen und den Moment wirken. Gerade hatte der in Armut aufgewachsene Basketballstar die Milwaukee Bucks zu ihrem zweiten NBA-Triumph nach 50 titellosen Jahren geführt – mit einem erneut spektakulären Auftritt. Sensationelle 50 Punkte, 14 Rebounds und fünf Blocks lieferte Antetokounmpo beim 105:98 im heimischen Fiserv Forum gegen die Phoenix Suns ab, das den 4:2-Sieg in der Best-of-Seven-Serie besiegelte. Natürlich wurde der 26-Jährige zu deren wertvollstem Spieler (MVP) gewählt – einstimmig.
„Ich wollte dies hier in dieser Stadt und mit diesen Jungs schaffen“, sagte Antetokounmpo, der als erster Nichtamerikaner seit Dirk Nowitzki 2011 den MVP-Award holte. „Ich hätte zu einem Superteam gehen, einfach meinen Teil beitragen und eine Meisterschaft gewinnen können. Das ist der harte Weg, und wir haben es geschafft.“Antetokounmpo, der den harten Weg seit frühester Kindheit kennt, löste damit ein Versprechen ein, das er vor sieben Jahren gegeben hatte: Er werde den Club niemals verlassen, ehe die Bucks nicht ein Meisterteam seien.
In der Kabine verteilte der Mann des Tages Zigarren an seine Teamkollegen. Nicht dabei war sein älterer Bruder Thanasis, der ebenfalls zum Kader der Bucks gehört. Vor Spiel fünf war der 29-Jährige ins CoronaProtokoll aufgenommen worden. Giannis rief ihn kurz nach dem Triumph an. Da Kostas, mit 23-Jahren jüngster von vier Brüdern, im Vorjahr den Titel
mit den Los Angeles Lakers geholt hatte, sind die Antetokounmpos das erste Familientrio, das den großen Preis in der NBA gewann. Zusammen hatten sie im Athener Stadtteil Sepolia einst auf den Straßen DVDs, Taschen, Sonnenbrillen und anderen Plunder verkauft, um über die Runden zu kommen.
„Bevor ich in die Liga kam, wusste ich nicht, woher meine nächste Mahlzeit kommt“, erinnerte sich Giannis Antetokounmpo. „Jetzt sitze ich hier an der Spitze der Spitze.“Auf die Frage, ob er sich das habe vorstellen können, als er mit dem Basketball begann, antwortete er: „Nein, Mann. Nein, nein, nein, nein.“
Antetokounmpo (2,11 Meter groß, Armspannweite: 2,21 Meter), der im Dezember für fünf Jahre und 228 Millionen Dollar bei den Bucks verlängert hatte, dominierte die Finals mit einem Schnitt von 35,2 Punkten und 13,2 Rebounds. „Dass ich zu diesen Dingen in der Lage bin, ist verrückt“, sagte er „Es ist unwirklich. Es ist unglaublich unwirklich. Ich kann es nicht glauben.“