Wendepunkt für nächstes Baufeld
Härtle 4: Knappe Mehrheit des Kolbinger Rats stimmt für Sackgasse statt Durchgangsstraße
KOLBINGEN – Die Planung des zweiten Baufelds im Neubaugebiet Härtle 4 ist einen Schritt vorangekommen. Nachdem bei dieser Maßnahme mehrere Monate Stillstand geherrscht hatte, setzte Bürgermeister Christian Abert das Thema auf die Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung. Dabei fiel auch eine Entscheidung: Eine knappe Mehrheit der Räte stimmte einer Erschließung des Baufelds als Sackgasse zu, einige hätten hingegen lieber an der Idee einer Durchgangsstraße festgehalten.
Die Vorgeschichte: Bereits im Frühjahr vergangenen Jahres beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, das Baufeld 2 zu erschließen und das Verbandsbauamt des Gemeindeverwaltungsverbands mit den Planungen und Ausschreibungen zu beauftragen. Vor rund einem Jahr beschlossen die Räte dann, das Baufeld 2 nicht als Sackgasse auszuführen, sondern in einer Verbindung mit der Burghaldenstraße. Ein formeller Aufstellungsbeschluss fand im September allerdings keine Mehrheit für diese Lösung. Damit kam die Realisierung des Baugebiets, das rund 12 500 Quadratmeter groß ist und Platz für 16 Bauplätze bietet, ins Stocken.
Am Freitag legte Bürgermeister Abert erneut Argumente auf den Tisch, die für eine Sackgassen-Lösung sprechen. „Der Lieferverkehr zu den Haushalten hat zugenommen“, sagte er. Er rechne mit weiter steigendem Paket- und Lieferverkehr. Durch den geplanten Wendeplatz am Ende der Straße sei eine Umkehr der Transporter aber „ohne Probleme möglich“, so seine Einschätzung. Auch der Winterdienst mit Räumfahrzeugen und den damit verbundenen Schneemassen könne mit einem Wendehammer mit angrenzender Grünfläche verrichtet werden.
Abert sprach zudem den Sicherheitsaspekt an, da im neuen Gebiet mit jungen Familien mit kleinen Kindern zu rechnen sei. „Eine durchgehende Straße würde zu einer Erhöhung des Tempos führen.“Das Verkehrsaufkommen werde im gesamten Wohngebiet durch eine durchgehende Straße nicht reduziert, „sondern nur anders verteilt“, so seine Einschätzung. Außerdem hätte der schnellere Verkehr Auswirkungen auf die Lautstärke im Wohngebiet. Für eine Sackgasse spreche zudem, dass durch die Auflockerung von Grünflächen zwischen den Baufeldern und der Nutzung von Fußwegen eine zusätzliche Versiegelung von Flächen verhindert werden könne.
Finanziell würde durch die Umplanung für eine Durchgangsstraße Mehrkostenberechnung von etwa 164 000 Euro entstehen. Zusätzliche Einnahmen für weitere Bauplätze seien dabei bereits berücksichtigt. Hinzu kämen Kosten beispielsweise für die Änderung einer wasserrechtlichen Erlaubnis. „Außerdem haben viele Bewohner des Baugebiets ihr Grundstück im Erlenweg und Am Waldrain erworben, weil durch den rechtskräftigen Bebauungsplan im Baufeld 2 sichergestellt war, dass es keine durchgehende Straße geben werde“, argumentierte Abert weiter. Die Verwaltung will hierbei mit einer Sackgasse auf mögliche langwierige Verfahren verzichten. Abert äußerte daher die Tendenz, die Straße als Sackgasse auszugestalten.
Dennoch beharrten mehrere Räte auf eine Lösung mit durchgehender Straße, weil sie beispielsweise die Wendemöglichkeit als unzureichend betrachten. Letztlich aber brachte der neue Rathauschef den Beschlussvorschlag zur Abstimmung – und das aus seiner Sicht mit Erfolg: Fünf Räte stimmten für die Lösung mit einer Sackgasse, vier stimmten dagegen.
Konkret bedeutet das für die weiteren Schritte: Der Bebauungsplan wird in seiner ursprünglichen Form beibehalten und die Bauausführungen werden entsprechend dem rechtskräftigen Bebauungsplan ausgeführt. Die Gemeinde soll laut des Mehrheitsbeschlusses das Verbandsbauamt mit der Ausschreibung und der Vergabe beauftragen.