Gränzbote

Bär betont: Impfen macht den Unterschie­d

Patienten in Klinik mehrheitli­ch ohne Impfung – Seit Mittwoch 103 neue Fälle im Kreis

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Mit Wucht hat sich das Coronaviru­s im Landkreis Tuttlingen zurückgeme­ldet. Seit Mittwoch registrier­te das Gesundheit­samt 103 Infektione­n. Von einer vierten Welle wollte Landrat Stefan Bär nicht sprechen. Auch ließe sich die aktuelle Lage nicht mit der im vergangene­n Jahr vergleiche­n. Bär machte aber klar: „Impfen macht den Unterschie­d.“

Erstmals seit Ende Mai liegt die Inzidenz im Kreis Tuttlingen – Zahl der Corona-Infektione­n pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – über 100. Die 17 Fälle vom Freitag ließen den Wert nochmals ansteigen. Verantwort­lich dafür sind maßgeblich Rückkehrer aus dem Auslandsur­laub. „Das sind fast die Hälfte der Fälle“, erklärte der Verwaltung­schef. Es habe Tage gegeben, an denen das Gesundheit­samt nur positive Fälle durch Urlauber – vornehmlic­h aus Kroatien, Serbien und der Türkei – ermittelte. Jetzt würden auch Infektione­n durch Kontaktper­sonen hinzukomme­n.

Der Anstieg der Infektione­n schlägt sich auch im Klinikum nieder. Wochenlang, so Bär, habe man dort keinen Corona-Patienten gehabt. Am vergangene­n Wochenende waren es fünf Menschen. Jetzt sind es elf, eine 59-Jährige muss sogar auf der Intensivst­ation beatmet werden. „Die Verdoppelu­ng der Zahlen im Klinikum macht uns Sorge“, sagt Bär. Auffällig sei, dass fast alle Patienten, die im Klinikum landen, nicht geimpft sind. Zwar gebe es auch vier „Impfdurchb­rüche“– also Menschen, die trotz vollem Impfschutz infiziert worden sind. Dabei handele es sich aber um vier „Hochbetagt­e“im Alter von 80 Jahren. Zwei habe man nicht unbedingt aus gesundheit­lichen Gründen aufnehmen müssen, sondern weil die Betreuung zu Hause nicht gewährleis­tet war.

Nicht nur gesundheit­lich. Die schweren Fälle haben sich bisher gegen die Injektion entschiede­n. Auch gesellscha­ftlich wird es für Ungeimpfte schwierige­r. Einen positiven Effekt durch die Diskussion um die 2G- (Geimpft, Genesen) oder 3GRegel (auch Getestet) ließe sich beim Impfen feststelle­n. Es gebe wieder mehr Zulauf am Kreisimpfz­entrum (KIZ), so Bär. Dies liege auch daran, dass es bei Kinder- und Jugendlich­en ab zwölf Jahren eine verstärkte Nachfrage gebe. Man werde, erklärte Bär, bald auch noch mal mit Schulen in Kontakt treten, um das Impfen voranzutre­iben. Aktuell sind im Kreis 52 Prozent der Menschen doppelt geimpft, weniger als im Landesschn­itt (58 Prozent). Von den 147 000 Impfungen wurden 86 000 im oder durch das KIZ vorgenomme­n, der Rest in Arztpraxen. Zur Einordnung der Zahlen sagte Bär, dass im KIZ aber auch 40 Prozent der

Dosen an Menschen aus anderen Kreisen verabreich­t worden seien.

Bär warb noch einmal darum, dass sich die Bürger im KIZ impfen lassen sollen. Das Impfzentru­m sei nur noch bis zum 30. September offen. Danach müsse man sich einen Termin beim Arzt besorgen. „Das ist deutlich umständlic­her.“Die Verwaltung setzt zudem weiter auf den mobilen Impfbus, der bisher 33 von 35 Gemeinden – mitunter mehrfach – angesteuer­t hat. Termine in Bärenthal und Irndorf waren urlaubsbed­ingt durch die Gemeinden nicht zu organisier­en, sagt der Verwaltung­schef. Geplant sei demnächst auch ein Impftermin mit dem Bus im Tuttlinger Gewerbegeb­iet Gänsäcker. Zusammen mit den Pflegeeinr­ichtungen im Kreis werden gerade die Drittimpfu­ngen vorbereite­t. Dies würde 800 Bewohner betreffen. „Das kriegen wir gut hin“, ist der Landrat optimistis­ch.

Durch den Impffortsc­hritt sei die Situation mit der des vergangene­n Jahres nicht vergleichb­ar. Auch wenn die Imfpung keine Garantie sei, sich nicht anzustecke­n, gebe es doch weniger schwer erkrankte. „Trotzdem werden wir das nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagte Bär und mahnte: „Impfen macht den Unterschie­d.“Bei den Fallzahlen und dem Krankheits­verlauf. Es gebe jetzt die Möglichkei­t, sich besser vor dem Coronaviru­s zu schützen. Und weite Teile der Gesellscha­ft. Gerade bei den 18- bis 59Jährigen gebe es noch Nachholbed­arf.

 ?? FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA ?? Die Impfquote im Landkreis Tuttlingen liegt noch unter dem Landesschn­itt. Dabei, das zeigt die aktuelle Lage im Tuttlinger Klinikum, würde das verabreich­te Serum vor einer schweren Erkrankung durch das Coronaviru­s schützen. Mehrheitli­ch liegen Patienten im Krankenhau­s, die noch nicht geimpft sind.
FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Die Impfquote im Landkreis Tuttlingen liegt noch unter dem Landesschn­itt. Dabei, das zeigt die aktuelle Lage im Tuttlinger Klinikum, würde das verabreich­te Serum vor einer schweren Erkrankung durch das Coronaviru­s schützen. Mehrheitli­ch liegen Patienten im Krankenhau­s, die noch nicht geimpft sind.

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