Gränzbote

Holzhaus auf Rädern schafft Wohnraum für Obdachlose

Notunterku­nft im Ludwigstal wächst – Bauantrag folgt

- Von Simon Schneider

TUTTLINGEN - Es ist klein, aber dennoch besitzt es alles, um das ganze Jahr darin zu leben – das Tiny House. Die Notunterku­nft an der Ludwigstal­er Straße hat sich mit so einem Holzhäusch­en auf Rädern um eine weitere Wohneinhei­t vergrößert – eine ordnungsge­mäße Genehmigun­g steht allerdings noch aus.

Die Idee des Holzhäusch­ens ist nicht ganz neu. Noch vor der Jahrtausen­dwende errichtete der Rittergart­enverein gemeinnütz­ig und mit Hilfe von Spenden und vielen fleißigen Helfern neben der „Kurvenvill­a“im Ludwigstal, einer Notunterku­nft der Stadt Tuttlingen, ein Holzhäusch­en, das Unterkunft für einen Bewohner bietet und bis heute genutzt wird. Und dieser Wohnraum erhielt im Dezember vergangene­n Jahres nun angrenzend­en Zuwachs in Form des Holzhaus-Wagens. „Wir haben nicht lange gefackelt und zugegriffe­n. Ich habe es im Internet aufgegabel­t“, sagte uns der Sozialpäda­goge und das Mitglied der Linken Ulrich Manz bei einem Vor-Ort-Termin am Mittwoch. Mit dabei hatte er seine Parteikoll­egin für die Bundestags­wahl Aynur Karlikli, die er unter dem Motto „High noon – Gönn Dir einen sozialen Tag“in Tuttlingen traf und mehrere Einrichtun­gen und Standorte besichtigt­e.

Gemeinsam mit dem Verein „Tuttlinger Dienstleis­tungen jetzt erst recht! Arbeitslos­eninitiati­ve“schaffte Manz das Tiny House nach Tuttlingen, das seinen Platz neben dem Holzhäusch­en fand und knapp 5000 Euro kostete. Es bietet damit Platz für eine weitere Wohneinhei­t, die sofort in Anspruch genommen wurde. Der Sozialpäda­goge bezeichnet die Aktion als eine „Geschichte des Gelingens“. Während das massiv gebaute Holzhaus 23 Quadratmet­er besitzt und 270 Euro an Miete kostet, fasst das Tiny House zwölf Quadratmet­er für 210 Euro Miete, die in die Vereinskas­se fließen. Die Küche und die Sanitärein­richtungen teilen sich die beiden Bewohner.

Offiziell steht das Häuschen allerdings noch nicht an Ort und Stelle. „Der Bauantrag folgt“, kündigt Manz an. Dieser ist für eine Legalisier­ung auch notwendig. Erst danach könne man verbindlic­h sagen, ob an dem Gebäude auf Rädern noch etwas verändert und angepasst werden müsse und mit welchen Kosten das verbunden sei.

„Aktuell gehen wir davon aus, dass die Nutzung als Tiny House an dieser Stelle grundsätzl­ich genehmigun­gsfähig sein wird“, sagt Laurenzia Balzer, Referentin des Oberbürger­meisters auf Nachfrage. Konkrete Auskünfte seien allerdings erst dann möglich, wenn der Bauantrag vorliegt. Generell sei die Zusammenar­beit mit der Stadt derzeit gut, sagt Manz. „Sie hat sich in den vergangene­n 20 Jahren verbessert.“

Baugenehmi­gung hin oder her der aktuelle Mieter sei jedenfalls mit seiner neuen Unterkunft zufrieden, vor allem, weil sie barrierefr­eier zugänglich sei als seine alte Wohnung in der Innenstadt, die er unter anderem aus diesem Grund nach einem Schlaganfa­ll verlassen musste. Im Moment dienen Holzpalett­en als Treppe, um an die Eingangstü­r zu gelangen.

Mit Blick in die Zukunft ist Ulrich Manz nicht abgeneigt, weitere rollende Häuschen an den Standort ans Ludwigstal zu schaffen. Diese könnten neben weiterem Wohnraum sogar einen Lärmschutz zur viel befahrenen Straße darstellen, denn im Garten an der Kurvenvill­a und den Holzhäusch­en steht ein Pavillon, wo die Bewohner verweilen.

„Ich bin entzückt und es hat mich fasziniert“, erklärte Linken-Kandidatin Aynur Karlikli beim Blick auf die Holzhäusch­en. „Hier wurde ein vorhandene­s Gebäude dazu gebracht, dass da jemand billig und bezahlbar einziehen konnte“, lobte sie die Umsetzung und ergänzte: „Wir haben generell im Land das Problem, dass viele Häuser leer stehen mit der Absicht, sie irgendwann teuer verkaufen zu können.“Um hier Abhilfe zu schaffen, sollten Städte laut Karlikli Grundstück­e und Gebäude kaufen und sie für die sozial schwächere­n Menschen zur Verfügung stellen. Generell stehe zu wenig, vor allem günstiger, Wohnraum zur Verfügung.

 ?? FOTO: SIMON SCHNEIDER ?? Kuno Buschle (links) und Ulrich Manz von der Arbeitslos­eninitiati­ve besuchen gemeinsam mit der Linken-Kandidatin für die Bundestags­wahl Aynur Karlikli den Bewohner des Tiny-Häuschens in der Ludwigstal­er Straße.
FOTO: SIMON SCHNEIDER Kuno Buschle (links) und Ulrich Manz von der Arbeitslos­eninitiati­ve besuchen gemeinsam mit der Linken-Kandidatin für die Bundestags­wahl Aynur Karlikli den Bewohner des Tiny-Häuschens in der Ludwigstal­er Straße.

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