Holzhaus auf Rädern schafft Wohnraum für Obdachlose
Notunterkunft im Ludwigstal wächst – Bauantrag folgt
TUTTLINGEN - Es ist klein, aber dennoch besitzt es alles, um das ganze Jahr darin zu leben – das Tiny House. Die Notunterkunft an der Ludwigstaler Straße hat sich mit so einem Holzhäuschen auf Rädern um eine weitere Wohneinheit vergrößert – eine ordnungsgemäße Genehmigung steht allerdings noch aus.
Die Idee des Holzhäuschens ist nicht ganz neu. Noch vor der Jahrtausendwende errichtete der Rittergartenverein gemeinnützig und mit Hilfe von Spenden und vielen fleißigen Helfern neben der „Kurvenvilla“im Ludwigstal, einer Notunterkunft der Stadt Tuttlingen, ein Holzhäuschen, das Unterkunft für einen Bewohner bietet und bis heute genutzt wird. Und dieser Wohnraum erhielt im Dezember vergangenen Jahres nun angrenzenden Zuwachs in Form des Holzhaus-Wagens. „Wir haben nicht lange gefackelt und zugegriffen. Ich habe es im Internet aufgegabelt“, sagte uns der Sozialpädagoge und das Mitglied der Linken Ulrich Manz bei einem Vor-Ort-Termin am Mittwoch. Mit dabei hatte er seine Parteikollegin für die Bundestagswahl Aynur Karlikli, die er unter dem Motto „High noon – Gönn Dir einen sozialen Tag“in Tuttlingen traf und mehrere Einrichtungen und Standorte besichtigte.
Gemeinsam mit dem Verein „Tuttlinger Dienstleistungen jetzt erst recht! Arbeitsloseninitiative“schaffte Manz das Tiny House nach Tuttlingen, das seinen Platz neben dem Holzhäuschen fand und knapp 5000 Euro kostete. Es bietet damit Platz für eine weitere Wohneinheit, die sofort in Anspruch genommen wurde. Der Sozialpädagoge bezeichnet die Aktion als eine „Geschichte des Gelingens“. Während das massiv gebaute Holzhaus 23 Quadratmeter besitzt und 270 Euro an Miete kostet, fasst das Tiny House zwölf Quadratmeter für 210 Euro Miete, die in die Vereinskasse fließen. Die Küche und die Sanitäreinrichtungen teilen sich die beiden Bewohner.
Offiziell steht das Häuschen allerdings noch nicht an Ort und Stelle. „Der Bauantrag folgt“, kündigt Manz an. Dieser ist für eine Legalisierung auch notwendig. Erst danach könne man verbindlich sagen, ob an dem Gebäude auf Rädern noch etwas verändert und angepasst werden müsse und mit welchen Kosten das verbunden sei.
„Aktuell gehen wir davon aus, dass die Nutzung als Tiny House an dieser Stelle grundsätzlich genehmigungsfähig sein wird“, sagt Laurenzia Balzer, Referentin des Oberbürgermeisters auf Nachfrage. Konkrete Auskünfte seien allerdings erst dann möglich, wenn der Bauantrag vorliegt. Generell sei die Zusammenarbeit mit der Stadt derzeit gut, sagt Manz. „Sie hat sich in den vergangenen 20 Jahren verbessert.“
Baugenehmigung hin oder her der aktuelle Mieter sei jedenfalls mit seiner neuen Unterkunft zufrieden, vor allem, weil sie barrierefreier zugänglich sei als seine alte Wohnung in der Innenstadt, die er unter anderem aus diesem Grund nach einem Schlaganfall verlassen musste. Im Moment dienen Holzpaletten als Treppe, um an die Eingangstür zu gelangen.
Mit Blick in die Zukunft ist Ulrich Manz nicht abgeneigt, weitere rollende Häuschen an den Standort ans Ludwigstal zu schaffen. Diese könnten neben weiterem Wohnraum sogar einen Lärmschutz zur viel befahrenen Straße darstellen, denn im Garten an der Kurvenvilla und den Holzhäuschen steht ein Pavillon, wo die Bewohner verweilen.
„Ich bin entzückt und es hat mich fasziniert“, erklärte Linken-Kandidatin Aynur Karlikli beim Blick auf die Holzhäuschen. „Hier wurde ein vorhandenes Gebäude dazu gebracht, dass da jemand billig und bezahlbar einziehen konnte“, lobte sie die Umsetzung und ergänzte: „Wir haben generell im Land das Problem, dass viele Häuser leer stehen mit der Absicht, sie irgendwann teuer verkaufen zu können.“Um hier Abhilfe zu schaffen, sollten Städte laut Karlikli Grundstücke und Gebäude kaufen und sie für die sozial schwächeren Menschen zur Verfügung stellen. Generell stehe zu wenig, vor allem günstiger, Wohnraum zur Verfügung.