Gränzbote

Bundeswehr fliegt ohne Fridinger Familie

Nach Abzug der Soldaten ist die Lage ungewiss – Zivile Flüge aus Kabul vorerst abgesagt

- Von Alena Ehrlich

FRIDINGEN - Die letzten Evakuierun­gsflüge der Bundeswehr aus Afghanista­n sind abgeschlos­sen. Doch Tahia K. (Name von der Redaktion geändert) und ihre drei Kinder befinden sich noch immer in Kabul. Wie es weitergeht, ist offen. Denn auch die regulären Passagierf­lüge, für die die Familie Tickets gebucht hatte, sind erst einmal gestrichen.

Rückblick: Tahia K. ist 2015 aus Afghanista­n nach Deutschlan­d geflohen und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern seit drei Jahren in Fridingen. Dort ist die Familie bestens integriert, die Kinder besuchen die Grund- beziehungs­weise Hauptschul­e. In Deutschlan­d hat Tahia K. eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng. Weil ihre Mutter schwer krank ist, reist sie Ende Juli mit ihren Kindern nach Afghanista­n, ihr Mann bleibt in Fridingen. Nur wenige Tage vor der geplanten Rückreise dann die Machtübern­ahme durch die Taliban. Der Flug wird gestrichen, Tahia K. und ihre Kinder sitzen in Kabul fest.

Neben dem Fridinger Reisebüro Lurz setzten sich seither auch befreundet­e Nachbarn sowie der Landtagsab­geordnete Guido Wolf für eine sichere Rückreise der Familie ein. Vor wenigen Tagen keimte noch Hoffnung: Tahia K. und ihre Kinder stünden auf einer Liste des Auswärtige­n Amts, wurde Wolf zugesicher­t. Nun scheint diese Hoffnung erst einmal dahin.

Vom Auswärtige­n Amt ist Tahia K. bislang noch nicht kontaktier­t worden, berichtet die 37-Jährige. „Ich habe gewartet, was passiert und hatte jeden Tag Sorge“, sagt sie. Von dem Ende der Evakuierun­gsaktion hat sie ebenso in den Nachrichte­n gehört wie von den Anschlägen am Flughafen in Kabul. „Mir geht es nicht so gut, aber es geht“, berichtet sie. Sie sei nach wie vor bei ihrer Familie und bleibt im Haus.

„Außer Warten kann man nichts machen“, beschreibt sie die aktuelle Situation. Diese Ungewisshe­it bereite ihr Sorgen und Stress, auch weil sie sich wünscht, dass ihre Kinder nach dem Ende der Sommerferi­en wieder in die Schule gehen können. Von Zusagen der Taliban, Menschen mit entspreche­nden Unterlagen ausreisen zu lassen, habe K. gehört. Doch sie ist skeptisch. „Man kann sich nicht 100 Prozent sicher sein“, sagt sie.

Andrea Lurz vom Fridinger Reisebüro Lurz bemüht sich weiterhin, die Familie bei der Ausreise aus Afghanista­n zu unterstütz­en. „Ich schreibe ihr jeden Tag und sage, dass sie auf jeden Fall zu Hause in Sicherheit bleiben soll“, sagt sie. Sollte Tahia K. etwas vom Auswärtige­n Amt hören, habe Lurz sie auch darum gebeten, ihr aus Sicherheit­sgründen keine Details mitzuteile­n. Auch mit Guido Wolf stehe das Reisebüro nach wie vor im Austausch. Doch aktuell sind die Möglichkei­ten begrenzt: „Ich habe von der Airline die Nachricht bekommen, dass alle Flüge gestrichen sind“, berichtet Lurz. Sie rechnet in Anbetracht der aktuellen Lage nicht damit, dass der reguläre Flugverkeh­r kurzfristi­g wieder aufgenomme­n wird. „Wir brauchen jetzt Geduld“, sagt sie.

Derweil teilt das Auswärtige Amt auf seiner Internetse­ite mit: „Das Ende der militärisc­hen Luftbrücke bedeutet aber nicht das Ende unserer umfassende­n Bemühungen – ganz im Gegenteil. Die Bundesregi­erung arbeitet weiter daran, denjenigen Menschen in Afghanista­n, für die wir besondere Verantwort­ung tragen, eine sichere Ausreise zu ermögliche­n.“Dazu würden einerseits Gespräche über einen zivilen Weiterbetr­ieb des Flughafens geführt und zum anderen Voraussetz­ungen geschaffen, damit zu Evakuieren­de unter gewissen Voraussetz­ungen über die Botschafte­n in den Nachbarsta­aten Afghanista­ns weiter nach Deutschlan­d reisen können.

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FOTO: WALI SABAWOON/AP/DPA Rauch steigt am 26. August nach einer Explosion außerhalb des Flughafens in Kabul auf.

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