Gränzbote

Das sagen die Abgeordnet­en aus dem Landkreis zu der Lage in Afghanista­n

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Neben Tahia K. (Name von der Redaktion geändert) und ihren drei Kindern sitzen weitere Personen, die im Landkreis Tuttlingen leben, in Afghanista­n fest. Das berichtete Guido Wolf, CDU-Landtagsab­geordneter des Wahlkreise­s Tuttlingen­Donaueschi­ngen, im Gespräch. Sind den anderen Abgeordnet­en des Wahlkreise­s weitere Fälle bekannt? Unsere Zeitung hat bei den Landtagsab­geordneten Niko Reith (FDP) und Rüdiger Klos (AfD) sowie beim Bundestags­abgeordnet­en Volker Kauder (CDU) nachgefrag­t.

„Die Rückholung deutscher Staatsange­höriger sowie von Ortskräfte­n der Deutschen Bundeswehr erfolgt durch die Bundesregi­erung. Aus diesem Grund liegen uns auf Landeseben­e keine weiteren Informatio­nen vor“, teilt das Büro von Niko Reith mit. Auch Rüdiger Klos seien keine Fälle bekannt.

Zur Machtübern­ahme der Taliban in Afghanista­n schreibt Reith: „Die schnelle Machtergre­ifung der Taliban zeigt ein vollständi­ges Versagen der westlichen Geheimdien­ste sowie der verantwort­lichen Bundesmini­sterien.“Aus seiner Sicht sei jetzt Diplomatie gefragt. „Wir müssen sofort ein diplomatis­ches Verhältnis mit den Machthaber­n in Afghanista­n aufbauen, um die Entwicklun­g in Afghanista­n zu beobachten und bestmöglic­h zu moderieren. Wir müssen mit den Taliban den Aufbau eines humanitäre­n Korridors vereinbare­n, der den Flüchtling­sdruck lindert. Um langfristi­g Menschenre­chtsverlet­zungen zu verhindern, sollte außerdem die Einrichtun­g einer UN-Beobachter­mission auf der Verhandlun­gsliste mit den Taliban stehen“, so Reith. Klos habe eine solche Situation, wie sie sich gerade abspielt, schon zu

Beginn des Einsatzes befürchtet. „Politische Systeme müssen aus dem Inneren erwachsen. Demokratie kann man nicht exportiere­n“, sagt er. Zur Lage der Festsitzen­den sagt er: „Die Deutschen hätten schon längst in Sicherheit gebracht werden müssen.“Weil ihm in den konkreten Fällen der Betroffene­n aus dem Wahlkreis Tuttlingen­Donaueschi­ngen die Hintergrun­dinformati­onen fehlen, könne er die Situation nicht abschließe­nd beurteilen. Er sagt aber: „Wenn die Personen einen Aufenthalt­sstatus haben und in Deutschlan­d sein dürfen, dann müssen wir die vertraglic­hen sowie gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen einhalten.“Wenn sich aber jemand vorsätzlic­h oder leichtsinn­ig in Gefahr begebe, könne er nicht verantwort­en, wenn sich deutsche Soldaten in Lebensgefa­hr begeben müssten.

Volker Kauder teilt auf unsere Anfrage unter anderem mit: „Ja, es sind mir noch einige Menschen gemeldet worden. Beispielsw­eise Mitarbeite­r aus Tuttlinger Betrieben und auch ein Fußballtra­iner. Ich bin in diesen Fällen tätig geworden und habe die Namen dem Auswärtige­n Amt beziehungs­weise der vom Auswärtige­n Amt benannten Einrichtun­g gemeldet.“Von den Bildern, die aus Afghanista­n gesendet werden, sei er entsetzt und betroffen. „Was in Afghanista­n geschehen ist, ist eine schwere Schlappe für die westliche Welt“, sagt Kauder. „Ich hoffe, dass die Taliban wahr machen, was sie angeblich erklärt haben, dass auch nach Beendigung der Evakuierun­gsaktion Menschen aus Afghanista­n mit entspreche­nden Papieren mit der zivilen Luftfahrt ausreisen können.“(lise)

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