Elite der deutschen Nachwuchsmusiker trifft sich in Trossingen
49 Bundespreisträger von „Jugend musiziert“sind derzeit an der Bundesakademie - Konzert am Samstag
TROSSINGEN - Imponieren wie Profis: 49 hochkarätige Nachwuchsmusiker, allesamt Bundespreisträger von „Jugend musiziert“, absolvieren derzeit einen Kammermusikkurs bei renommierten Dozenten an der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung. Am Samstag, 28. August, um 11 Uhr geben sie dort ihr Abschlusskonzert.
Sie fühlen sich wohl in der Trossinger Bundesakademie, die 29 Musikerinnen und ihre 20 Kollegen, alle im Alter zwischen 14 und 21 Jahren. Das spürt man in der Zeit vor der Probe für das Konzert in Donaueschingen am Donnerstag: Kein Stress, angeregte Gespräche, rasch noch ein Eintrag auf der „Zitatenliste“. Die hängt, ebenso wie die „Tuschelliste“, auf Ständern im Foyer. Von „wahren Lieben“ist da zu lesen: „Winnie und Hohner-Akkordeons“. Aber auch von „Hasslieben“. Wie die zwischen Benji und dem Frühstückstermin schon um 7.30 Uhr. Und das mitten in den Ferien.
Die Wünsche in der Rubrik „hätten wir gerne gesehen“reichen von „Eric mit T-Shirt“bis zum pünktlichen Erscheinen bei den eng getakteten Proben zweier Teilnehmerinnen. In den zwölf Tagen des Kammermusik-Kurses erarbeiten sich die Preisträger nicht nur 27 Werke des Klassik-Repertoires, sondern finden auch in kleinen Ensembles zusammen - vom Trio bis zum Septett.
Der künstlerische Leiter des Kurses, Winfried Rademacher, ist Professor an der Musikhochschule Trossingen. Er hatte die Komponisten ausgewählt: von Beethoven über Mozart bis Schostakowitsch, von Brahms über Borodin bis zu dem erst vor elf Jahren verstorbenen Robert Muczynski. Rademachers sechs Kollegen unterrichten an Hochschulen in ganz Deutschland.
Auch die Preisträger des vom
Deutschen Musikrat offerierten Kurses haben zum Teil weite Anreisen hinter sich. Nicht nur aus der ganzen Bundesrepublik, sondern auch aus dem Ausland, da Schüler an deutschen Auslandsschulen ebenso zu den „Jugend musiziert“-Auswahlprüfungen zugelassen sind. Oslo ist der Wohnort eines Kursteilnehmers. Den kürzesten Weg hatte ein Jungmusiker aus Schramberg. Betreut werden die Teilnehmer - wie auch schon in den vergangenen Jahren von Volker Gerlach. Der wacht auch genau über die Einhaltung der doch recht strengen Verhaltensregeln, die während des Kurses gelten.
Bei der Probe am Donnerstag waren die meisten der jungen Musiker „in Zivil“- nur ein Quintett trug bereits die elegante schwarze Konzertkleidung. Von den bestens zusammenspielenden jungen Musikern seien hier nur drei erwähnt: Die Fagottistin Carla Schwarberg aus Telgte unweit von Münster, die bei Rossinis Bläserquartett Nr. 1 gekonnt Akzente setzte. Der Münchener Pianist Johannes Claudio Ruge, der bei der Bundesausscheidung in Bremen in der Altersgruppe IV die volle Punktzahl von 25 erzielt hatte. Und der bei den Proben in Dvoráks Klavierkonzert Nr. 2 op. 81 flüssig und souverän den Fazioli-Flügel der Akademie zum Klingen brachte. Am meisten verblüffte jedoch der 16-jährige Klarinettist Joscha Kremsler aus Mössingen (Landkreis Tübingen). Ausdrucksstark spielte er sein Instrument aus dem Hause Wurlitzer in Mozarts Klarinettenquintett A-Dur: Freudig im Allegro, tröstlich, wie ein Schild gegen die Unbilden der Pandemie, im Larghetto. Chapeau!
Der Eintritt zum Konzert am Samstag, 28. August, um 11 Uhr im Ovalen Saal der Bundesakademie ist frei. Es gelten die 3-GRegeln, Nachweis ist zu erbringen.