Strobl will CDU-Landeschef bleiben
Als Bundesvize der Partei zieht sich Baden-Württembergs Innenminister zurück
STUTTGART (dpa) - Gut eine Woche vor dem CDU-Landesparteitag hat Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl seine erneute Kandidatur für den Landesparteivorsitz angekündigt. Der 61-Jährige will beim CDU-Bundesparteitag im Januar aber nicht mehr für den stellvertretenden Bundesvorsitz kandidieren, den er seit zehn Jahren inne hat. Dem Vernehmen nach gab es in den Gremien für diesen Vorschlag breite Zustimmung. Für den Posten als Bundesvize wird der Klimaexperte Andreas Jung (46) aus Konstanz gehandelt.
Nach den historisch schwachen Ergebnissen bei Landtags- und Bundestagswahl gibt es auch in der Südwest-CDU heftige Kritik an der Führung und den Ruf nach personeller Erneuerung. Mit dem Schachzug, die Ämter im Land und im Bund aufzuteilen, will Strobl dem Vernehmen nach auch Druck aus dem Kessel nehmen. Ob er bei dem Parteitag am 13. November einen Gegenkandidaten haben wird, ist offen. Allerdings haben mehrere potenzielle Nachfolger schon abgewunken. Neben Jung wollen auch Unions-Bundestagsfraktionsivze Thorsten Frei sowie der bisherige Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger, nicht gegen Strobl antreten.
Der 61-Jährige sagte: „Wir sind im Moment in schwerer See – ich will gemeinsam mit einem starken Team aus Frauen und Männern, jungen und erfahrenen Köpfen, anpacken, einen Beitrag leisten und unser Schiff stabil und verlässlich wieder auf Kurs bringen.“
Strobl steht seit zehn Jahren an der Spitze der Südwest-CDU und ist auch Innenminister und Vize-Regierungschef
in der grün-schwarzen Koalition. Der Heilbronner gilt als Vertrauter des grünen Regierungschefs Winfried Kretschmann, mit dem er trotz der Niederlage der CDU im Frühjahr eine Wiederauflage von Grün-Schwarz aushandelte.
Nach der Pleite bei der Bundestagswahl soll die CDU-Bundesführung – auch mithilfe einer Mitgliederbefragung – erneuert werden. Dazu sagte Strobl: „Für den Bund ebnen wir aus Baden-Württemberg heraus den Weg der Erneuerung. Das heißt ganz konkret, dass ich mich nach zehn Jahren nicht erneut für den Stellvertretenden CDU-Bundesvorsitz bewerbe und damit den Weg für eine personelle Erneuerung aus Baden-Württemberg heraus bereiten möchte.“
Zuletzt gab es aus Teilen der CDU – vor allem in Südbaden – Rufe nach einem Rückzug Strobls. Er selbst sagte zur Stimmung in der Partei: „Freilich ist das gerade keine einfache Zeit für unsere CDU, das ist auch für mich persönlich nicht immer alles nur Friede, Freude, Eierkuchen.“Er habe aber große Motivation, etwas zu bewegen und das Land voranzubringen.
Von Katja Korf