Österreich erneut vor schwieriger Skisaison
Gastronomen sorgen sich wegen drohender Reisewarnungen und fehlender Mitarbeiter – Frankreich mit Auflagen
WIEN/PARIS/SOFIA (dpa) - Nach den erheblichen Ausfällen in der vergangenen Skisaison setzen Urlauber und Skiregionen auf die neue Wintersportsaison – mit Auflagen und unterschiedlichen Herausforderungen für Tourismusplaner. So rüstet sich Österreich angesichts möglicher Reisewarnungen und fehlender Saisonkräfte für eine schwierige Saison. Unter Auflagen starten Frankreichs Wintersportgebiete. Bulgariens Skiregionen haben nicht nur mit Auswirkungen der vierten Corona-Welle zu kämpfen, sondern auch mit steigenden Energiepreisen. Die vergangene Wintersaison war wegen der Pandemie für die meisten Skigebiete in Europa ein Totalausfall.
Nach Darstellung der Wirtschaftskammer Österreich hängen wegen der aktuell hohen CoronaZahlen mögliche Reisewarnungen wie ein Damoklesschwert über der Hotel- und Gaststättenbranche. Obendrein würden in den nächsten Wochen noch etwa 8000 bis 10 000 Saisonkräfte gesucht, sagte die Hotellerie-Sprecherin der Kammer, Susanne Kraus-Winkler: „Wir haben fast weltweit einen Mitarbeitermarkt, sodass sich die Kräfte ihre Stellen sehr genau aussuchen.“Manche Hotels hätten mehrere Angestellte allein für die Suche nach weiteren Mitarbeitern abgestellt.
Ein großes Problem sei zudem, dass wohl bis zu 3000 Kräfte mit dem russischen Impfstoff Sputnik V geimpft seien, der aber wegen fehlender Zulassung in Österreich nicht anerkannt werde. „Wir drängen die Bundesregierung seit Wochen, hier aktiv zu werden und zum Beispiel Kreuzimpfungen mit anderen Stoffen als Impfnachweis gelten zu lassen“, sagte Kraus-Winkler. Auch bei
Gästen aus Osteuropa zeichne sich hier ein Problem ab.
Viele Hotels in Österreich tendierten schon länger zu einer 2G-Regel für Geimpfte und von Corona Genesene, wie sie nun ab Montag gilt. Lieber eine sichere Saison als gar keine Saison sei das Motto, erläuterte Kraus-Winkler. Nach dem Ausfall der Wintersaison 2020/21, deren Folgen teilweise durch Hilfszahlungen abgefedert wurden, könnten sich viele in der Branche einen zweiten ausgefallenen Winter wohl nicht mehr leisten. „Das geht dann an die Reserven“, sagte Kraus-Winkler. In der Wintersaison stehe für das vom Tourismus stark abhängige Österreich viel auf dem Spiel: „Das Vertrauen in das Produkt Wintersaison darf nicht erschüttert werden.“
Für Frankreichs Wintersportgebiete gelten bestimmte Corona-Auflagen. In Warteschlangen an Skiliften und bei anderen Ansammlungen solle eine Masken- und Abstandspflicht gelten, kündigte Premierminister Jean Castex am Samstag nach Angaben des Sender France Info an. Im Skilift könne die Maske dann abgenommen werden.
Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100 000 Einwohner – auf über 200 steigen, greift auch die Pflicht zum Vorzeigen des Gesundheitspasses mit dem Nachweis von Impfung, Genesung oder eines negativen Tests (3G-Regel). Zuletzt lag die Inzidenz in Frankreich bei 54 – in Deutschland am Sonntagmorgen bei 191,5. In der vergangenen Saison waren Skilifte in Frankreich geschlossen. In den Skigebieten betrug der Verlust laut Bergtourismusverband France Montagnes 1,4 Milliarden Euro.
Das EU-Land Bulgarien gilt aus deutscher Sicht seit zwei Wochen als Corona-Hochrisikogebiet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 449,5. Bulgarien ist mit gut 24 Prozent vollständig Geimpften über 18 Jahren EU-Schlusslicht. Das niedrige Impfniveau sei abschreckend für Touristen, warnte die Vizepräsidentin der Europäischen Wellnessvereinigung ESPA, Sijka Kazarowa, im Staatsradio.
Bulgarien führte erst ab 21. Oktober die in der Tourismusbranche umstrittene 3G-Regel ein. Damit erhalten Geimpfte, Getestete und von Covid-19 Genesene per „grünem Zertifikat“Zutritt etwa in Lokalen, Hotels, Fitnessclubs und Einkaufszentren. Für die Skigebiete ist noch keine einheitliche Corona-Regelung abgestimmt. Auch für die Wintersaison 2021/22 setzen die Skigebiete im Süden des Landes auf heimische Touristen und Gäste aus den benachbarten Ländern.