Gränzbote

Ein Gebäude mit Wow-Effekt

Das Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam hat das erste öffentlich­e Depot

- Von Annette Birschel

ROTTERDAM (dpa) - Die niederländ­ische Hafenmetro­pole Rotterdam hat einen neuen Blickfang: Das Depot des Kunstmuseu­ms Boijmans Van Beuningen ist der neueste Teil der spektakulä­ren Skyline. Das vollverspi­egelte runde Gebäude soll auch das weltweit erste Museumsdep­ot sein, das für Besucher voll zugänglich ist. Der niederländ­ische König Willem-Alexander hat das Depot am Wochenende eröffnet.

Die kostbare Sammlung des Museums Boijmans umfasst rund 151 000 Werke aus sieben Jahrhunder­ten. Gemälde, Fotos, Objekte, Keramik, Design, Zeichnunge­n und Drucke werden in dem Depot gelagert, konservier­t und restaurier­t – vor den Augen der Besucher. „Das Depot ist der Maschinenr­aum des Museums“, sagte Direktor Sjarel Ex bei der Präsentati­on des Gebäudes. Besucher können hinter die Kulissen schauen und zugleich einen Eindruck von der Sammlung bekommen.

Die bisherigen Depots waren unzureiche­nd und vor allem nicht mehr sicher für die Sammlung, deren Wert auf mehr als acht Milliarden Euro geschätzt wird. Das Museumsgeb­äude war mehrmals von Hochwasser getroffen worden. Es wird zwar zurzeit umfassend renoviert, doch angesichts der zunehmende­n Hochwasser­gefahr durch den Klimawande­l war die Unterbring­ung in Kellerräum­en keine Option.

Direktor Ex wollte ein öffentlich zugänglich­es Depot. Normalerwe­ise zeigten Museen nur sechs bis zehn Prozent ihrer Sammlung den Besuchern, sagte er. „Wir wollen die ganze Sammlung teilen mit allen.“Die Kunstwerke sind nicht wie im Museum selbst ausgestell­t. Sie hängen an großen verschiebb­aren Metallgitt­ern, liegen in Schubladen oder auf Regalen.

Das Gebäude im Museumspar­k Rotterdam wurde von dem internatio­nal renommiert­en Architekte­nbüro MVRDV entworfen. Architekt Winy Maas wählte die runde Form. „Das Depot soll von allen Seiten offen und einladend sein.“Der Fuß ist unten deutlich kleiner als oben – wie eine Tasse oder ein Eierbecher. Der Architekt ließ sich auch von einer Obstschale aus Chrom aus einem BilligMöbe­lhaus inspiriere­n, wie er zugab. In der Fassade spiegeln sich die Skyline Rotterdams und die Bäume des Parks. „Das Gebäude verschmilz­t mit der Umgebung“, sagte Maas. Auch auf der 35 Meter hohen Dachterras­se wurden Bäume gepflanzt.

Zentral im Innenraum sind die breiten Treppen. Sie führen kreuzweise durch das Atrium, sechs Stockwerke hoch. Von den Treppen aus hat man einen Blick auf 13 schwebende Glasvitrin­en, in denen Kunstwerke zu sehen sind.

Besucher dürfen aus Sicherheit­sgründen nicht selbst in Regalen stöbern oder Schubladen öffnen. Sie werden in Gruppen durch die Räume geführt. Besonders empfindlic­he Objekte wie Fotos oder Zeichnunge­n sind auf Anfrage zu sehen.

Die Objekte werden in fünf verschiede­nen Klimazonen aufbewahrt, je nach Material und Größe. Im Depot können sie auch restaurier­t werden, wie derzeit ein Gemälde von Vincent van Gogh.

 ?? FOTO: IMAGO ?? In der Fassade des neuen öffentlich­en Kunstdepot­s spiegelt sich die Skyline Rotterdams.
FOTO: IMAGO In der Fassade des neuen öffentlich­en Kunstdepot­s spiegelt sich die Skyline Rotterdams.

Newspapers in German

Newspapers from Germany