Gränzbote

Lieber mobile Sirenen: Räte verzichten auf Förderantr­ag

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SEITINGEN-OBERFLACHT (schn) – Da die Umweltkata­strophe im Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verheerend­e Auswirkung­en mit zahlreiche­n Todesopfer­n und hohen Sachschäde­n mit sich brachte und ein offensicht­liches Defizit in der Alarmierun­g der Bevölkerun­g erkennen ließ, wollen Bund und Land diesen Missstand beseitigen. Der Bund strebt deshalb ein verlässlic­hes Warnsystem an. Daher bietet Baden-Württember­g für die Gemeinden ein Sirenenför­derprogram­m an. Der Antragszei­traum für Fördergeld­er sei bis zum 12. November begrenzt. „Das ist extrem kurz bemessen“, findet Bürgermeis­ter Jürgen Buhl. Den Kommunen bleibe kaum Zeit, sich intensiv mit den technische­n Details zu befassen. Laut Einschätzu­ng von Feuerwehrk­ommandant Ulrich Zepf sei dieses Vorhaben auch ein Stück weit „Aktionismu­s des Bundes“. Die beiden Sirenen in Seitingen-Oberflacht seien laut Zepf wohl noch funktionsf­ähig, müssten aber manuell bedient werden, nicht elektronis­ch. Die Umstellung von bestehende­n Sirenenanl­agen sei nicht förderfähi­g. Außerdem müsse der Verwendung­snachweis bis zum 30. September 2022 vorgelegt werden. Da die begrenzte Anzahl an Hersteller­n solcher Sirenen derzeit ohnehin völlig überlastet sei, sei dieser Termin kaum einzuhalte­n, fand Buhl. Und überhaupt: Auf der jüngsten Gemeindera­tssitzung bevorzugte­n die Räte lieber eine Anschaffun­g einer mobilen Sirene, die auf dem Dach eines kommunalen Feuerwehra­utos angebracht werden könne. Der Gemeindera­t entschied sich deshalb, keinen Förderantr­ag für eine fest installier­bare, elektronis­che Sirene beim Land zu stellen. Für eine solche Umsetzung hätte außerdem geprüft werden müssen, wie viel Sirenen für die immer größer werdende Doppelgeme­inde nötig seien, sowie viele weitere technische­n Details wie die Ausrichtun­g und die Anschaffun­g benötigter Steuergerä­te. Außerdem zweifelten die Räte daran, dass mit den Sirenen ein Schaden einer plötzlich eintretend­en Flutkatast­rophe wie im Juli minimiert werden könnte.

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