Das Symbol eines langen Kampfes
Wappenserie: Erst in den 70er Jahren werden Emmingen und Liptingen eine Gemeinde – Doch der Weg dorthin war steinig
EMMINGEN-LIPTINGEN (jas) - Um das Wappen der Gemeinde Emmingen-Liptingen erklären zu können, muss zunächst ein kurzer Blick auf die Entstehung der Gemeinde geworfen werden. Denn nur für wenige Gemeinden im Landkreis hat die von der Landesregierung in Baden-Württemberg angestoßene Gebietsreform in den 1970er Jahren solch einschneidende Veränderungen geboten.
Die erste Neuerung betraf die Zugehörigkeit zu einem anderen Landkreis, ausgelöst durch die Kreisreform 1973. Emmingen, vormals zugehörig zum Landkreis Donaueschingen, fand ebenso wie Liptingen, das zu Stockach gehörte, eine neue Heimat im Landkreis Tuttlingen. Für weit größere Aufregung sorgte aber der Zusammenschluss von Emmingen und Liptingen, der alles andere als harmonisch ablief. „Beide Ortsteile hatten eigentlich gar nichts miteinander zu tun“, sagt Hauptamtsleiter Patrick Allweiler. Wie verschieden die Standpunkte unter den Betroffenen dabei waren, zeigt sich auch an der Dauer. Von 1970 bis 1976 zogen sich die Diskussionen über einen Zusammenschluss, die sogar durch ein Gerichtsurteil schlussendlich geklärt werden mussten.
1971 wurde in Emmingen eine Bürgerbefragung durchgeführt. Eine knappe Mehrheit sprach sich für eine Einheitsgemeinde mit Liptingen aus. Der Gemeinderat stimmte aber dagegen. Erst später schwenkte das Gremium um und strebte eine Einheitsgemeinde mit Liptingen sowie Hattingen an. In Liptingen waren die Vorbehalte noch größer. Die Idee eines Zusammenschlusses mit Emmingen löste in Liptingen, nun, wenig Begeisterung aus. Neben einer Eingemeindung zu Neuhausen stand die Idee, die Selbstständigkeit zu wahren, hoch im Kurs. Mit umliegenden Gemeinden wie Heudorf und Rorgenwies sollte die Souveränität bewahrt bleiben. In einer Bürgeranhörung sprachen sich 94 Prozent für die Selbstständigkeit aus und gegen eine Einheitsgemeinde mit Emmingen. Aber es sollte anders kommen. Die Landesbehörde beharrte auf dem Zusammenschluss und 1975 fanden die ersten Gemeinderatswahlen in der neuen Gemeinde Emmingen statt. Dies wollten die Liptinger nicht akzeptieren und die Gemeinde reichte eine Klage beim Staatsgerichtshof Baden-Württemberg ein. Dies änderte aber nichts an der Entscheidung. Das Gericht bestätigte am 19. März 1976 die neue Einheitsgemeinde Emmingen. Zum 1. April 1976 beschloss der Gemeinderat, dass die Gemeinde künftig den Namen Emmingen-Liptingen trägt.
In dieser Zeit entstand auch das Wappen der Gemeinde EmmingenLiptingen. Verliehen wurde es 1978 vom Landratsamt Tuttlingen. Es zeigt zwei silberne Sterne und einen goldenen Schrägbalken auf schwarzem Grund. Das goldene Schildhaupt ziert eine blaue Hirschstange.
Das Wappen ohne Schildhaupt stellt das alte Wappen von Emmingen ab Egg dar.
Im Emminger Wappen sind zwei Herrschaftsverhältnisse repräsentiert: Der goldene Schrägbalken war das Wappen der Herren von Emmingen, die in einem Lehensverhältnis zu den Grafen von Zollern standen. Die Herren von Emmingen waren im Mittelalter der ansässige Ortsadel. Die silbernen Sterne sowie die Farben sind an das Wappen der Herrschaft Hewen angelehnt. Emmingen gehörte seit dem 15. Jahrhundert zum Herrschaftsgebiet Hohenhewen, auch wenn es 1631 an die Herrschaft Fürstenberg ging und 1806 zu Baden.
Das Wappenhaupt mit der blauen Hirschstange spiegelt die Vergangenheit des ersten schriftlich erwähnten Ortes im Landkreis Tuttlingen, nämlich 761, wider: Liptingen. Der Ort gehörte zur Landgrafschaft Nellenburg, die wiederum Österreich unterstand. Das Wappen Liptingens
ziert rechts drei blaue Hirschstangen auf goldenem Grund. Dies ist auch das Wappen der Nellenburger, deren Hirschstangen im Vergleich zu denen der Württemberger blau und nicht schwarz sind. Im linken Teil des Liptinger Wappens sind zwei gekreuzte Schwerter auf rotem Grund zu sehen. Das Symbol spielt auf die Schlacht von Liptingen an, die 1799 zwischen Frankreich und Österreich unweit von Liptingen geschlagen wurde. Im neuen Wappen der Gemeinde ist das Symbol nicht mehr zu sehen.
Inwieweit ist aus den zwei Orten nun eine Gemeinde geworden? Noch immer gibt es den Wald zwischen den beiden Orten und die Entfernung von gut fünf Kilometern. Doch Allweiler zieht ein positives Fazit. So kamen die beiden Fußballvereine zusammen, auch wenn die Musik- und Fasnetvereine getrennt sind. „Für die meisten gibt es das Ortschaftsdenken, wenn überhaupt