Farke siegt und fliegt
Norwich City entlässt deutschen Trainer nach 2:1
NORWICH/FRANKFURT (SID) - Daniel Farke wird den Tag zukünftig wohl nicht mehr vor dem Abend loben. „Das ist großartig heute“, hatte der deutsche Teammanager von Norwich City nach dem ersten Saisonsieg in der englischen Premier League noch euphorisch zu Protokoll gegeben. Drei Stunden später war der Coach des Tabellen-Schlusslichts seinen Job los. Siegen und dennoch fliegen – das erstaunte sogar den hartgesottenen Gary Lineker. Man sollte besser „niemals ein Spiel gewinnen“, schlussfolgerte die englische FußballIkone voller Ironie bei Twitter: „Das ist ein Anfängerfehler.“
Die Verantwortlichen von Norwich sahen das wohl ähnlich. Der Sieg bei Mitaufsteiger FC Brentford (2:1) spielte bei ihrer Entscheidung jedenfalls keine Rolle. „Es war nicht einfach. Ich weiß, wie sehr Daniel und sein
Trainerteam den Erfolg gewollt haben“, sagte Sportdirektor Stuart Webber: „Wir denken jedoch, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung ist, um die besten Voraussetzungen zu haben und in der Premier League zu bleiben.“
Mit seiner Entlassung hatte Farke nicht gerechnet. Nach dem Sieg in Brentford war der 45-Jährige noch vom Erfolg seiner Mission überzeugt. „Wir haben einen großen Teamgeist und Glauben in der Truppe“, hatte Farke gesagt.
Den Verantwortlichen um Webber fehlte allerdings die Überzeugung mit Blick auf den Klassenerhalt. Denn mit Abstiegen kennt man sich bei Norwich mittlerweile ebenso gut aus wie mit Aufstiegen. Farke war 2017 von Borussia Dortmunds Reserve gekommen, 2019 führte er die Canaries in die Premier League. Ein Jahr später folgte der direkte Wiederabstieg, im vergangenen Sommer ging es aber gleich wieder hoch – mit dem Clubrekord von 97 Punkten. Farke schien bis auf Weiteres gesetzt – bis Samstagabend.
„Der gesamte Club sollte Daniel und seinem Stab für immer dankbar sein“, sagte Webber, Farke habe Norwich „unvergessliche Momente“auf „unserer Reise“beschert. Die Regeln des Profifußballs konnte er dann aber doch nicht aushebeln. Nur fünf Treffer und ein deutlicher Rückstand zu den Nichtabstiegsplätzen, all das sprach gegen Farke.