Gränzbote

Blick auf Anzeigetaf­el macht glücklich

Isabel Gose, Florian Wellbrock und Sven Schwarz schwimmen bei EM aufs Podest

- Von Thomas Eßer

KASAN (dpa) - Die Form stimmt, die WM kann kommen: Mit der Power und dem Selbstvert­rauen des Olympiasie­gers hat Florian Wellbrock seine internatio­nale Topverfass­ung eindrucksv­oll bestätigt. Bei der EM in Kasan schnappte sich der 24 Jahre alte Freistilsc­hwimmer zunächst souverän den Titel über 1500 Meter und holte damit erstmals Gold bei einem großen Event auf der 25-Meter-Bahn. Zum Abschluss ließ er in einem packenden Duell mit Dauerkonku­rrent Gregorio Paltrinier­i Silber über 800 Meter folgen. Zu Gold fehlte in deutscher Rekordzeit von 7:27,99 Minuten die Winzigkeit von fünf Hundertste­lsekunden auf den Italiener.

Fair klatschte Wellbrock nach der Schwimm-Show am Sonntag mit Paltrinier­i ab und pustete ein paarmal kräftig durch. „Bei der Zeit zu dem Zeitpunkt kann man echt nicht meckern“, sagte Wellbrock. „Es war echt ein schnelles Rennen. Deswegen kann ich hier heute erhobenen Hauptes rausgehen und mit dem Rennen an sich sehr, sehr zufrieden sein.“Sein Fazit der EM: „Es hat wirklich Spaß gemacht.“

Neben Wellbrock glänzten beim kontinenta­len Kräftemess­en auch dessen Magdeburge­r Teamkolleg­in Isabel Gose und Sven Schwarz aus Hannover mit je zweimal Edelmetall. Dank der drei Erfolgsgar­anten in Russland fliegt das deutsche Team mit einmal Gold, einmal Silber und viermal Bronze nach Hause. Vor zwei Jahren in Glasgow hatte es einmal

Gold, fünfmal Silber und zweimal Bronze gegeben. Marco Koch war damals Dritter über 200 Meter Brust geworden. Diesmal hatte er als Sechster mit der Medaillenv­ergabe nichts zu tun. Auch die anderen deutschen Schwimmer im insgesamt jungen Team konnten nicht ganz vorne mithalten.

Für Wellbrock war die Europameis­terschaft auch ein Test für die Weltmeiste­rschaft vom 16. bis zum 21. Dezember in Abu Dhabi. Der Olympiasie­ger über zehn Kilometer im Freiwasser und Tokio-Bronzegewi­nner über 1500 Meter im Becken will sich auch auf der Kurzbahn in der Weltspitze etablieren – damit legte er gut los. In 14:09,88 Minuten stellte er auch über 1500 Meter bei seinem Titel eine deutsche Bestmarke auf und besiegte Paltrinier­i souverän.

Neben dem derzeit besten deutschen Schwimmer überzeugte­n auch die beiden 19-jährigen Gose und Schwarz. Freistilsc­hwimmer Schwarz war nach seinem starken Bronze-Rennen bei Wellbrocks Sieg selbst überrascht und begeistert. Im 800-MeterRenne­n zeigte er seine starken Schlussspu­rt-Qualitäten erneut und wurde wieder Dritter. Der Hannoveran­er, den Wellbrock anerkennen­d als einen „von den jungen Wilden“bezeichnet­e, hatte im Frühjahr noch mit einer Corona-Infektion zu kämpfen gehabt und die Olympische­n Spiele verpasst. Umso größer war nun seine Freude.

Gose hatte bereits bei Olympia mit Platz sechs über 400 Meter Freistil auf sich aufmerksam gemacht. In Russland durfte sie nun zunächst über Bronze über die doppelte Distanz jubeln, ehe sie an einem für sie außergewöh­nlich stressigen Sonntag erneut Dritte wurde. „Ich war einfach so glücklich gerade, als ich auf die Anzeigetaf­el geguckt habe“, sagte sie nach dem 400-Meter-Rennen. Keine 30 Minuten zuvor war Gose Siebte über 200 Meter geworden. „Hätte ich danach kein Rennen mehr gehabt, hätte ich wahrschein­lich angefangen zu heulen“, sagte sie und konnte nach dem späteren Erfolg darüber lachen.

Internatio­nal setzte unter anderen der Ungar Szebasztia­n Szabo mit drei Titeln und einem Weltrekord über 50 Meter Schmetterl­ing in 21,75 Sekunden Maßstäbe. Am Schlusstag stellte Ilja Schymanowi­tsch aus Belarus über 50 Meter Brust in 25,25 Sekunden ebenfalls eine Weltbestma­rke auf.

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FOTO: DPA Isabel Gose freut sich über zweimal Bronze in Kasan.

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