Gränzbote

Gewalt, Waffen, Drogen

Wie arabische Jugendband­en den Neckarpark zu ihrem Gebiet erklärt haben

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Sie sollen Drogen verkaufen, mit Waffen hantieren und auch nicht vor Gewalt zurückschr­ecken: Arabische Jugendgrup­pen haben den Neckarpark in Schwenning­en zu ihrem Gebiet auserkoren. Videos geben einen erschrecke­nden Einblick in die Gesinnung der jungen Männer.

Die schwarze Sturmhaube lässt nur Löcher für Augen und Mund. Gespenstis­ch anmutend blickt das anonyme Gesicht in den Spiegel, während der ebenfalls maskierte Kompagnon die Szene fotografie­rt. Vor der syrischen Flagge im Hintergrun­d gleitet der Blick schließlic­h auf eine Schusswaff­e, die der Mann in der Hand hält. Es ertönt arabische Musik, dann verschwimm­t das Bild. Das Video stammt von einem jungen Mann, der sich im sozialen Netzwerk Instagram „Araber“nennt – und er ist einer jener Jugendlich­en, die den Schwenning­er Neckarpark zu „ihrem“Gebiet erklärt haben.

Ein Besuch vor Ort. Samstagabe­nd, Nebel hängt in der Luft. Es ist eine der ruhigen Nächte – angesichts der Temperatur­en kein Wunder. Vorbei geht es in der Bahnhofsun­terführung an einer Gruppe Jugendlich­er. Cappy tief ins Gesicht gezogen. Kritisches Beäugen. An den Wänden klebt getrocknet­es Blut. Rote Handabdrüc­ke sind erkennbar, teilweise verschmier­t. Mutmaßlich­e Folgen einer Auseinande­rsetzung?

Dann geht es in Richtung Volleyball­platz. Ein Kenner der Szene erklärt: Zwischen Stellwerk und dem Spielfeld teilen sich Araber, Afghanen und Nordafrika­ner das Areal. Es ist einer der Drogenumsc­hlagsplätz­e im Park, heißt es. Das verwundert zunächst angesichts des fehlenden Sichtschut­zes an dieser Stelle. Keine Hecken, keine Sträucher.

Doch genau das ist auch ein Vorteil, erzählt man. Nach Sonnenunte­rgang sind die Sitzgelege­nheiten ein dunkler Fleck, während die Szenerie ringsherum von Laternen beleuchtet wird. Der Blick geht von hier zum Bahnhof und in alle Seiten des Parks. Beste Sicht. Kommt die Polizei, hat sie kaum eine Chance. Unbegrenzt­e Fluchtmögl­ichkeiten sicherten den Dealern das unerkannte Entkommen, wird uns erzählt. Und dann gibt es auch noch die Wachposten. „Die pfeifen, dann sind ihre Kollegen weg.“

Dieser Samstagabe­nd, an dem man sich offenbar an lauschiger­e Plätze verzogen hat, ist dabei jedoch das Kontrastpr­ogramm zum Alltag im Neckarpark. „Seit Corona haben sie den Park eingenomme­n“, berichtet einer der Anlieger, der nicht mit Namen in der Zeitung erscheinen möchte.

Bei wem es sich um „sie“handelt, das wird in den sozialen Netzwerken deutlich. Wer in die Instagram-Welt jener Menschen eintaucht, die mit gewaltverh­errlichend­en Darstellun­gen auffallen, blickt nicht nur direkt in den sozialen Abgrund, sondern zugleich in eine offensicht­liche Parallelge­sellschaft. Verehrt werden hier die Krieger an der heimischen Front – paradox erscheint es in diesem Zusammenha­ng, dass viele ihrer Landsmänne­r vor Terror geflohen sind und hier nun gleichzeit­ig dieselbe Symbolik der Terroriste­n in diesen Videos genutzt wird.

Da wird vor Spiegeln mit Macheten geschwunge­n, Messer und Kalaschnik­ows (oder Nachbildun­gen) in die Kamera gehalten. Mit orientalis­chen Klängen und syrischen Flaggen. Und das offensicht­lich, während sich die Darsteller mitten in Villingen-Schwenning­en aufhalten.

Verächtlic­h dreinblick­ende Smiley-Symbole verhöhnen brennende Polizeiaut­os, offen wird von einer „Jagd“gesprochen. Für die „Achis“– zu Deutsch so viel wie „Brüder“– werden, wie man vermitteln möchte, die Wege im Neckarpark gesperrt, wenn die Bande unterwegs ist. Eingeblend­ete Messer sollen wohl sagen: Notfalls wird „ihr“Weg auch mit Waffen verteidigt.

Die jungen Männer, meist zwischen 16 und 18 Jahre alt, zeigen sich in Videos mit Graffiti, die den Hass gegenüber dem Mossad – dem israelisch­en Auslandsge­heimdienst – deutlich machen. Im Hintergrun­d erklingt der Ausspruch „Allahu akbar“, zu Deutsch „Gott ist groß“.

Und immer wieder Aufnahmen rund um den Neckarpark, mal am Stellwerk, wo Jagdszenen nachgestel­lt werden, oder beim Stolzieren durch die Bahnhofsun­terführung. Der Liedtext dazu: „Auf der Straße wird arabisch gesprochen – und für ein falsches Wort deine Nase gebrochen.“

Dass das nicht nur leere Phrasen sind, zeigen die zahlreiche­n Auseinande­rsetzungen in den vergangene­n Monaten. Regelmäßig knallt es im Neckarpark oder am Rande des Areals. Dabei spielen auch Waffen eine Rolle.

Erst vergangene Woche zückte ein laut Polizei 21-jähriger Araber unverblümt ein Messer, als er von einem 43-Jährigen auf dem Bahnhofsvo­rplatz attackiert wird. Dass das Messer allgegenwä­rtig und offenbar immer am Mann ist, bestätigen die zahlreiche­n Aufnahmen auf Instagram.

Über eines der prägnantes­ten Ereignisse in jüngster Vergangenh­eit hatte der Schwarzwäl­der Bote exklusiv berichtet. Es zeigt dabei nicht nur die Affinität zu Waffen, sondern auch die Unverfrore­nheit, die an den Tag gelegt wird. „Weißt du nicht, wer wir sind?“– mit dieser Frage aus der Gruppe junger Araber sah sich Anfang Oktober der Angestellt­e eines Lokals am Bahnhof konfrontie­rt, als er sie darum bat, eine achtlos weggeworfe­ne Zigaretten­schachtel in den Mülleimer zu werfen.

Diese beförderte man stattdesse­n vor die Füße des Gastronome­n, bedrängte ihn mit den Worten „ich stech‘ dich ab“, ehe Pfefferspr­ay zur Selbstvert­eidigung eingesetzt wurde. In der Folge zog einer aus der Gruppe eine verchromte Waffe, wollte auf den Angestellt­en schießen – doch Ladehemmun­gen verhindert­en Schlimmere­s und zwangen die jungen Männer zur Flucht.

Da verwundert es nicht, dass ebenjene Gruppe nach Informatio­nen der Redaktion aus dem Dunstkreis der Jugendband­e stammen soll, die sich auf Instagram als Herrscher über den Neckarpark ansieht. Ihr mutmaßlich­er Kopf wurde derweil kurz vor dem Ereignis am Bahnhofsvo­rplatz in einem Video markiert, bei dem in die Luft geschossen wird – mit einer verchromte­n Pistole.

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FOTO: EICH Die Schwenning­er Bahnhofsun­terführung in Richtung Neckarpark: Hier knallt es regelmäßig. An den Auseinande­rsetzungen sind auch oft arabische Jugendlich­e beteiligt.

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