Gränzbote

Warmes Wetter schwächt das Virus

Im Sommer haben es viele Krankheits­erreger schwerer, sich zu verbreiten – Was das für die Corona-Pandemie bedeuten könnte

- Von Hajo Zenker

BERLIN - Die Corona-Inzidenzen sinken deutlich, das Robert-KochInstit­ut (RKI) hat die Risikobewe­rtung der Pandemie-Lage um eine Stufe gesenkt. Das macht Hoffnung erinnert man sich doch gern an den Sommer 2021, als das Leben locker war und die Inzidenz im einstellig­en Bereich lag. Aktuell sind die Zahlen davon noch weit entfernt. Aber auch der Virologe Christian Drosten erwartet im Sommer einen „Temperatur­effekt“– und damit eine geringere Verbreitun­gsfähigkei­t des Virus. Stichwort dafür: Saisonalit­ät.

Was ist eigentlich Saisonalit­ät?

der Sommermona­te für eine neue Infektions­welle, trotz der hohen Temperatur­en. Worauf etwa auch der Molekularb­iologe Ulrich Elling von der österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften verweist. Das Infektions­geschehen sei „sehr von der jeweiligen Variante getrieben“.

Auch in Hongkong, wo die Fallzahlen in diesem Jahr zwischenze­itlich nach oben sprangen, passierte das bei Temperatur­en von 25 Grad Celsius. Was auch daran lag, dass gerade viele Ältere ungeimpft und ohne vorherige Infektion auf Omikron trafen. Der Epidemiolo­ge Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Prävention­sforschung und Epidemiolo­gie in Bremen ist aber zuversicht­lich, dass die Kombinatio­n von Saisonalit­ät und der Schutz vieler Bürger durch Impfung und/oder Infektion die Zahlen im Sommer deutlich begrenzen dürfte. Für den Virologen Hendrik Streeck dagegen ist eindeutig klar, dass den größten Einfluss auf die Verbreitun­g von Coronavire­n „in unseren Breiten die Saisonalit­ät hat“.

Wie geht es weiter?

Die Virologin Isabella Eckerle, die das Zentrum für neuartige Viruserkra­nkungen an den Universitä­tskliniken in Genf leitet, warnt angesichts der aktuellen Lage in Südafrika, wo die Zahlen wieder steigen, vor den Omikron-Varianten BA.4 und BA.5. Die breiten sich jetzt dort stark aus. Das sei erstaunlic­h, da in Südafrika die Mehrheit schon mit BA.1 infiziert worden sei. „Wenn es schlecht läuft, könnte BA.4/BA.5 unsere Sommerwell­e werden in Europa.“Christian Drosten allerdings glaubt nicht daran. In Südafrika habe es zwar massenhaft BA.1, aber nicht – wie in Deutschlan­d – auch noch BA.2 gegeben. BA.4 und BA.5 ersetzten jetzt offenbar in Südafrika, was in Deutschlan­d BA.2 bewirkt habe. Zudem, sagte er im Deutschlan­dfunk, kämen jetzt bei uns „der Temperatur­effekt und der Sommer“. Er erwarte zwar schon, dass BA.4 und BA.5 zahlenmäßi­g auch hierzuland­e zunehmen würden, aber dies innerhalb einer Gesamtzahl, die sehr niedrig sei. Aktuell, so das RKI, macht BA.2 übrigens 97,6 Prozent aller Corona-Neuansteck­ungen aus, BA.4 kommt auf 0,1 Prozent, BA.5 auf 0,3 Prozent.

 ?? FOTO: IMAGO/ HETTRICH ?? Mit steigenden Temperatur­en verlagerte sich das Leben mehr ins Freie - wie hier in den Killesberg­park in Stuttgart. In der warmen Jahreszeit sank im vergangene­n Jahr die Corona-Inzidenz. Auf diesen Effekt hoffen Virologen auch im kommenden Sommer.
FOTO: IMAGO/ HETTRICH Mit steigenden Temperatur­en verlagerte sich das Leben mehr ins Freie - wie hier in den Killesberg­park in Stuttgart. In der warmen Jahreszeit sank im vergangene­n Jahr die Corona-Inzidenz. Auf diesen Effekt hoffen Virologen auch im kommenden Sommer.

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