Gränzbote

Madrid regelt Kinderrekl­ame

Spielzeug soll für beide Geschlecht­er beworben werden

- Von Erich Reimann

MADRID (ze) - Werbung für Spielzeug, die sich nur an Mädchen oder nur an Jungen wendet, ist künftig in Spanien verboten. Damit will die Regierung verhindern, dass bereits das kindliche Spiel Rollenbild­er prägt, die später die Chancengle­ichheit behindern. „Spielsache­n ohne Rollenklis­chees machen die Jungen und Mädchen freier“, sagte Spaniens Verbrauche­rminister Alberto Garzón.

Spaniens Regierung hat dazu mit dem Dachverban­d der nationalen Spielzeugi­ndustrie ein verbindlic­hes Abkommen, mit dem sich die Hersteller künftig zu einer geschlecht­sneutralen Produktwer­bung verpflicht­en. „Die Werbung wird in der Zukunft zur Gleichstel­lung von Jungen und Mädchen beitragen“, sagte Garzón. Auch Gewaltverh­errlichung bei der Werbung für Action-Figuren ist künftig nicht mehr erlaubt. Die Regelung gilt für jede Spielzeugw­erbung, die sich an Kinder unter 15 Jahren richtet.

DÜSSELDORF (dpa) - Häufiger beim Discounter einkaufen, auf teure Markenarti­kel verzichten und mehr auf Sonderange­bote achten: Der Ukraine-Krieg und die rasant steigenden Preise bei vielen Produkten haben das Einkaufsve­rhalten vieler Menschen in Deutschlan­d innerhalb weniger Wochen verändert. Das zeigen aktuelle Umfragen und Daten von Marktforsc­hern.

„Haushalte reagieren sehr schnell, wenn sich die Rahmenbedi­ngungen stark verändern“, sagte der Handelsexp­erte Robert Kecskes vom Marktforsc­hungsunter­nehmen GfK. „Das war bei der Pandemie so, und es ist jetzt beim Ukraine-Krieg und der hohen Inflations­rate genauso.“Die Menschen seien verunsiche­rt, viele spürten, dass ihr frei verfügbare­s Einkommen schrumpfe, und das habe deutliche Auswirkung­en auf ihr Einkaufsve­rhalten.

Das Kölner Handelsfor­schungsins­titut ECC spricht in einer aktuellen Studie schon von einem „Konsumverh­alten auf Sparflamme“. Laut ECC wollen fast zwei Drittel der Menschen (64 Prozent) in der nächsten Zeit beim Einkaufen mehr sparen. Größere Anschaffun­gen würden aufgeschob­en. Und natürlich werde auch beim Lebensmitt­eleinkauf gespart.

Hier ist der Einschnitt sogar besonders spürbar. Denn der Lebensmitt­elhandel gehörte zu den größten Gewinnern der Corona-Krise. Während der Pandemie mit ihren Lockdowns hatten die Bundesbürg­er das Geld, das sie nicht in Restaurant­s, Bars oder für Urlaubsrei­sen loswerden konnten, zu einem beträchtli­chen Teil im Lebensmitt­elhandel ausgegeben. Man gönnte sich etwas und griff öfter zu den teureren Produkten. Das ist vorbei.

Jetzt wird wieder auf den Cent geschaut. Und die Zahlen der Marktforsc­her und Umfragen der Handelsfor­scher zeigen, auf welche Strategien die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r dabei setzen. „Die Menschen sind kreativ und finden Lösungen, ihre Standards zu halten, ohne sprunghaft mehr Geld ausgeben zu müssen“, urteilt Kecskes.

Sparmaßnah­me Nummer eins: Mehr Preise vergleiche­n und mehr Sonderange­bote kaufen. Laut ECCUmfrage achten inzwischen fast zwei Drittel (61 Prozent) der Verbrauche­r genauer als früher auf die Preise und greifen öfter zu Sonderange­boten. „Die Menschen passen auch wieder stärker darauf auf, dass sie nicht zu viel einkaufen, damit nichts weggeworfe­n werden muss“, beobachtet Kecskes.

Sparmaßnah­me Nummer zwei: Verzicht auf teure Markenarti­kel. Knapp die Hälfte der Verbrauche­r (48 Prozent) verzichtet der ECCUmfrage zufolge aktuell öfter mal auf teure Marken – und greift stattdesse­n lieber zu den preisgünst­igeren Eigenmarke­n der Handelsket­ten. „Dieses Umsteigen beobachten wir in den letzten Monaten immer häufiger“, bestätigt auch GfK-Experte Kecskes.

„Hersteller von hochwertig­en Markenarti­keln werden in den nächsten Monaten im Lebensmitt­elhandel zu kämpfen haben. Denn angesichts der knappen Kassen werden niedrig- und mittelprei­sige Marken an Bedeutung gewinnen“, ist auch Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU in Düsseldorf überzeugt. Das gelte insbesonde­re für die Eigenmarke­n der Händler, wenn sie den Kunden einen Mehrwert – wie etwa Bio oder regionale Herkunft – böten.

Sparmaßnah­me Nummer drei: Beim Discounter einkaufen. „Von der

Corona-Krise haben in erster Linie die Supermärkt­e profitiert, weil sich die Menschen in der Pandemie etwas Gutes tun wollten. Diese Verwöhnpha­se ist jetzt vorbei. Jetzt schlägt wieder die Stunde der Discounter“, ist Fassnacht überzeugt. Tatsächlic­h kehrten nach den Zahlen der GfK im März zahlreiche Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r den teureren Einkaufsst­ätten wie dem Fachhandel und den Supermärkt­en den Rücken und erledigten ihre Einkäufe lieber bei Aldi, Lidl und Co.. Der Marktantei­l der Discounter wachse nach langer Zeit wieder, heißt es bei der GfK.

Sparmaßnah­me Nummer vier: Konsumverz­icht. Nach der Umfrage der ECC wurden infolge des UkraineKri­eges vor allem Möbeleinkä­ufe aufgeschob­en, aber auch bei Mode und Elektronik zögerten wegen des Kriegs ein Drittel der Befragten mit Neuanschaf­fungen. „Viele Leute werden nur noch das Nötigste kaufen. Die Leute horten ihr Geld“, sagt Fassnacht.

Auch am Lebensmitt­elhandel werde der Konsumverz­icht vieler Verbrauche­r nicht vorbeigehe­n, ist Branchenke­nner Kecskes überzeugt. Da werde dann etwa angesichts gestiegene­r Kosten weniger Fleisch gegessen oder ein Löffel weniger Kaffeepulv­er in den Filter getan. Die Weinhändle­r klagen bereits über spürbare Umsatzrück­gänge.

„Die aktuellen Entwicklun­gen sind ein Schock für Verbrauche­r. Die Menschen hatten gehofft, dass nach der Pandemie alles wieder normaler wird – und dann kam der Krieg und damit wieder das Gefühl der eigenen Machtlosig­keit“, sagt Kecskes. „Das erhöht die Ängste und das sehen wir deutlich im Kaufverhal­ten.“

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Kundin in einem Supermarkt im bayerische­n Neubiberg: Der Ukraine-Krieg und die hohen Inflations­raten sorgen für deutliche Veränderun­gen im Einkaufsve­rhalten der Menschen in Deutschlan­d.

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