Durchhalteparolen in Moskau
Sicherlich hätte Wladimir Putin am „Tag des Sieges“gern verkündet, dass Russland die Ukraine besiegt hat. Solcherart Triumphe konnte er in seiner Rede zum 77. Jahrestag des Sieges gegen Nazideutschland nicht verkünden. Im Gegenteil.
Gemessen an den Erwartungen, er könne die Parade seines Militärs dazu nutzen, zu einer Eskalation des Krieges aufzurufen oder die Mobilmachung zu verkünden, war die Rede erstaunlich traditionell. Sie war intoniert als Hymne auf die Opferbereitschaft der russischen Soldaten und eine Anklage gegen den Westen.
Immerhin: Das Wort „Atomwaffen“oder eine Andeutung des
Einsatzes anderer extremer Mittel im UkraineKrieg, die in den vergangenen Wochen immer mal wieder verklausuliert in Äußerungen vorgekommen waren, fiel nicht. Das allein ist schon eine gute Nachricht.
Dennoch besteht zum Durchatmen kein Anlass. Putins Rede wirkte zwar nicht wirklich kriegerisch, dafür aber wie eine Ermahnung zum Durchhalten – ein Hinweis darauf, dass ein Kriegsende vorerst nicht absehbar ist. Letztlich ließ er sich damit alle Optionen offen. Aber niemand weiß, was der russische Präsident als Nächstes plant.
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