Gränzbote

Durchhalte­parolen in Moskau

- Von Stefan Kegel

Sicherlich hätte Wladimir Putin am „Tag des Sieges“gern verkündet, dass Russland die Ukraine besiegt hat. Solcherart Triumphe konnte er in seiner Rede zum 77. Jahrestag des Sieges gegen Nazideutsc­hland nicht verkünden. Im Gegenteil.

Gemessen an den Erwartunge­n, er könne die Parade seines Militärs dazu nutzen, zu einer Eskalation des Krieges aufzurufen oder die Mobilmachu­ng zu verkünden, war die Rede erstaunlic­h traditione­ll. Sie war intoniert als Hymne auf die Opferberei­tschaft der russischen Soldaten und eine Anklage gegen den Westen.

Immerhin: Das Wort „Atomwaffen“oder eine Andeutung des

Einsatzes anderer extremer Mittel im UkraineKri­eg, die in den vergangene­n Wochen immer mal wieder verklausul­iert in Äußerungen vorgekomme­n waren, fiel nicht. Das allein ist schon eine gute Nachricht.

Dennoch besteht zum Durchatmen kein Anlass. Putins Rede wirkte zwar nicht wirklich kriegerisc­h, dafür aber wie eine Ermahnung zum Durchhalte­n – ein Hinweis darauf, dass ein Kriegsende vorerst nicht absehbar ist. Letztlich ließ er sich damit alle Optionen offen. Aber niemand weiß, was der russische Präsident als Nächstes plant.

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politik@schwaebisc­he.de

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