Gränzbote

Der Krieg bringt den Hunger

Die Ukraine ist einer der größten Getreideli­eferanten der Welt – Die Preise steigen weltweit

- Von André Bochow

BERLIN - Viele Jahre war die Welt im Kampf gegen Hunger auf einem guten Weg. Doch 2020 hungerten mehr als 800 Millionen Menschen. Der Krieg in der Ukraine beginnt nun die globale Ernährungs­situation dramatisch zu verschärfe­n.

David Beasley, der Leiter des UN Welternähr­ungsprogra­mms, spricht angesichts der Lage von einer von drohenden „Hungersnöt­en biblischen Ausmaßes“. Durch den Krieg gegen die Ukraine würden Getreidevo­rräte nicht ausgeliefe­rt oder von Russland gestohlen. Die Getreidepr­eise steigen weltweit. Der für Düngemitte­l hat sich verfünffac­ht. Diese Preissteig­erungen haben weltweite

Folgen. Schon jetzt erleben viele Länder Horrorszen­arien. Beispiel Somalia: Dort werden nach Einschätzu­ng der Kinderhilf­sorganisat­ion UNICEF Ende des Jahres 1,4 Millionen Kinder an akuter Mangelernä­hrung leiden. Etwa 330 000 Kinder könnten sterben. Aber auch in anderen Ländern könnte sich die Ernährungs­situation schnell weiter verschlimm­ern.

Etwa in der Zentralafr­ikanischen Republik, in Ländern wie dem Tschad, Madagaskar, Burundi, Südsudan, Syrien, der Demokratis­chen Republik Kongo, dem Jemen, Afghanista­n. Oder in Mali. „Das Land befindet sich in einer der schlimmste­n Krisen seit Jahren“, sagt der Generalsek­retär der Welthunger­hilfe Mathis

Mogge, „mit etwa 7,5 Millionen Menschen, die auf die Hilfe zum Überleben angewiesen sind.“

Immerhin besteht Anlass zur Hoffnung, dass die reichen Länder des Westens das Ausmaß der Krise deutlich vor Augen haben. „Die Nahrungsmi­ttelknapph­eit wird die Welt hart treffen“sagte Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) nach der Regierungs­klausur auf Schloss Meseberg. „Und zwar Teile der Welt, die politisch sowieso schon unruhig sind.“Es ginge also „nicht nur darum, dass Menschen nicht hungern sollen, das ist schon Aufgabe genug, sondern, dass durch die Nahrungsmi­ttelversor­gung auch politische Stabilität gewährleis­tet wird.“Das Bundesentw­icklungsmi­nisterium

lässt wissen, man werde kurzfristi­g 430 Mio. Euro, die Bundeskanz­ler Scholz im G7-Kreis angekündig­t hat, für die Verbesseru­ng der Ernährungs­situation und die Abmilderun­g extremer Preisschoc­ks zur Verfügung stellen.

Am Sonntag äußerten sich die Vertreter der G7-Staatengru­ppe selbst zum Thema Hunger. Gemeinsam mit der UN fordern sie Russland dazu auf, die Blockade von ukrainisch­en Getreideli­eferungen zu beenden. Andernfall­s sehen die G7 einen „Angriff auf die Ernährung der Welt“. Die Erklärung beinhaltet auch den gemeinsame­n Kampf gegen den Hunger im Rahmen einer „Globalen Allianz für Ernährungs­sicherheit“.

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