Der Krieg bringt den Hunger
Die Ukraine ist einer der größten Getreidelieferanten der Welt – Die Preise steigen weltweit
BERLIN - Viele Jahre war die Welt im Kampf gegen Hunger auf einem guten Weg. Doch 2020 hungerten mehr als 800 Millionen Menschen. Der Krieg in der Ukraine beginnt nun die globale Ernährungssituation dramatisch zu verschärfen.
David Beasley, der Leiter des UN Welternährungsprogramms, spricht angesichts der Lage von einer von drohenden „Hungersnöten biblischen Ausmaßes“. Durch den Krieg gegen die Ukraine würden Getreidevorräte nicht ausgeliefert oder von Russland gestohlen. Die Getreidepreise steigen weltweit. Der für Düngemittel hat sich verfünffacht. Diese Preissteigerungen haben weltweite
Folgen. Schon jetzt erleben viele Länder Horrorszenarien. Beispiel Somalia: Dort werden nach Einschätzung der Kinderhilfsorganisation UNICEF Ende des Jahres 1,4 Millionen Kinder an akuter Mangelernährung leiden. Etwa 330 000 Kinder könnten sterben. Aber auch in anderen Ländern könnte sich die Ernährungssituation schnell weiter verschlimmern.
Etwa in der Zentralafrikanischen Republik, in Ländern wie dem Tschad, Madagaskar, Burundi, Südsudan, Syrien, der Demokratischen Republik Kongo, dem Jemen, Afghanistan. Oder in Mali. „Das Land befindet sich in einer der schlimmsten Krisen seit Jahren“, sagt der Generalsekretär der Welthungerhilfe Mathis
Mogge, „mit etwa 7,5 Millionen Menschen, die auf die Hilfe zum Überleben angewiesen sind.“
Immerhin besteht Anlass zur Hoffnung, dass die reichen Länder des Westens das Ausmaß der Krise deutlich vor Augen haben. „Die Nahrungsmittelknappheit wird die Welt hart treffen“sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach der Regierungsklausur auf Schloss Meseberg. „Und zwar Teile der Welt, die politisch sowieso schon unruhig sind.“Es ginge also „nicht nur darum, dass Menschen nicht hungern sollen, das ist schon Aufgabe genug, sondern, dass durch die Nahrungsmittelversorgung auch politische Stabilität gewährleistet wird.“Das Bundesentwicklungsministerium
lässt wissen, man werde kurzfristig 430 Mio. Euro, die Bundeskanzler Scholz im G7-Kreis angekündigt hat, für die Verbesserung der Ernährungssituation und die Abmilderung extremer Preisschocks zur Verfügung stellen.
Am Sonntag äußerten sich die Vertreter der G7-Staatengruppe selbst zum Thema Hunger. Gemeinsam mit der UN fordern sie Russland dazu auf, die Blockade von ukrainischen Getreidelieferungen zu beenden. Andernfalls sehen die G7 einen „Angriff auf die Ernährung der Welt“. Die Erklärung beinhaltet auch den gemeinsamen Kampf gegen den Hunger im Rahmen einer „Globalen Allianz für Ernährungssicherheit“.