„Wunderbares Erlebnis“eröffnet den Orgelsommer
Carson Cooman aus den USA spielt zeitgenössische Musik - Internationale Werkauswahl
TUTTLINGEN (sz) - Carson Cooman aus den USA eröffnete in diesem Jahr die Konzertreihe „Tuttlinger Orgelsommer“in der Stadtkirche. Wie die Kirchengemeinde in einem Eigenbericht schreibt, wurde schon bei der Begrüßung angekündigt, dass manches ganz anders sein würde als sonst.
So war es das erste Mal, dass ein Konzert in dieser Reihe an einem Donnerstagabend stattfand, und das erste Mal, dass es die Begrüßung erst auf Deutsch vom Hausherrn Helmut Brand gab und dann übersetzt auf Englisch von seinem Kollegen Bernard Sanders. Der Gastorganist war ebenfalls einmalig: Cooman ist amerikanischer Komponist von hunderten von Werken und Konzertorganist, der sich auf das Spielen von zeitgenössischer Musik für Orgel spezialisiert hat. Sein Konzert in Tuttlingen war der Auftakt zu seiner Deutschland-Tournee. Der älteste Komponist in seinem Programm war der Engländer Howard Skempton, geboren 1947. Von ihm spielte Cooman das Werk „Nature’s Fire“von 1994. Die Werkauswahl war durchaus international. Außer von Felix Bräuer (der jüngste Komponist, geb. 1988), der aus Görlitz stammt, gab es noch Stücke von zwei Italienern, einem Österreicher, einer Australierin und einer Engländerin. Genauso bunt war die Musik. Die erste Komposition war „Fantasia et Fuga über B-A-C-H“vom Mailänder Grimoaldo Macchia und von Bräuer war ein Trio über „Jesu, meine Freude“zu hören und ein jazziges Bicinium über „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Danach standen harmonische Kompositionen von Melissa Dunphy und Carlotta Ferrari auf dem Programm. Helmut Brand und Bernard Sanders kamen sogar in den Genuss, Coomans Interpretation ihrer eigenen Werke zu lauschen. Nur ein einziges eigenes Stück hat Cooman gespielt.
Sein „Recitative“zeugte von Fantasie und Spielfreude. Besonders auffallend war „Prismatic“von Carol Williams. Sie ist selbst Konzertorganistin und verlangt dem Spieler mit ihrem Werk viel ab. Doch Cooman meisterte sie mit seiner Registrierkunst leicht. „Invokationen“von Günther Firlinger, Professor am Mozarteum in Salzburg, bildete das große Finale, wahrlich eine Tour-deForce und technisch anspruchsvoll. Das Fazit der Kirchengemeinde: „Ein ganzes Konzert mit zeitgenössischer Orgelmusik ist extrem selten, aber in den Händen von Carson Cooman ein wunderbares Erlebnis.“