Lampen in den Laden statt in Container
Die Spaichinger C. W. GmbH verkauft günstige Lampen aus Baumarkt-Retouren
SPAICHINGEN - „Wenn Sie sehen, was da alles weggeschmissen wird – da tränt Ihnen das Auge“, sagt Außendienstler Herbert Mattes. Aus dieser Beobachtung heraus ist die Geschäftsidee der „C. W. GmbH Lampen & mehr“entstanden: Die Lampen, die die Firma im ehemaligen Forschner-Areal in der Spaichinger Wilhelmstraße verkauft, sind Retouren aus Baumärkten, die andernfalls „entsorgt“würden.
Vor allem der Boom des OnlineHandels hat das Problem der Retouren-Vernichtung bekannt gemacht: Laut einer Schätzung der Universität Bamberg wurden allein im Jahr 2020 insgesamt 315 Millionen Pakete zurückgeschickt – jedes Paket mit jeweils einem oder mehreren Artikeln. Wie viele davon 2020 vernichtet wurden, ist nicht erfasst. Doch haben die Bamberger Forscher geschätzt, dass schon 2018 fast 20 Millionen Retouren-Artikel vernichtet wurden. Dabei dürften zumindest 7,5 Millionen der so „entsorgten“Produkte technisch noch einwandfrei gewesen sein.
Doch nicht nur bei Online-Händlern gibt es das Problem. Auch zum Beispiel Baumärkte verzeichnen in bestimmten Produktsegmenten viele Warenretouren: „Gerade bei Lampen ist es so, dass die Herstellerfirmen jedes Jahr neue Modelle herausgeben“, erläutert Dieter Tritschler von der C.W. GmbH. Die alten müssen dann aus den Regalen der Baumärkte raus und würden meist vernichtet und „entsorgt“. Es geht hier also nicht um beschädigte oder nicht mehr funktionstüchtige Lampen, sondern um eigentlich noch hochwertige Ware. „Der Liefer-LKW steht vor dem Lager, und der Container hinter dem Lager.“
Darauf bauen Dieter Tritschler und Herbert und Andreas Mattes ihre Geschäftsidee auf: Ihr Schweizer Geschäftspartner fährt Baumärkte in Deutschland und der Schweiz ab und kauft solche Retour-Lampen günstig auf. Sobald sein Lager voll ist, werden die Lampen dann per LKW in den Laden nach Spaichingen gebracht und dort verkauft. Denn nach der Beobachtung von Herbert Mattes ist die Jagd nach besonders günstigen „Schnäppchen“in Deutschland weit ausgeprägter als in der Schweiz: „Die Schweizer kaufen ein Produkt nicht, wenn es günstig ist.“– Und in ihrem Laden würden die RetourLampen
teilweise sogar noch unter dem Einkaufspreis des Handels angeboten. Herbert Mattes (sein Sohn Andreas Mattes ist der Geschäftsführer der GmbH) sieht darin auch einen Beitrag zum Umweltschutz und zur „Nachhaltigkeit“. Schließlich müsse eine gekaufte RetourLampe nicht neu produziert werden.
Im einstigen Forschner-Areal im Karree zwischen Wilhelmstraße, Charlottenstraße und Messerschmittweg haben sie mit ihrer Firma genügend große, aber doch günstige Räume gefunden. Obwohl es nicht an der Hauptstraße liegt und es also auch keine klassische „Laufkundschaft“gibt, gebe es „mehr Betrieb als wir gedacht haben“, so Herbert Mattes. Auch einen OnlineShop auf ihrer Homepage haben sie eingerichtet. Die Firma als solche gibt es schon seit acht Jahren. Doch zunächst hatten Herbert Mattes und Dieter Tritschler in Baumärkten PCs programmiert und Layouts für die Warenpräsentation in Baumärkten gestaltet. „Aber dann kam Covid 19 und hat alles über den Kopf geworfen“, so Mattes, „wir durften nicht mehr in die Baumärkte rein, nur noch die Kunden“. Aus ihren Erfahrungen in den Baumärkten aber haben sie ihre neue Geschäftsidee entwickelt.
Ihre Firma nennt sich „C. W. GmbH Lampen & mehr“. Herzstück des Sortiments sind die Lampen (Tritschler: „Wir haben hier mittlerweile fast 6000 Stück und 450 verschiedene Modelle“) Außerdem verkaufen sie Leuchtmittel, Alarmsysteme und Bewegungsmelder sowie diverse Werkzeuge und Zubehör wie Heißklebepistolen oder Tacker.
Mit ihrem Lampenladen müssen sie nicht nur die technische Entwicklung im Auge behalten, sondern sich auch über die aktuelle Gesetzeslage und neue wissenschaftliche Erkenntnisse informieren. So müssen zum Beispiel laut dem novellierten Naturschutzgesetz des Landes BadenWürttemberg zumindest die Kommunen bis 2030 ihre Straßenlaternen nach den „allgemein anerkannten Regeln der Technik“insektenfreundlich um- und nachrüsten.
Eine Landtagsdrucksache erläutert, dass dies unter anderem bedeute, im Außenbereich nur Leuchtmittel zu verwenden, die warmweißes Licht (bis maximal 3000 Kelvin) mit möglichst geringen Blauanteilen, die Insekten besonders anziehen, ausstrahlen.
Damit soll vermieden werden, dass unzählige Insekten endlos um Straßenlaternen und andere Außenleuchten kreisen, bis sie erschöpft verenden oder gar verbrennen. Für ihren Ausstellungsraum, in dem sie die Lampen in Aktion vorführen, haben Mattes und Tritschler ein selbst konstruiertes Schaltsystem eingerichtet, mit dem sie per Fernbedienung Lampen einzeln oder in beliebigen Kombinationen zum Leuchten bringen können.
In den Baumärkten brennen in solchen Vorführbereichen nämlich meistens alle Lampen gleichzeitig, so dass sich die Lichtwirkung gegenseitig aufhebt und man nicht sehen kann, wie die einzelne Lampe als solche wirkt.
Eine Nummer macht es dann leicht, ein Modell aus dem Ausstellungsraum unter den im Verkaufsraum gestapelten verpackten Waren wieder zu finden. Wegen der „fairen Behandlung gegenüber den Kunden“haben sie grundsätzlich runde Preise, also etwa 15 Euro statt 14,99 Euro.