Öffentliches WLAN-Netz für Trossingen noch dieses Jahr
Initiative Freifunk soll nun für die Umsetzung sorgen - Achtklässler machen in Ausschusssitzung Vorschläge
TROSSINGEN - Ein öffentliches WLAN-Netz in Trossingen rückt näher. Der Ausschuss für Technik und Umwelt hat bei einer Enthaltung der Stadtverwaltung grünes Licht gegeben, die Initiative Freifunk mit der Umsetzung zu beauftragen. „Es wird einige Monate dauern, bis es technisch umgesetzt sein wird“, mahnte Bürgermeisterin Susanne Irion noch etwas Geduld an - auch mit Blick auf die Vertreter des Achterrats aus Trossinger Schülern, die zur Ausschusssitzung gekommen waren.
Die Achtklässler hatten zuvor ihre Überlegungen für ein freies Internet kundgetan: „Wichtig wäre, dass es keine zeitlichen Einschränkungen zur Benutzung und zum Datenvolumen gibt“, meinten sie im Ausschuss - und nannten mögliche Stellen für eine Installation; dazu zählten Spielund Sportplätze, Hauptstraße und Rudolf-Maschke-Platz, Erlebniswiese und Flüchtlingsheime.
Die Stadtverwaltung hatte 2020 einen Förderantrag zur Erstellung eines öffentlichen WLAN-Netzes in Trossingen in Höhe von maximal 15 000 Euro gestellt - der auch bewilligt worden war. Nach einer Online-Befragung zur Digitalisierung waren elf Standorte favorisiert worden. Die Stadt beabsichtigte, den Fördergutschein „WiFi4EU“in Anspruch zu nehmen - nach einer Kostenschätzung ergab sich jedoch, dass aufgrund der Förderrichtlinien, die eine Anzahl der Zugangspunkte vorgeben, nur vier Standorte über die 15 000 Euro umgesetzt werden könnten: die Rathäuser in Trossingen und Schura, Schultheiß-Koch-Platz sowie das Naturbad Troase.
An diesem Punkt kam die Initiative Freifunk aus Tuttlingen ins Spiel: „Nach Prüfung aller Informationen“kam die Verwaltung zu dem Schluss, diese gegenüber der Förderung durch „WiFi4EU“für Trossingen zu favorisieren. Der große Vorteil der Tuttlinger Initiative sei, dass „vorwiegend auf bestehende Internetleitungen
zugegriffen“werden könne und so die Anschaffungskosten im Vergleich zu einer Neuaufstellung des Netzes geringer seien. Zudem entfalle bei dieser Lösung die Voraussetzung der Bereitstellung des WLAN-Netzes für mindestens fünf Jahre, wie der Fördergutschein es vorgesehen hätte.
Nun geht es darum, mit Trossinger Unternehmen die Möglichkeiten eines Einsatzes von Freifunk zu konkretisieren. Ein programmierter WLAN-Router von Freifunk koste 120 Euro, erläuterte Sandra Beck von der Stadtverwaltung. Voraussichtlich reiche einer pro Standort; falls kein Anschluss an einem Standort vorhanden sei, fielen zusätzliche Gebühren von rund 600 Euro an. Überall an der Hauptstraße gebe es Gebäude, die für einen Anschluss in Frage kämen. Aber neben Geschäftsleuten dürfen sich auch Privatpersonen angesprochen fühlen: „Jeder, der einen Internet-Anschluss hat, kann mitmachen“, rief Irion zur Beteiligung auf.
Auch eine Kooperation mit den Gewerbevereinen sei möglich. Irion betonte, dass die Ausrüstung der Standorte über Freifunk „deutlich günstiger ist“. Die Investitionskosten lägen bei der zunächst angedachten Variante mit europaweiter Ausschreibung „um ein Vielfaches höher“.
Beck berichtete, dass eine Anfrage bei den Stadtwerken laufe, ob auch die Straßenbeleuchtung genutzt werden könne. Ein Problem, „ob Router so abgedeckt werden können“, könnte jedoch die Weihnachtsbeleuchtung darstellen. „Es ist höchste Zeit, dass wir das Thema anpacken“, sagte Jürgen Vosseler (CDU). Er wollte wissen, wie die Erfahrungen anderer Städte mit Freifunk seien. Die seien gut, antwortete Irion. „Die Trossinger Feuerwehr hat Freifunk seit acht Jahren“, berichtete Kommandant Thomas Springer (Freie Wähler). Er könne dieses System „empfehlen - es ist stabil und kostengünstig“.