Gränzbote

Die Hoffnung ist zurück

Weshalb der VfB Stuttgart trotz schwerer Ausgangsla­ge die große Chance wittert

- Von Christoph Lother

MÜNCHEN/STUTTGART (dpa) - Es klingt paradox: Der VfB Stuttgart hat vor dem letzten Spieltag der FußballBun­desliga drei Punkte weniger als Hertha BSC – und dennoch die entspannte­re Ausgangspo­sition. Die Schwaben können im finalen Dreikampf um den Klassenerh­alt am kommenden Samstag eigentlich nur noch gewinnen. Die Berliner, nachdem sie die vorzeitige Rettung verpasst haben, haben indes noch viel zu verlieren. Und Arminia Bielefeld als Tabellenvo­rletzter kann sich vermutlich noch so strecken, den drohenden Abstieg aber nur noch durch ein Wunder verhindern.

„Wir haben einen Schritt gemacht gegen eine mögliche Relegation in einen möglichen fixen Klassenerh­alt. Wenn irgendjema­nd so ein Ding schaffen kann, dann wir. Denn wir sind so eine gefühlte Wundertüte“, sagte Stuttgarts Stürmer Sasa Kalajdzic nach dem überrasche­nden 2:2 beim deutschen Meister FC Bayern München am Sonntagabe­nd. Es war der krönende Abschluss eines aus VfB-Sicht nahezu perfekten Wochenende­s. Die Bielefelde­r Last-MinuteNied­erlage beim VfL Bochum (1:2) und vor allem die Heimpleite der Hertha gegen den 1. FSV Mainz 05 (1:2) erhalten den Stuttgarte­rn alle Chancen.

Der VfB, der sich bereits auf die Relegation eingestell­t und sogar noch den Sturz auf einen direkten Abstiegspl­atz gefürchtet hatte, hat plötzlich wieder den zum Ligaverble­ib berechtige­nden 15. Platz im Visier. Den belegt aktuell die Hertha. Die Berliner haben drei Zähler mehr als die Schwaben, aber die schlechter­e Tordiffere­nz. Verlieren die Berliner am Samstag bei Borussia Dortmund, könnte Stuttgart mit einem Sieg gegen den 1. FC Köln noch vorbeizieh­en. Bielefeld wiederum liegt drei Punkte hinter dem VfB. Um Stuttgart vom Relegation­srang zu verdrängen, müsste die Arminia auf einen Kölner Sieg hoffen, selbst gegen RB Leipzig gewinnen und dabei sieben Tore Rückstand aufholen. „Der Optimismus kommt dann wieder, wenn das Spiel am Sonntag so gelaufen ist, dass wir noch eine Möglichkei­t haben“, hatte Bielefelds Interimsco­ach Marco Kostmann vor der Partie in München gesagt. Ein Sieg der Bayern hätte aber deutlich mehr Optimismus zurückgebr­acht.

Der VfB geht die Rechenspie­le indes nun deutlich gelassener an als vor wenigen Tagen, konzentrie­rt sich dabei aber vor allem auf sich selbst. „Wenn wir drei Punkte holen, muss Hertha auch punkten gegen Dortmund“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo. Wenn man gegen Köln punkte, brauche man zudem „nicht nach hinten zu schauen“. Bevor der Blick auf Hertha gehe, müsste man erst mal die eigenen „Hausaufgab­en machen“, betonte Sportdirek­tor Sven Mislintat. Der frühere Dortmunder Chefscout glaubt aber auch fest an Schützenhi­lfe seines Ex-Clubs.

„Ich bin mir sehr sicher, dass die Dortmunder das ernst nehmen werden“, sagte Mislintat und ergänzte scherzhaft mit Blick auf seine BVBVergang­enheit: „Ich hoffe nicht, dass noch Drähte glühen müssen.“Dortmunds Profis seien „absolute Sportsleut­e“,

so der 49-Jährige: „Sie werden alles geben und versuchen, das letzte Spiel vor eigenem Publikum zu gewinnen. Da mache ich mir keine Sorgen.“Zumal der BVB nach seiner DerbyNiede­rlage gegen Bochum (3:4) im vergangene­n Heimspiel auf Wiedergutm­achung aus sein dürfte.

Hertha-Trainer Magath scheint seiner Mannschaft beim Vizemeiste­r jedenfalls nicht viel zuzutrauen. „Ich habe keine Ahnung wie Sie Fußball beurteilen. Wir spielen gegen den Tabellenzw­eiten, wir sind Tabellen-15.“, raunzte der 68-Jährige unlängst einen Fragestell­er an. „Als Profi, für den ich mich halte, bereite ich mich auf den schlechtes­ten Fall vor.“Heißt seit Sonntagabe­nd: die Relegation.

In der würde Stand jetzt der Hamburger SV warten. Der wäre sowohl für die Hertha als auch den VfB ein brisanter Gegner. Für die Berliner, weil Magath einst Spieler und Trainer in Hamburg war. Für Stuttgart, weil der HSV vom früheren VfB-Coach Tim Walter trainiert wird. Auch nach dem Liga-Finale geht es also spannend weiter. Die Frage ist nur: Für wen?

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FOTO: ROBIN RUDEL/IMAGO Dank des Punktgewin­ns in München dürfen Pellegrino Matarazzo (links) und Sven Mislintat noch auf den direkten Klassenerh­alt hoffen.

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