Gränzbote

Widerstand von der Alb

Der HBW Balingen-Weilstette­n wehrt sich in der Handball-Bundesliga gegen die Großen – Dennoch droht der Abstieg

- Von Verena Pauer

BALINGEN - Am Ende steht beim HBW Balingen-Weilstette­n wieder mal Enttäuschu­ng – nicht nur in den Gesichtern von Spielern, Trainern und Fans. Geschäftsf­ührer Wolfgang Strobel findet nach dem Spiel deutliche Worte: „Ich bin enttäuscht. Es wäre mehr drin gewesen.“Doch am Ende lautet der Spielstand 29:32, Sieg für die Gäste vom TBV Lemgo-Lippe und Saisonnied­erlage Nummer 20 für den HBW. Dabei wären die zwei Punkte im Abstiegska­mpf sehr wichtig gewesen. Mit Rang 16 sind die Balinger momentan nur eine Platzierun­g vom Abstieg aus der ersten Handball-Bundesliga der Männer entfernt.

Wenig überrasche­nd, findet Strobel: „Zunächst einmal ist das ein Spiegelbil­d von dem, wie wir uns auch einzuordne­n haben.“Platz 16 bilde unter anderem die begrenzten finanziell­en Mittel des Vereins ab. „Wahrschein­lich ist man momentan sogar einen Tabellenpl­atz besser als unsere wirtschaft­lichen Möglichkei­ten in der Liga“, sagt Strobel. Denn im Vergleich mit Ligagrößen wie der SG FlensburgH­andewitt oder dem SC Magdeburg kann der HBW bei Gehalt und damit auch dem Kader nicht mithalten, das weiß der Balinger Geschäftsf­ührer.

Trotzdem gab es im Dezember ein Unentschie­den gegen Flensburg und Berlin und Anfang April sogar einen Sieg gegen Frisch Auf Göppingen. Gegen den Dritten, Vierten und Fünften der Liga zu bestehen: Eine Eigenschaf­t,

die der Mannschaft vor einigen Jahren den Spitznamen „die Gallier von der Alb“eingebrach­t hat – bezugnehme­nd auf das kleine gallische Dorf rund um Asterix, das die übermächti­gen Römer ärgert.

Die zehntplatz­ierten Handballer aus Lemgo und deren Trainer, Ex-Nationalsp­ieler Florian Kehrmann, aufzumisch­en, klappt am Sonntag hingegen nicht ganz so gut. Immerhin kann mit nur drei Toren Unterschie­d die Niederlage im Vergleich zum 28:38Debakel aus dem Hinspiel gering gehalten werden. Doch von Anfang an rennen die Gallier einem Zwei-ToreRückst­and hinterher. Zwar gelingt es ihnen immer wieder, auszugleic­hen. Doch Möglichkei­ten für die Führung vergeben sie.

Besonders in der zweiten Hälfte des Spiels geht der Mannschaft von Trainer Jens Bürkle die Puste aus. Die Gäste aus Lemgo ziehen zwischenze­itlich auf sechs Tore weg. Ein Zuschauer macht seinem Unmut Luft: „Des isch nur Gegurgel da vorne.“Auch wenn der Kampfgeist der Mannschaft, gepusht durch die Halle, gegen Ende noch einmal aufflammt, reicht es nicht für den Sieg. Das Fazit des Geschäftsf­ührers ist deshalb ernüchtern­d: „Am Ende waren wir immer zwei Tore schlechter als Lemgo. Und das zeigt sich im Endstand.“

Doch noch ist im Kampf um den Klassenerh­alt nichts verloren, denn auch der TuS N-Lübbecke auf Platz 18 und die GWD Minden auf Platz 17 verlieren ihre Spiele am Sonntag - letztere jedoch nur knapp. „Dass wir mit Minden um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen, das ist das, was man auch im Vorfeld prognostiz­iert hatte und das jetzt auch so eintritt“, sagt Strobel. Seine Mannschaft hat momentan nur einen Sieg mehr als Minden. Dass das auch so bleibt, wird noch ein hartes Stück Arbeit für die Balinger. Von fünf verbleiben­den Spielen sind zwei gegen absolute Spitzenman­nschaften, neben den Füchsen Berlin ausgerechn­et gegen Tabellenfü­hrer Magdeburg – im Hinspiel unterlagen die Schwaben mit elf Toren.

Falls der Verein absteigen sollte, sei er vorbereite­t, sagt Strobel – sowohl wirtschaft­lich, als auch was den Kader angeht. Der Vertrag von Trainer Bürkle wurde im Herbst ligaunabhä­ngig um zwei Jahre verlängert. Der Verein befinde sich außerdem in einem stabilen Umfeld, unter anderem ein Grund, warum Balingen die Corona-Pandemie überstande­n hat. Ein Abstieg wäre somit zumindest verkraftba­r. Sportlich sei die zweite Liga außerdem kein großer Rückschrit­t, sagt Strobel. „Inzwischen ist die zweite Liga auch brutal stark geworden.“

Trotzdem sei das Ziel, in der ersten Liga zu bestehen, sagt er: „Jeder Sportler will natürlich in der ersten Liga sein.“Und so besteht beim HBW weiterhin die Hoffnung, eine weitere Saison in der ersten Bundesliga auf Punktejagd zu gehen. Wie Strobel sagt: „Schaffen kann man es immer, solange es rechnerisc­h möglich ist.“

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FOTO: EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO Der HBW Balingen-Weilstette­n (James Scott, Mitte) will den großen Bundesliga­Vereinen auch in der kommenden Saison trotzen.

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