Gränzbote

Scholz warnt vor Änderung am Nordirland-Protokoll

Britischer Premier Boris Johnson bezeichnet aktuelle Vereinbaru­ng mit EU als nicht praktikabe­l

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BERLIN (AFP) - Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hat Großbritan­nien vor einseitige­n Änderungen am Nordirland-Protokoll gewarnt. „Niemand sollte die Regelung, die wir miteinande­r vereinbart haben, einseitig außer Kraft setzen, brechen oder auf irgendeine andere Weise damit umgehen“, sagte der Kanzler auf einer Pressekonf­erenz mit dem belgischen Ministerpr­äsidenten Alexander de Croo in Berlin.

Die Regelungen, die Großbritan­nien und die EU im Rahmen des Post-Brexit-Abkommens für die britische Provinz Nordirland getroffen haben, seien „gut“, fügte Scholz hinzu. Zudem sei die EU-Kommission „immer mit größtem Pragmatism­us“bereit, mögliche Probleme bei der Umsetzung zu lösen. Auch de Croo warnte London vor einseitige­n Schritten: „Unsere Botschaft ist ganz klar: Rührt das nicht an. Das ist etwas, worauf wir uns geeinigt haben.“

Der britische Premiermin­ister Boris Johnson hatte zuvor vor dem Hintergrun­d der schwierige­n Regierungs­bildung

in Nordirland erklärt, die Handelsver­einbarunge­n seien nicht praktikabe­l und müssten dringend überarbeit­et werden.

Die Lage sei „sehr ernst“, sagte Johnson nach Angaben seines Büros in einem Telefonat mit dem irischen Regierungs­chef Micheal Martin. Die Regionalwa­hl in Nordirland habe „erneut gezeigt, dass das Protokoll in seiner jetzigen Form nicht tragfähig ist“, erklärte Downing Street. Die britische Außenminis­terin Liz Truss plant laut einem Bericht der „Times“vom Dienstag, große Teile des Nordirland-Protokolls zu streichen. Regierungs­beamte haben demnach einen Gesetzesen­twurf erarbeitet, der alle Kontrollen für Waren aus Großbritan­nien aufhebt. Die Regionalwa­hl in Nordirland vergangene Woche hatte die irisch-nationalis­tische Sinn Fein gewonnen. Die Regionalre­gierung muss gemäß dem Friedensab­kommen von 1998 jedoch von katholisch­en Nationalis­ten und protestant­ischen Unionisten gemeinsam geführt werden. Die pro-britische DUP fordert für die Bildung einer Regierung jedoch zunächst die Abschaffun­g der Zollvorsch­riften für die britische Provinz.

Das Nordirland-Protokoll im EUAbkommen sieht Zollkontro­llen im Warenausta­usch zwischen der britischen Provinz und dem restlichen Vereinigte­n Königreich vor. London hatte dieser Regelung zugestimmt, um Kontrollen an der inner-irischen Grenze zu verhindern, da dies den Friedenspr­ozess in der ehemaligen Unruheregi­on gefährden könnte.

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FOTO: AFP Der britische Premier Boris Johnson will das Abkommen ändern.

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