Gränzbote

Der schwierige Griff nach Putins Yachten

Gesetz soll Einfrieren von Vermögen russischer Oligarchen in Deutschlan­d erleichter­n

- Von Dominik Guggemos

BERLIN - Mit der Durchsetzu­ng der Sanktionen gegen russische Oligarchen ist es ein bisschen wie mit den unterbeset­zten und schlecht finanziert­en Gesundheit­sämtern zu Beginn der Pandemie: Mit Kriegsbegi­nn wurde ein Scheinwerf­er auf Probleme gerichtet, vor denen Experten gewarnt hatten, aber nicht gehört wurden. Während europäisch­e Nachbarsta­aten wie Italien, Frankreich und Belgien Jachten, Villen und Vermögen in Milliarden­höhe von Unterstütz­ern des Systems Putin einziehen konnten, stand Deutschlan­d größtentei­ls mit leeren Händen da.

Das hat strukturel­le und rechtliche Gründe. Der Kampf gegen Geldwäsche wurde hierzuland­e lange nicht ernst genug genommen. Die Bundesregi­erung hat nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine eine Task Force eingesetzt, die konkrete Verbesseru­ngsvorschl­äge vorlegen sollte. Daraus entstand ein noch nicht veröffentl­ichtes Eckpunktep­apier des Wirtschaft­s- und Finanzmini­steriums, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt.

In zwei Schritten soll unter dem sperrigen Namen „Sanktionsd­urchsetzun­gsgesetz“der Kampf gegen Oligarchen spürbar verbessert werden. Die wichtigste Maßnahme wird – so ist der Plan – kurzfristi­g, wohl noch vor der Sommerpaus­e, verabschie­det werden: Die Behörden sollen die Möglichkei­t erhalten, bis zur Aufklärung der Eigentumsv­erhältniss­e Vermögensg­egenstände sicherzust­ellen. „Wenn große Vermögen verdächtig sind, muss der Staat einen

Auskunftsa­nspruch bekommen, um zu erfahren, woher das Vermögen kommt“, sagt der Finanzkrim­inalitätse­xperte Sebastian Fiedler (SPD), Bundestags­abgeordnet­er und zuvor Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft Bund Deutscher Kriminalbe­amter (BDK).

Werde die Auskunft nicht gegeben oder blieben Hinweise auf eine kriminelle Herkunft, ziehe der Staat das Vermögen ein, sagt Fiedler, der als Mitglied der Legislativ­e nicht Teil der Task Force war. „Neben transparen­ten Vermögensr­egistern ist das ein wichtiger Schritt, um gegen Oligarchen, Mafiosi und Clankrimin­elle vorzugehen“, erläuterte Fiedler weiter. Kurzfristi­g verbessert werden soll auch die Datenüberm­ittlung zwischen den Behörden, zudem sollen das Zollkrimin­alamt und die Bundesbank Kontoabfra­gen bei der Bundesanst­alt

für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin) vornehmen können.

In einem zweiten Schritt des Gesetzes soll eine zentrale Koordinier­ungsstelle sowie ein nationales Register „für Vermögen unklarer Herkunft und für sanktionie­rte Vermögensw­erte“eingericht­et werden. Fiedler sieht in dem Eckpunktep­apier zwar „endlich eine härtere Gangart beim Kampf gegen schmutzige­s Geld im Allgemeine­n“, vermisst jedoch „klare Zuweisunge­n der Zuständigk­eiten“. „Im Ergebnis müssen Steuerfahn­dungen und Kriminalpo­lizeien der Länder und des Bundes sowie die Zollfahndu­ng ermitteln und entspreche­nde Vermögensg­egenstände einfrieren dürfen.“Mindestens in diesem Punkt müsse der Gesetzentw­urf noch konkretisi­ert werden.

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FOTO: IMAGO Die Yacht Dilbar in Dock 17 der Schiffswer­ft Blohm + Voss im Hamburger Hafen. Das Schiff soll dem russischen Milliardär Alischer Usmanow gehören.

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