Mitreißende Reise an Donau und Rio de la Plata
Tuttlinger Kammerorchester spielt Konzert in der Stadthalle - Cellokonzert von Siegfried Burger feiert Premiere
TUTTLINGEN - Donautal und Südamerika – auf eine ganz besondere Reise nahm das Tuttlinger Kammerorchester sein Publikum am vergangenen Sonntag in der Stadthalle mit. Im Zentrum des Konzerts stand eine Tuttlinger Premiere: die Erstaufführung des Cellokonzerts von Siegfried Burger.
Ein murmelndes Fließen hob an, jäh unterbrochen von einem schroffen Einwurf des Cellos, das sogleich witzig-intim in stille Höhen verschwand. Schon der Beginn zeigte, wie unter dem programmatischen Titel „Im Donautal“die vielgestaltige Landschaft des Donaudurchbruchs durch die Felsen der schwäbischen Alb hier Klang wird. Inspiriert von den Kontrasten dieser großartigen Landschaft spielt Burger mit geistreichen Gegensätzen, dialogischen Passagen, rhythmischen Anklängen an die neue Welt.
Siegfried Burger, Kulturpreisträger der Stadt Tuttlingen und früherer Mitspieler im Kammerorchester, hatte diese Konzert 2006 für den
Arzt Johannes Zipfel geschrieben. Das tönende Geschenk des Orchesters an Burger hatte das Kammerorchester schon zum Advent 2020 darbringen wollen – Corona wollte es anders.
Als Solisten hatte das Kammerorchester den Cellisten Walter-Michael Vollhardt gewinnen können. Vollhardt musizierte mitreißend mit Emotion und Energie, die erkennbar auf das Orchester übersprang. Stets präsent und klar, überzeugte er gerade in den lyrischen Passagen.
Unmittelbar nach dem BurgerKonzert stand mit „Graciela y Buenos Aires“des 1917 verstorbenen José Bragato ein weiteres Werk für Cello und Orchester auf dem abwechslungsreichen Programm. Südamerika, eine ganz andere Sphäre, Tangotreiben, Melancholie, Tanzsynkopik,
Milonga, Tentation und mildes Verklingen – und doch auch hier wieder Kontraste, Emotion und Melodik, die zeigten, wie kurz der Weg von der Donau an den Rio de la Plata ist. Das Orchester und Vollhardt gaben für beide Teile anspruchsvolle Werk mit mitreißender Spielfreude.
Eröffnet wurde das Konzert mit dem Concerto grosso op. 6, Nr. 1 von Georg Friedrich Händel. Die orchestereigenen Solisten Andrea Bensch, Atanaska Seeger und Louis Bernert spielten sich die Themen und Motive hier mit Energie, Engagement und Eleganz zu. Am Ende trat musikalisch der 3. Satz aus dem Cello-Konzert von Carl Ditters von Dittersdorf in seiner heiteren Rokoko-Nobless etwas zurück, indes konnte WalterMichael Vollhardt hier seine Virtuosität aufleuchten lassen.
Als Zugabe spielte Vollhardt den Marsch aus der „Musik für Kinder“von Sergej Prokofjew – in Erinnerung an das Leid der Kinder im Ukraine-Krieg, denen der Benefit dieses Konzerts zukommen soll. Das Publikum dankte mit großem Applaus für dieses gelungene Konzert.