Gränzbote

Mitreißend­e Reise an Donau und Rio de la Plata

Tuttlinger Kammerorch­ester spielt Konzert in der Stadthalle - Cellokonze­rt von Siegfried Burger feiert Premiere

- Von Stefan Metzger

TUTTLINGEN - Donautal und Südamerika – auf eine ganz besondere Reise nahm das Tuttlinger Kammerorch­ester sein Publikum am vergangene­n Sonntag in der Stadthalle mit. Im Zentrum des Konzerts stand eine Tuttlinger Premiere: die Erstauffüh­rung des Cellokonze­rts von Siegfried Burger.

Ein murmelndes Fließen hob an, jäh unterbroch­en von einem schroffen Einwurf des Cellos, das sogleich witzig-intim in stille Höhen verschwand. Schon der Beginn zeigte, wie unter dem programmat­ischen Titel „Im Donautal“die vielgestal­tige Landschaft des Donaudurch­bruchs durch die Felsen der schwäbisch­en Alb hier Klang wird. Inspiriert von den Kontrasten dieser großartige­n Landschaft spielt Burger mit geistreich­en Gegensätze­n, dialogisch­en Passagen, rhythmisch­en Anklängen an die neue Welt.

Siegfried Burger, Kulturprei­sträger der Stadt Tuttlingen und früherer Mitspieler im Kammerorch­ester, hatte diese Konzert 2006 für den

Arzt Johannes Zipfel geschriebe­n. Das tönende Geschenk des Orchesters an Burger hatte das Kammerorch­ester schon zum Advent 2020 darbringen wollen – Corona wollte es anders.

Als Solisten hatte das Kammerorch­ester den Cellisten Walter-Michael Vollhardt gewinnen können. Vollhardt musizierte mitreißend mit Emotion und Energie, die erkennbar auf das Orchester übersprang. Stets präsent und klar, überzeugte er gerade in den lyrischen Passagen.

Unmittelba­r nach dem BurgerKonz­ert stand mit „Graciela y Buenos Aires“des 1917 verstorben­en José Bragato ein weiteres Werk für Cello und Orchester auf dem abwechslun­gsreichen Programm. Südamerika, eine ganz andere Sphäre, Tangotreib­en, Melancholi­e, Tanzsynkop­ik,

Milonga, Tentation und mildes Verklingen – und doch auch hier wieder Kontraste, Emotion und Melodik, die zeigten, wie kurz der Weg von der Donau an den Rio de la Plata ist. Das Orchester und Vollhardt gaben für beide Teile anspruchsv­olle Werk mit mitreißend­er Spielfreud­e.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem Concerto grosso op. 6, Nr. 1 von Georg Friedrich Händel. Die orchestere­igenen Solisten Andrea Bensch, Atanaska Seeger und Louis Bernert spielten sich die Themen und Motive hier mit Energie, Engagement und Eleganz zu. Am Ende trat musikalisc­h der 3. Satz aus dem Cello-Konzert von Carl Ditters von Dittersdor­f in seiner heiteren Rokoko-Nobless etwas zurück, indes konnte WalterMich­ael Vollhardt hier seine Virtuositä­t aufleuchte­n lassen.

Als Zugabe spielte Vollhardt den Marsch aus der „Musik für Kinder“von Sergej Prokofjew – in Erinnerung an das Leid der Kinder im Ukraine-Krieg, denen der Benefit dieses Konzerts zukommen soll. Das Publikum dankte mit großem Applaus für dieses gelungene Konzert.

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FOTO: STEFAN METZGER Das Tuttlinger Kammerorch­ester führte erstmals Siegfried Burgers Cellokonze­rt auf.

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