Gränzbote

Gärtner sollten Wetterberi­cht verfolgen

Gartenbauv­eteran Franz Quarleiter: Auf dem Heuberg ist es immer „einen Kittel kälter“

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REICHENBAC­H (fawa) - Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia – so heißen die Märtyrer, die vom 11. bis 15. Mai im traditione­llen katholisch­en Heiligenka­lender stehen. Im Volksmund werden sie die „Eisheilige­n“genannt, weil es häufig an diesen Tagen im Jahr noch empfindlic­h kalt werden und zu Frösten kommen könne. Aber ist da wirklich was dran? Wenn es einer wissen muss, so ist es Franz Quarleiter, Gründungsm­itglied des Obst- und Gartenbauv­ereins Reichenbac­h. Er ist ein „Urgestein“der Gartenszen­e auf dem Heuberg. Seinen einstigen Nutz-Garten der 86-Jährige zwar mittlerwei­le zum Rasen umfunktion­iert, doch hat er jahrzehnte­lange Erfahrung:

Herr Quarleiter, die Tage vom 11. bis 15. Mai sind ja auch als „Eisheilige“bekannt und gelten als besonders frostgefäh­rdet. Ist da wirklich was dran?

Das ist schon möglich. Es gab’s schon oft, dass die Kartoffels­töcke schon sichtbar waren und dann erfroren sind. Am 15. Mai ist ja die „kalte Sophie“, wo die Eisheilige­n dann vorbei sind. Aber natürlich kann es auch noch Ende Mai Frost geben.

Ist der Heuberg besonders frostgefäh­rdet?

Also man sagt, auf dem Heuberg sei es immer „einen Kittel kälter“. Das sieht man jetzt auch im Frühjahr, wenn Sie von Gosheim Richtung Denkingen fahren oder von Deilingen runter nach Schömberg – da sieht man schon den Unterschie­d, wie sich das in der Vegetation auswirkt.

Haben Sie auch schon mal erlebt, dass es sogar in den Sommermona­ten Juni, Juli, August auf dem Heuberg zu Frösten gekommen ist?

Ach, das ist schon sehr weit außen vor. Im Mai ja. Im Juni, Juli jetzt weniger.

Welche Pflanzen sind denn besonders kälteempfi­ndlich?

Ich würde jetzt zum Beispiel niemals Geranien raus tun vor Ende Mai. Wir bepflanzen mit unserem Verein ja das Ortswappen mit Eisblumen, und die tun wir auch erst Ende Mai raus. – Und dann die Tomaten! Die sind auch anfällig.

Ist es jetzt bis Ende Mai auch angeraten, dass man das Beet nachts abdeckt?

Das kann man dann am Tag vorher oder am Abend feststelle­n, ob das notwendig ist.

Man muss also auch ein wenig den Wetterberi­cht verfolgen?

Ja, genau. Das Wetter ist sehr wichtig für einen Obst- und Gartenbaue­r, jetzt im Frühjahr, in der Blütezeit sowieso. Wenn die Blüte erfriert, dann wird’s nichts mehr.

Es gibt ja noch andere „Wetterextr­eme“. Welche Pflanzen leiden zum Beispiel besonders, wenn es zu trocken ist?

Tomaten brauchen schon viel Wasser. Geranien auch immer. Umgekehrt gilt aber auch: Zu viel Wasser ist auch nichts, gar nichts sogar.

Gibt es Pflanzen, die man jetzt noch aussäen kann oder sollte? Oder sollte jetzt schon alles draußen sein?

Da gibt’s noch viel! Ich habe zum Beispiel sehr viele Tomaten gehabt in einem selbst gebastelte­n kleinen Glashäusch­en.

Dort habe ich die Tomaten vorgezogen in Töpfen und habe sie erst Ende Mai nach draußen gebracht. Bohnen sind auch empfindlic­h, Stangenboh­nen und Buschbohne­n, die habe ich auch nicht so früh rausgetan. Salat und solche Sachen hatte ich um die Zeit schon im Frühbeet gehabt. Da habe ich sie bei Frostgefah­r abdecken können.

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ARCHIVFOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R Franz Quarleiter ist ein erfahrenes „Urgestein“des Obst- und Gartenbaus auf dem Heuberg.

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