Kiesgrube könnte Wasserspeicher werden
Dürbheimer Baugebiet „Lachenäcker“liegt in potenzieller Überschwemmungszone
DÜRBHEIM - Die alte Kiesgrube bei den ehemaligen Tennisplätzen könnte künftig als „Zwischenspeicher“für bis zu 10 000 Kubikmeter Wasser (etwa fünf volle Freibadbecken) dienen und damit im Falle eines Starkregenereignisses die Gemeinde Dürbheim und insbesondere das geplante Baugebiet „Lachenäcker“vor Überschwemmungen schützen. Nun soll im einstimmig erteilten Auftrag des Gemeinderats das Planungsbüro ITR Team Rieber untersuchen, wie sich ein solcher „Zwischenspeicher“auf die verbleibenden Wassermassen auswirken würde. Das Büro hatte im Vorjahr bereits die „Starkregen-Risiko-Analyse“erstellt.
Bisher hat Dürbheim alle zwei Jahre ein weiteres kleines Baugebiet erschließen können. 2024 könnte am westlichen Ortsrand die Erschließung eines Baugebiets „Lachenäcker“nördlich der Balgheimer Straße zwischen Gartenstraße und Häring am Blütenrain beginnen. Allerdings hat die Starkregen-Risiko-Analyse, die das Ingenieurbüro ITR Team Rieber aus Neuhausen ob Eck für die Gemeinde erstellt hat, ergeben, dass der Taleinschnitt vom Steinbruch „Brugger“hinunter zum Schützenhaus und am Sportplatz vorbei zur Gartenstraße hin bei einem extremen Starkregen einer der Hauptfließwege des Oberflächenwassers wäre – das damit genau durch das neue Wohngebiet fließen würde.
„Wenn bei einem Starkregen dort die Häuser absaufen würden und die Anwohner fragen würden, warum habt ihr uns da bauen lassen?, dann hätte die Gemeinde enorme Probleme“, so Bürgermeister Andreas Häse, „deshalb müssen wir was tun.“Eine mögliche Lösung, die jetzt angedacht ist, und die nicht nur Lachenäcker, sondern auch dem Hauptkanal und damit dem gesamten Gemeindegebiet Entlastung verschaffen könnte, wäre es, die ehemalige Kiesgrube als „Zwischenspeicher“für bis zu 10000 Kubikmeter Wasser auszubauen.
Entsprechende Entwürfe seien bereits mit Vertretern des Baurechtsund Umweltamts im Landkreis als Untere Naturschutzbehörde und des Wasserwirtschaftsamts besprochen und nach einer gemeinsamen Ortsbegehung von beiden Seiten vorläufig als umsetzbar eingestuft worden.
„Ich stelle mir das so vor“, so Bürgermeister Häse, „dass oben im Hauptkanal, der dann weiter unten auch durch die Hauptstraße fließt, ein Sensor angebracht wird. Und wenn der Kanal dann zu voll ist, wird automatisch Wasser in die Kiesgrube umgeleitet.“Diese könnte mit zusätzlichen Dämmen zum Rückhaltebecken ausgebaut werden. Bis jetzt ist allerdings alles erst noch in der Erkundungsphase, und die jetzt vom Gemeinderat beauftragte Untersuchung soll zunächst einmal die grundsätzliche Machbarkeit und Effektivität klären, bevor mit den konkreten Planungen begonnen werden kann.
2015 war Dürbheim innerhalb von kurzer Zeit von zwei Überschwemmungen betroffen. Seitdem nicht mehr. Wann der nächste Starkregen wieder zu Hochwasser führt, kann niemand voraussehen, so Häse: „Das kann in drei Tagen sein, in drei Jahren oder in 30 Jahren.“Doch egal, welche Maßnahmen von Seiten der Gemeinde auch getroffen werden: Gänzlich ließen sich Katastrophen nie ausschließen und abwenden, weshalb
Bürgermeister Häse auch die Hauseigentümer in der Pflicht sieht, ihre Grundstücke und Immobilien entsprechend zu sichern.
Das künftige Baugebiet „Lachenäcker“und Häring am Blütenrain könnten durch einen Kreisverkehr auf der Balgheimer Straße erschlossen werden. Bürgermeister Häring sieht in einem solchen Kreisverkehr am Ortseingang noch einen weiteren Vorteil: „Er wäre endlich ein adäquates Mittel, die Raserei auf der Balgheimer Straße einzudämmen.“Allerdings kann die Gemeinde die Zufahrt zu „Lachenäcker“nicht alleine planen, weil die Balgheimer Straße eine Landesstraße ist, über die das Land die Planungs- und Bauhoheit hat.
Ob freilich das Baugebiet „Lachenäcker“im übernächsten Jahr überhaupt schon notwendig sein wird, daran hat Häse angesichts der aktuellen Preisentwicklung im Bausektor seine Zweifel: „Im Moment sieht’s nicht so aus, dass das 2024 schon gebraucht wird. Es kann gut sein, der Bebauungsplan bleibt erstmal in der Schublade. Das hängt ganz von der Nachfrage ab.“
Ohnehin habe die innerörtliche Entwicklung Vorrang vor der weiteren Ausweitung in die Fläche. Andreas Häse möchte deshalb noch in seiner Amtszeit, die am 14. August zu Ende geht, die Ausweisung eines innerörtlichen Sanierungsgebiets auf den Weg bringen. „Dann gehe ich davon aus, dass innerorts wirklich einiges passieren wird.“
2023 wäre es dann die Aufgabe seiner Nachfolgerin Heike Burgbacher, zusammen mit dem Gemeinderat das Bebauungsplanverfahren „Lachenäcker“einzuleiten, damit dann 2024 die Erschließung – bei Bedarf – zumindest beginnen könnte.