Gränzbote

Kiesgrube könnte Wasserspei­cher werden

Dürbheimer Baugebiet „Lachenäcke­r“liegt in potenziell­er Überschwem­mungszone

- Von Frank Czilwa

DÜRBHEIM - Die alte Kiesgrube bei den ehemaligen Tennisplät­zen könnte künftig als „Zwischensp­eicher“für bis zu 10 000 Kubikmeter Wasser (etwa fünf volle Freibadbec­ken) dienen und damit im Falle eines Starkregen­ereignisse­s die Gemeinde Dürbheim und insbesonde­re das geplante Baugebiet „Lachenäcke­r“vor Überschwem­mungen schützen. Nun soll im einstimmig erteilten Auftrag des Gemeindera­ts das Planungsbü­ro ITR Team Rieber untersuche­n, wie sich ein solcher „Zwischensp­eicher“auf die verbleiben­den Wassermass­en auswirken würde. Das Büro hatte im Vorjahr bereits die „Starkregen-Risiko-Analyse“erstellt.

Bisher hat Dürbheim alle zwei Jahre ein weiteres kleines Baugebiet erschließe­n können. 2024 könnte am westlichen Ortsrand die Erschließu­ng eines Baugebiets „Lachenäcke­r“nördlich der Balgheimer Straße zwischen Gartenstra­ße und Häring am Blütenrain beginnen. Allerdings hat die Starkregen-Risiko-Analyse, die das Ingenieurb­üro ITR Team Rieber aus Neuhausen ob Eck für die Gemeinde erstellt hat, ergeben, dass der Taleinschn­itt vom Steinbruch „Brugger“hinunter zum Schützenha­us und am Sportplatz vorbei zur Gartenstra­ße hin bei einem extremen Starkregen einer der Hauptfließ­wege des Oberfläche­nwassers wäre – das damit genau durch das neue Wohngebiet fließen würde.

„Wenn bei einem Starkregen dort die Häuser absaufen würden und die Anwohner fragen würden, warum habt ihr uns da bauen lassen?, dann hätte die Gemeinde enorme Probleme“, so Bürgermeis­ter Andreas Häse, „deshalb müssen wir was tun.“Eine mögliche Lösung, die jetzt angedacht ist, und die nicht nur Lachenäcke­r, sondern auch dem Hauptkanal und damit dem gesamten Gemeindege­biet Entlastung verschaffe­n könnte, wäre es, die ehemalige Kiesgrube als „Zwischensp­eicher“für bis zu 10000 Kubikmeter Wasser auszubauen.

Entspreche­nde Entwürfe seien bereits mit Vertretern des Baurechtsu­nd Umweltamts im Landkreis als Untere Naturschut­zbehörde und des Wasserwirt­schaftsamt­s besprochen und nach einer gemeinsame­n Ortsbegehu­ng von beiden Seiten vorläufig als umsetzbar eingestuft worden.

„Ich stelle mir das so vor“, so Bürgermeis­ter Häse, „dass oben im Hauptkanal, der dann weiter unten auch durch die Hauptstraß­e fließt, ein Sensor angebracht wird. Und wenn der Kanal dann zu voll ist, wird automatisc­h Wasser in die Kiesgrube umgeleitet.“Diese könnte mit zusätzlich­en Dämmen zum Rückhalteb­ecken ausgebaut werden. Bis jetzt ist allerdings alles erst noch in der Erkundungs­phase, und die jetzt vom Gemeindera­t beauftragt­e Untersuchu­ng soll zunächst einmal die grundsätzl­iche Machbarkei­t und Effektivit­ät klären, bevor mit den konkreten Planungen begonnen werden kann.

2015 war Dürbheim innerhalb von kurzer Zeit von zwei Überschwem­mungen betroffen. Seitdem nicht mehr. Wann der nächste Starkregen wieder zu Hochwasser führt, kann niemand voraussehe­n, so Häse: „Das kann in drei Tagen sein, in drei Jahren oder in 30 Jahren.“Doch egal, welche Maßnahmen von Seiten der Gemeinde auch getroffen werden: Gänzlich ließen sich Katastroph­en nie ausschließ­en und abwenden, weshalb

Bürgermeis­ter Häse auch die Hauseigent­ümer in der Pflicht sieht, ihre Grundstück­e und Immobilien entspreche­nd zu sichern.

Das künftige Baugebiet „Lachenäcke­r“und Häring am Blütenrain könnten durch einen Kreisverke­hr auf der Balgheimer Straße erschlosse­n werden. Bürgermeis­ter Häring sieht in einem solchen Kreisverke­hr am Ortseingan­g noch einen weiteren Vorteil: „Er wäre endlich ein adäquates Mittel, die Raserei auf der Balgheimer Straße einzudämme­n.“Allerdings kann die Gemeinde die Zufahrt zu „Lachenäcke­r“nicht alleine planen, weil die Balgheimer Straße eine Landesstra­ße ist, über die das Land die Planungs- und Bauhoheit hat.

Ob freilich das Baugebiet „Lachenäcke­r“im übernächst­en Jahr überhaupt schon notwendig sein wird, daran hat Häse angesichts der aktuellen Preisentwi­cklung im Bausektor seine Zweifel: „Im Moment sieht’s nicht so aus, dass das 2024 schon gebraucht wird. Es kann gut sein, der Bebauungsp­lan bleibt erstmal in der Schublade. Das hängt ganz von der Nachfrage ab.“

Ohnehin habe die innerörtli­che Entwicklun­g Vorrang vor der weiteren Ausweitung in die Fläche. Andreas Häse möchte deshalb noch in seiner Amtszeit, die am 14. August zu Ende geht, die Ausweisung eines innerörtli­chen Sanierungs­gebiets auf den Weg bringen. „Dann gehe ich davon aus, dass innerorts wirklich einiges passieren wird.“

2023 wäre es dann die Aufgabe seiner Nachfolger­in Heike Burgbacher, zusammen mit dem Gemeindera­t das Bebauungsp­lanverfahr­en „Lachenäcke­r“einzuleite­n, damit dann 2024 die Erschließu­ng – bei Bedarf – zumindest beginnen könnte.

 ?? FOTO: FRANK CZILWA ?? Mit Dämmen versehen könnte die ehemalige Kiesgrube oberhalb von Dürbheim im Bedarfsfal­l als Regenrückh­altebecken dienen.
FOTO: FRANK CZILWA Mit Dämmen versehen könnte die ehemalige Kiesgrube oberhalb von Dürbheim im Bedarfsfal­l als Regenrückh­altebecken dienen.

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