„70 Prozent der Schmetterlinge sind verschwunden“
Der Wehinger Anton Paitz beobachtet seit 1976 systematisch die Schmetterlinge des Heubergs
SPAICHINGEN/RE●GION
- Der Spaichinger Bauhof hat an den Tagen vor Pfingsten den Frühlings- durch den Sommerflor ersetzt. Dabei geht es an exponierten Stellen wie auf dem Marktplatz oder vor der Stadtpfarrkirche vor allem um optische Gesichtspunkte. Doch möchte die Stadt mit mehr Grün auch für mehr Insektenfreundlichkeit sorgen. Schmetterlingsexperte Anton Paitz beobachtet die Schmetterlinge auf dem Heuberg und in der Region schon seit vielen Jahrzehnten. Er hat auch beobachtet, wie sich die Schmetterlingsfauna seit den 60er-Jahren verändert hat. Redaktionsmitglied Frank Czilwa hat ihn im Interview auch um Tipps gebeten, was man in seinem Garten den Schmetterlingen Gutes tun kann.
Herr Paitz, wie sind Sie persönlich zu dem Thema Schmetterlinge gekommen?
Schon als Kind habe ich mich für Insekten interessiert, ob das jetzt Käfer waren oder ... – eigentlich alles. Aber irgendwann in den 60er-Jahren habe ich mich dann immer mehr auf Schmetterlinge spezialisiert, hauptsächlich die echten Tagfalter. Schon seit 1976 schreibe ich sämtliche Vorkommen auf, die es hier in der Region gibt. Ich habe auch Tabellen aufgestellt, wie viele Schmetterlinge sich mittlerweile bei uns verabschiedet haben, also mehr oder weniger verschollen oder teilweise auch ausgestorben sind bei uns.
Wie unterscheidet sich denn die Schmetterlingsfauna auf dem Heuberg von heute von der, die Sie als Kind gekannt haben?
Ja, was soll ich sagen? Meinem Eindruck nach sind die meisten – ich würde sagen: 70 Prozent – schon verschwunden. Seitdem ich das alles bei mir zuhause dokumentiere, sind zehn Arten praktisch ganz verschwunden.
Und sind auch neue Arten dazu gekommen?
Ja. Durch die Klimaerwärmung sind ein paar bei uns eingewandert. Und die haben sich teilweise bei uns in der Gegend auch schon fest etabliert. Die gab’s hier früher nicht.
Was ist da so eine typische Art, die Sie jetzt häufiger sehen?
Der Mauerfuchs zum Beispiel, den gab’s hier früher überhaupt nicht. Jetzt gibt es ihn auf dem Heuberg seit etwa zehn Jahren. Und vor zwei Jahren habe ich eine absolute Seltenheit entdeckt, die ich noch gar nie gesehen habe hier in der Region: den Weißen Waldportier. Oder zum Beispiel der Karstweißling. Das ist auch eine Weißlingart, die kann ein Laie kaum unterscheiden von dem normalen Kohlweißling, den es bei uns gibt. 2012 habe ich den zum ersten Mal gesichtet.
Aber zehn Arten sind eben verschwunden. Wie ist es mit der Gesamtzahl der einzelnen Schmetterlinge, ist die auch zurückgegangen?
Das habe ich ja vorhin gesagt: Ich würde sagen 70 bis bald 80 Prozent weniger. Es gibt natürlich auch Ausnahmen wie zum Beispiel der Kaisermantel.
Da ist der Bestand nicht zurückgegangen. Weil das ist so ein Kulturfolger, der kommt immer mehr jetzt in Gärten und so weiter vor, wo er früher nie war, weil das eigentlich ein typischer Waldschmetterling ist.
Was sind denn Ihrer Meinung nach die Gründe für den massiven Rückgang der Schmetterlinge?
Ja, durch die ganze Feldbestellung und die Pestizide, die man da ausbringt, sind viele Arten verschwunden, wie zum Beispiel der Große Kohlweißling. Den hat man früher als Schädling bekämpft. Und heutzutage sieht man den kaum.
Das Bewusstsein über die Problematik des Insektensterbens steigt ja aber an, und es gibt viele Menschen, die mit ihren Gärten oder als Blüh-Paten den Schmetterlingen und anderen Insekten Gutes tun wollen. Was haben Sie da für Tipps?
Wenn möglich, sollte man irgendwo ein Eck, wo man nicht direkt drauf sieht, gleich mit Brennnesseln bestücken und einfach wachsen lassen. Die Brennnessel ist eine Pflanze, die einige Schmetterlingsarten, hauptsächlich Tagfalter, als Raupenfutter benutzen, zum Beispiel der Kleine Fuchs, der Admiral oder der
C-Falter – da gibt’s einige. Und einfach Wildblumen wachsen lassen, einfach ein Stückle Wiese wachsen lassen. Schmetterlingsflieder ist eine sehr gute „Tankstelle“für die Schmetterlinge. Da können sie Blütenstaub abnehmen. Der Schmetterlingsflieder – er kommt aus China – ist nicht für Raupen geeignet, aber für die Schmetterlinge selber als Nahrung sehr wichtig. Und vor allem die ganz normalen Wildblumen, die es bei uns in der Natur gibt, sind die wichtigsten Blumen für unsere Schmetterlingsfauna. Die hochgezüchteten Blumen, die mögen unsere einheimischen Schmetterlinge gar nicht.
Gibt es da beliebte Blumen, die für Schmetterlinge überhaupt nicht geeignet sind?
An spezielle Rosen zum Beispiel, da gehen sie gar nicht hin, oder an Geranien oder Petunien.
Haben Sie noch weitere Tipps?
Raupenfutter pflanzen zum Beispiel: Die Sal-Weide etwa ist ganz wichtig. Da sind die Raupen vom Großen Schillerfalter darauf spezialisiert oder der Trauermantel, ein relativ seltener Schmetterling. Oder die Wilde Möhre ist ganz wichtig für den Schwalbenschwanz. Und auch, dass man ein bisschen Wasser im Garten hat, ist wichtig, auch für andere Insekten und für Lurche.
Haben Sie den Eindruck, dass die Sensibilität bei den Gemeindeverwaltungen und Bauhöfen für das Insektenwohl wächst?
Doch. Das habe ich schon festgestellt. Aber leider ist es immer noch so: Entlang mancher Waldwege und in den Lichtungen, wo die Disteln blühen, werden die Sachen teilweise abgemäht, was ich für schrecklich empfinde, weil die Disteln und die Wildblumen, die am Waldweg wachsen, sind sehr, sehr wichtig für die Schmettelingsfauna – hauptsächlich für die Waldschmetterlinge. Da gibt’s ja noch relativ viele verschiedene Arten. Aber leider nimmt das alles sehr stark ab.
Haben Sie persönlich so etwas wie einen Lieblingsschmetterling?
Ja, den Großen Schillerfalter zum Beispiel. Wenn man sich dementsprechend bewegt in der Natur – also, sprich: sich nicht irgendwie schnell, sondern in Zeitlupe auf diesen Schmetterling zubewegt, dann fliegt er einen sogar an, sitzt einem auf den Kopf oder auf die Kamera, auf den Fuß, auf die Hand, überall. Ich habe da einige sehr schöne Fotos, wo ich das alles dokumentiert habe.
TROSSINGEN - „Erst, wenn der Einzelne am politischen Prozess teilnimmt und Verantwortung übernimmt, so wie es Willy Walter tut, dann wächst und gedeiht die Pflanze der liberalen Gesellschaft von der Wurzel aus“. Diese Laudatio hielt Jochen Haußmann, MdL der FDP Fraktion und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Reinhold-Maier-Stiftung, an Willy Walter gerichtet. Walter ist vor Kurzem die Reinhold-Maier-Nadel in der Kulturfabrik Kesselhaus verliehen worden.
Eigentlich war die Verleihung schon zu einem früheren Zeitpunkt geplant, aber eine solche hohe Auszeichnung hatte nicht digital verliehen werden sollen, sondern in Präsenz. Grund zur Freude für zahlreiche Freunde und Wegbegleiter Walters, die an der Ehrung persönlich teilnahmen. Willy Walter sei ein Leuchtturm in Trossingen und dem Landkreis, hieß es über den Geehrten.
Niko Reith, MdL, nannte Walter ein Vorbild an liberaler Demokratie. Er erfülle die politischen Ämter mit Leidenschaft, habe aber immer auch ein Ohr für die örtlichen Vereine und Vereinigungen gehabt.
Landrat Stefan Bär schätzt Walter als angenehmen Kreisrat. „Sie kümmern sich vor Ort um die Belange der Bürgerinnen und Bürger“, betonte der Landrat. „Sie sehen, was vor der Haustür los ist - und vor allem bekommen die jungen Menschen mit, wie Demokratie funktioniert.“Als Inhaber der familiengeführten, bodenständigen Straßen- und Tiefbaufirma Walter Straßenbau habe er sich im Landkreis und der Region einen guten Namen gemacht. Seit 16 Jahren ist er im Kreistag Tuttlingen vertreten.
Trossingens Bürgermeisterin Susanne Irion lobte die Arbeit von Willy Walter im Trossinger Gemeindetrat.
Ein Vierteljahrhundert gestaltete er produktiv die Kommunalpolitik in der Musikstadt mit. „Ihre Stimme war nie zu laut und sie hatten auch keine leichte Zeiten“betonte die Bürgermeisterin. Für all diese Verdienste wurde Walter 2020 mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet.
„Er hat Duftmarken gesetzt, und das immer zum Wohl der Stadt Trossingen. Du hast die Nadel redlich verdient“, betonte FDP-Fraktionsvorsitzender Dr. Hilmar Fleischer an Walter gewandt.
Ernst Burgbacher, ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär und MdB, hielt die Laudatio auf den Geehrten. „Liberalismus wäre ohne dich in Trossingen nicht denkbar“, so Burgbacher, und weiter: „Du hättest gut Ministerpräsident werden können“. Neben dem politischen Engagement hob er auch Walters Verantwortung für seine Firma und deren Mitarbeiter hervor. Im Jahre 1987 sei er in die FDP eingetreten.
Burgbacher schätze Walter als Freund und Berater sehr und auch als Vereinsmensch habe er sich immer um die Belange und Sorgen anderer gekümmert. Ebenso sei er ein Gönner und Förderer von vielen Projekten in Trossingen gewesen.
„Ich fühle mich geehrt und bedanke mich bei Ernst Pfister, dem ehemaligen Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, welcher die Auszeichnung injiziert hatte“, so Willy Walter. Sein Dank galt an erster Stelle seinem Elternhaus in Person seines Vaters Engelhard Walter. Er sei für ihn ein leuchtendes Vorbild gewesen. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters, der ebenfalls lange in der Kommunalpolitik tätig war. Dank galt auch seiner Ehefrau Margot, die ihm immer zur Seite gestanden habe.
Musikalisch mit Gesang umrahmt wurde die Feier von Anika Neipp, begleitet von Thomas Förster auf dem Flügel.
Trossingens Bürgermeisterin Susanne Irion
„Ihre Stimme war nie zu laut und sie hatten auch keine leichte Zeiten.“