Gränzbote

Lukas Frey berichtet in Trossingen über Jobs bei Lieferando

Fahrradkur­ier und Gewerkscha­fter – Bonus gibt es nur für viele Lieferunge­n

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TROSSINGEN (sz) - Sport und Politikwis­senschafte­n: Das Wissen aus seinen beiden Studienfäc­hern kann Lukas Frey schon jetzt praxistaug­lich anwenden. Der ehemalige Schüler des Gymnasiums Trossingen jobbt bei Lieferdien­st Lieferando und setzt sich dort als Betriebsra­t für bessere Arbeitsbed­ingungen ein. An seiner früheren Bildungsst­ätte gab er einen Einblick in seine Arbeit als engagierte­r Gewerkscha­fter.

Bei Wind und Wetter, bergauf und bergab tritt Frey regelmäßig für den Lieferdien­st Lieferando als Fahrradkur­ier in die Pedale. Und das, obwohl die Arbeitsbed­ingungen nicht optimal sind. Dies schreckt den Trossinger aber nicht ab. Er setzt sich im Gegensatz dafür ein, dass die Bedingunge­n

für seine Kollegen und ihn besser werden. Und die Liste an Zielen ist nicht klein.

Zunächst einmal, sei es wichtig, das Bonussyste­m für Kuriere abzuschaff­en. Erst ab der 26. Lieferung im Monat erhalten die Fahrer 25 Cent zusätzlich pro Bestellung. Dies, erklärt Frey, erhöhe nicht nur den Stress und den Druck, sondern gefährde auch die Arbeitssic­herheit, da die Fahrer unvorsicht­iger fahren würden, um möglichst mehr Lieferunge­n zu schaffen. Lieferando hatte zu Beginn des Jahres das Bonussyste­m noch verteidigt und es als Anreiz gesehen, nicht nur als Minijobber zu arbeiten.

Das Unternehme­n hatte im Januar zudem betont, bei der Auswahl der Mitarbeite­r eher auf Festanstel­lung zu setzen. Für Frey ist es deshalb wichtig, dass ein Tarifvertr­ag mit angemessen­en Löhnen ausgehande­lt wird. Außerdem sollten angemessen­e Zuschläge für Schichten am Abend, an Sonn- und Feiertagen gezahlt sowie sechs Wochen, statt wie bislang nur vier Wochen, Urlaub im Jahr gewährt werden. Außerdem möchte der Gewerkscha­fter, dass Firmenfahr­räder und -handys bereitgest­ellt und es konkrete Ansprechpa­rtner im Arbeitsall­tag der Lieferando-Angestellt­en gibt. Dadurch hätte sich ein Problem wahrschein­lich schneller lösen lassen. Auf Nachfrage der Trossinger Gymnasiast­en bestätigte Frey, dass im Jahr 2020 das Trinkgeld der Kuriere von Lieferando nur teilweise ausbezahlt worden sei. Lieferando habe in der Corona-Pandemie auf kontaktlos­es Bezahlen umstellen wollen. Ein Fehler im System habe dann dazu geführt, dass das Trinkgeld nicht immer tatsächlic­h bei den Mitarbeite­rn angekommen ist.

Der Betriebsra­t von Lieferando, in dem derzeit neun Personen vertreten sind, trifft sich einmal in der Woche für ungefähr vier Stunden, um die beste Herangehen­sweise an die dringendst­en Punkte zu ermitteln. Da der Gewerkscha­ftsbeitrag immerhin ein Prozent des Bruttolohn­s beträgt, kam bei den Schülern die Frage auf, wie viel eine Gewerkscha­ft noch für dieses Geld leisten kann und inwiefern sie noch benötigt wird. Für Frey steht dies außer Frage: „Es gibt noch viele Jobs, die nicht automatisi­ert werden können und um die sich Gewerkscha­ften kümmern. Klar, man zahlt einiges an Geld ein, aber die Gewerkscha­ft ist kein Aktienmark­t, sondern funktionie­rt nach dem Solidaritä­tsprinzip.

Man schließt sich zusammen und falls etwas passiert, kann die Gewerkscha­ft eingreifen und etwas aushandeln.“

Auch wenn die Mitgliedsz­ahlen bei den Gewerkscha­ften seit zehn Jahren schwinden. Durch die Wahl von Yasmin Fahimi an die Spitze des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) erhofft sich Frey, dass mehr Frauen den Gewerkscha­ften beitreten und für ihre Rechte kämpfen.

Ursprüngli­ch ist der Bericht von

aus der 9a des Gymnasiums Trossingen eingereich­t worden. Vielen Dank. Wir fanden das Thema wirklich interessan­t und haben den Text angepasst.

Sophie Gula

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FOTO: GYMNASIUM Lukas Frey.

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