Aktionismus zerstört Vertrauen
Erinnern Sie sich noch an die allerersten Anti-Corona-Maßnahmen in Deutschland? Richtig, die Spielplätze wurden mit Plastikbändern zu verbotenen Zonen erklärt. Heute wissen wir, dass dies weder vordringlich noch besonders sinnvoll war. Dass Fehler unterlaufen würden, war von vornherein klar. Das Wort von Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn, wonach wir uns im Nachhinein einiges gegenseitig verzeihen müssen, bekommt zunehmende Bedeutung.
Also wäre es doch klug, die Erfahrungen zu wägen, jede einzelne Maßnahme abzuklopfen, um dann Empfehlungen für künftiges Handeln zu geben, solange es an Daten fehlt.
Und was macht der Corona-Expertenrat der Bundesregierung? Er legt mal eben Handlungsempfehlungen für die kommende Corona-Saison vor. Dabei ist nicht zu beanstanden, dass man diesmal rechtzeitig alles Nötige bedenkt. Aber er hätte getrost den Evaluierungsbericht des zuständigen Sachverständigenausschusses Ende Juni abwarten können. Abwarten müssen. Denn nun wird erneut der Eindruck von Aktionismus erweckt, der auf wissenschaftlich tönernen Füßen steht.
Dieser Aktionismus zerstört Vertrauen. Und Vertrauen ist nun einmal die wichtigste Währung während einer Pandemie.
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