Doch nur Opportunismus?
Wie wird man eigentlich Stadtrat? Simpel gesagt: Auf einer Liste aufstellen lassen, gewählt werden, fertig. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, denn wer gewählt werden will, braucht Stimmen. Wer nicht ganz so bekannt und etabliert ist, tut sich dabei auf einer neuen Liste leichter. Absolut gesehen braucht man da weniger Stimmen als beispielsweise bei der CDU.
In den letzten Jahren waren die Spitzenkandidaten von kleinen Listen immer erfolgreich: 2014 Thorsten Maier für die Tuttlinger Liste und Nicolas Klein für InnoTut. 2019 schaffte es Peter Stresing als Einzelkämpfer für die AfD und Florentin Stemmer auf der Liste der Tierschutzallianz.
Das Wahlsystem begünstigt kleine Listen, um Neulingen den Start leichter zu machen und um frischen Wind in die Gremien zu bringen. In der Praxis hat sich das System in Tuttlingen aber nicht als besonders tauglich erwiesen. Mit
InnoTut war es wenige Jahre später schon wieder vorbei, mit der Tierschutzallianz sieht es nun nicht besser aus. Der Erfolg der AfD dürfte eher bundesweiten Effekten zu verdanken sein. Thorsten Maier ist auch nicht mehr dabei, er verließ Tuttlingen und die Tuttlinger Liste. Seine Nachfolgerin Sevinc Camlibel immerhin hat den Sitz verteidigt.
Bei so wenig Durchhaltevermögen fällt es schwer zu glauben, dass es den Kandidaten um echten politischen Veränderungswillen ging. Als fader Beigeschmack schwingt eher eins mit: Opportunismus. Ob es die Nachrückerin Fransiska Jung nun schafft, zu zeigen, dass es bei ihr anders ist? Bei der LBU wird sie mitarbeiten dürfen. Doch auf der starken Liste 2024 wiedergewählt zu werden, wird schwierig. Ähnlich war es bei Julia Davina Fritz, die für InnoTut nachrückte, zur CDU wechselte, am Wiedereinzug aber scheiterte.
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