Integration: Aldingen hofft auf Lösung
Eine Mitarbeiterin im Integrationsbüro denkt ans Aufhören – Arbeit wichtiger denn je
ALDINGEN - Im gemeinsamen Integrationsbüro von Aldingen und einigen weiteren Gemeinden steht möglicherweise ein Umbruch bevor. Die Gemeinde hat eine 100-Prozent-Stelle im Kommunalen Integrationsbüro ausgeschrieben, da eine der Stelleninhaberinnen derzeit daran denkt, möglicherweise aufzuhören.
Näheres will Bürgermeister Ralf Fahrländer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Doch eines ist für ihn unzweifelhaft klar: Das Integrationsbüro mit seinen zweieinhalb Stellen wird gebraucht – heute mehr denn je und auch noch in Zukunft. „Die Arbeit geht da nicht mehr aus.“Deshalb liefen Bemühungen „in alle Richtungen“, um die Stelle besetzt zu halten oder im Falle eines Falles neu besetzt zu kriegen. Eine Neubesetzung wäre jedoch nicht leicht: „Da tut sich natürlich gerade ein Markt auf, der grenzenlos ist“, so Fahrländer, „vor allem für jemanden, der auch noch Ukrainisch kann.“
Nach der Flüchtlingswelle 2015/ 2016 hatten sich die Gemeinden Aldingen, Balgheim, Böttingen, Denkingen, Frittlingen und Mahlstetten zusammengetan, um damit eine genügend große Einwohnerzahl für einen Zuschuss für ein eigenes Integrationsbüro zusammen zu bekommen. „Unter der heutigen Konstellation wäre das sicher über die Verwaltungsgemeinschaft Spaichingen gelaufen“, so Bürgermeister Fahrländer. Doch damals waren die Verhältnisse noch anders, und die genannten Gemeinden wurden selbst aktiv. So konnten gemeinsam zweieinhalb Stellen für Integrationsmanager geschaffen werden, gefördert aus dem „Pakt für Integration“des Landes Baden-Württemberg.
Wenn die jetzige Förderung einmal auslaufen sollte – obwohl das derzeit, so Fahrländer, „zum Glück“nicht abzusehen sei – würde das Integrationsmanagement sicher unter dem gemeinsamen Dach der Verwaltungsgemeinschaft laufen. So lange aber die jetzt gewährten Zuschüsse weiter laufen, müsse auch mit der jetzt vorhandenen Struktur weiter gearbeitet werden.
War Aldingen Anfang des Jahres auf der Grundlage der sogenannten Rot-Grün-Liste, die den Soll/IstStand in der kommunalen Anschlussunterbringung von Flüchtlingen abbildet, noch im roten Bereich, sprich: hatte sein Soll noch nicht erfüllt, so sei man heute deutlich im grünen Bereich, „weit über dem, was wir machen müssten“.
Derzeit sei der Wohnungsmarkt in Aldingen allerdings vollständig ausgereizt. Dennoch sehe die Gemeinde im Moment noch „eine Möglichkeit zu atmen“, sagt der Bürgermeister, zumal man in der glücklichen Lage sei, viele an Bord zu haben, wie etwa die Freie Evangeliums-Christen mit ihrem Leiter Dimitri Friesen oder die Aldinger Vereine, die nach wie vor bei der Integration ukrainischer Flüchtlinge sehr aktiv sind. „Wir sind so froh, dass die Integrationsarbeit von einer positiven Bereitschaft in der Bevölkerung getragen wird“, zeigt sich der Bürgermeister dankbar.
Dazu komme, so Fahrländer, dass die Integrationsbereitschaft und -fähigkeit vor allem von Seiten der ukrainischen Flüchtlinge sehr hoch sei: Einige seien zwar wieder zurückgekehrt, weil sie Sehnsucht nach der Heimat hätten. Doch von denen, die geblieben sind, gingen einige hier schon zur Arbeit. „Viele von denen werden die Füße auf den Boden kriegen – und zwar schnell“, ist Fahrländer überzeugt. Die Sprachkurse, die die Gemeinde zusammen mit der Volkshochschule angeboten hat, seien „hoffnungslos ausgebucht“gewesen, und in manchem produzierenden Betrieben hätten sich die neuen ukrainischen Mitarbeiter bereits als wertvolle Bereicherung erwiesen.
Trotz allem, oder gerade wegen dieser vielen zu koordinierenden Aktivitäten, ist für Bürgermeister Fahrländer eines klar: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Integrationsarbeit jemals aufhört. Das wäre Wahnsinn. Diese Arbeit endet nie.“Ganz egal unter welcher personalen Konstellation.