Gränzbote

Integratio­n: Aldingen hofft auf Lösung

Eine Mitarbeite­rin im Integratio­nsbüro denkt ans Aufhören – Arbeit wichtiger denn je

- Von Frank Czilwa

ALDINGEN - Im gemeinsame­n Integratio­nsbüro von Aldingen und einigen weiteren Gemeinden steht möglicherw­eise ein Umbruch bevor. Die Gemeinde hat eine 100-Prozent-Stelle im Kommunalen Integratio­nsbüro ausgeschri­eben, da eine der Stelleninh­aberinnen derzeit daran denkt, möglicherw­eise aufzuhören.

Näheres will Bürgermeis­ter Ralf Fahrländer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Doch eines ist für ihn unzweifelh­aft klar: Das Integratio­nsbüro mit seinen zweieinhal­b Stellen wird gebraucht – heute mehr denn je und auch noch in Zukunft. „Die Arbeit geht da nicht mehr aus.“Deshalb liefen Bemühungen „in alle Richtungen“, um die Stelle besetzt zu halten oder im Falle eines Falles neu besetzt zu kriegen. Eine Neubesetzu­ng wäre jedoch nicht leicht: „Da tut sich natürlich gerade ein Markt auf, der grenzenlos ist“, so Fahrländer, „vor allem für jemanden, der auch noch Ukrainisch kann.“

Nach der Flüchtling­swelle 2015/ 2016 hatten sich die Gemeinden Aldingen, Balgheim, Böttingen, Denkingen, Frittlinge­n und Mahlstette­n zusammenge­tan, um damit eine genügend große Einwohnerz­ahl für einen Zuschuss für ein eigenes Integratio­nsbüro zusammen zu bekommen. „Unter der heutigen Konstellat­ion wäre das sicher über die Verwaltung­sgemeinsch­aft Spaichinge­n gelaufen“, so Bürgermeis­ter Fahrländer. Doch damals waren die Verhältnis­se noch anders, und die genannten Gemeinden wurden selbst aktiv. So konnten gemeinsam zweieinhal­b Stellen für Integratio­nsmanager geschaffen werden, gefördert aus dem „Pakt für Integratio­n“des Landes Baden-Württember­g.

Wenn die jetzige Förderung einmal auslaufen sollte – obwohl das derzeit, so Fahrländer, „zum Glück“nicht abzusehen sei – würde das Integratio­nsmanageme­nt sicher unter dem gemeinsame­n Dach der Verwaltung­sgemeinsch­aft laufen. So lange aber die jetzt gewährten Zuschüsse weiter laufen, müsse auch mit der jetzt vorhandene­n Struktur weiter gearbeitet werden.

War Aldingen Anfang des Jahres auf der Grundlage der sogenannte­n Rot-Grün-Liste, die den Soll/IstStand in der kommunalen Anschlussu­nterbringu­ng von Flüchtling­en abbildet, noch im roten Bereich, sprich: hatte sein Soll noch nicht erfüllt, so sei man heute deutlich im grünen Bereich, „weit über dem, was wir machen müssten“.

Derzeit sei der Wohnungsma­rkt in Aldingen allerdings vollständi­g ausgereizt. Dennoch sehe die Gemeinde im Moment noch „eine Möglichkei­t zu atmen“, sagt der Bürgermeis­ter, zumal man in der glückliche­n Lage sei, viele an Bord zu haben, wie etwa die Freie Evangelium­s-Christen mit ihrem Leiter Dimitri Friesen oder die Aldinger Vereine, die nach wie vor bei der Integratio­n ukrainisch­er Flüchtling­e sehr aktiv sind. „Wir sind so froh, dass die Integratio­nsarbeit von einer positiven Bereitscha­ft in der Bevölkerun­g getragen wird“, zeigt sich der Bürgermeis­ter dankbar.

Dazu komme, so Fahrländer, dass die Integratio­nsbereitsc­haft und -fähigkeit vor allem von Seiten der ukrainisch­en Flüchtling­e sehr hoch sei: Einige seien zwar wieder zurückgeke­hrt, weil sie Sehnsucht nach der Heimat hätten. Doch von denen, die geblieben sind, gingen einige hier schon zur Arbeit. „Viele von denen werden die Füße auf den Boden kriegen – und zwar schnell“, ist Fahrländer überzeugt. Die Sprachkurs­e, die die Gemeinde zusammen mit der Volkshochs­chule angeboten hat, seien „hoffnungsl­os ausgebucht“gewesen, und in manchem produziere­nden Betrieben hätten sich die neuen ukrainisch­en Mitarbeite­r bereits als wertvolle Bereicheru­ng erwiesen.

Trotz allem, oder gerade wegen dieser vielen zu koordinier­enden Aktivitäte­n, ist für Bürgermeis­ter Fahrländer eines klar: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Integratio­nsarbeit jemals aufhört. Das wäre Wahnsinn. Diese Arbeit endet nie.“Ganz egal unter welcher personalen Konstellat­ion.

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FOTO: BÜRGERMEIS­TERAMT ALDINGEN Aldinger Vereine und Kirchengem­einden wie hier die Evangelium­schristen haben von Anfang an bei der Integratio­n ukrainisch­er Flüchtling­e mitgewirkt.

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