Nordischer Kombination droht Olmypia-Aus
Eric Frenzel ist besorgt, schließlich geht es um seine große Liebe. „Für mich gehört im Sport die Tradition dazu – und unsere Sportart ist pure Tradition“, sagt der siebenmalige Weltmeister über das Horrorszenario, das derzeit die olympische Zukunft der Nordischen Kombination infrage stellt. „Dass diese Überlegungen überhaupt angestellt werden, finde ich sehr traurig“, sagte Frenzel bei sport.de. Die Sorgen des dreimaligen Olympiasiegers sind durchaus begründet.
Am 26. Juni entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC) über die Aufnahme der Frauen in das Programm für die Winterspiele 2026. Sollte es bei einem „Nein“bleiben, könnte es 2030 auch den Männern an den Kragen gehen.
Schließlich kann die vom IOC geforderte Ausgewogenheit der Geschlechter auch auf diese Art hergestellt werden. Aktuell ist die Kombination die einzige Disziplin der Winterspiele, in der keine Frauen am Start sind. Die IOC-Entscheidung werde „wegweisend für die weitere Existenz unserer Sportart“, sagt FIS-Renndirektor Lasse Ottesen. Eine Weiterentwicklung sei „nur durch die Integration der Frauen“möglich. Was für die Kombination spricht: Der Zweikampf aus Skisprung und Langlauf ist eine von nur sechs Disziplinen, die bei allen Winterspielen
zum Programm gehörte. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Zuletzt hatten nur noch drei Nationen – Deutschland, Norwegen und Österreich – realistische Siegchancen, hinzu kamen mit Abstrichen Japan und Finnland. Dieses Problem hat die Kombination allerdings nicht exklusiv. Der Ausgang der Abstimmung ist derzeit völlig offen. Dabei haben die Frauen große Fortschritte vorzuweisen: Seit 2020 gibt es einen Weltcup, seit 2021 gehören sie zum WM-Programm, auch das Leistungsgefälle ist nicht mehr so groß wie noch vor wenigen Jahren. Vorbild sind die Skispringerinnen, die ihre ebenfalls noch junge Sportart längst etabliert haben, auch bei Olympia. „Ich sehe einfach keinen Grund mehr, dass wir kein Teil des Programms sein sollten“, sagt auch die zweimalige Junioren-Weltmeisterin Jenny Nowak. „In jeder Sportart dürfen Männer und Frauen starten, außer bei uns. Es wird höchste Zeit.“Sollte die olympische Kernsportart also tatsächlich bald aus dem Programm fliegen? „Die Kombination ist eine der ältesten und traditionsreichsten Sportarten“, sagt der neue FrauenBundestrainer Florian Aichinger. „Eine Gleichberechtigung ist mehr als überfällig. Wir hoffen alle auf einen positiven Ausgang. Ansonsten wird der für uns sehr bitter.“(SID)