Kai Wissmann wechselt in die NHL
Eishockey: Der gebürtige Schwenninger verteidigt künftig für die Boston Bruins
SCHWENNINGEN/BERLIN - Der in Schwenningen geborene Kai Wissmann wechselt in die National Hockey League (NHL). Der 25-jährige Verteidiger der Eisbären Berlin, der in der Jugend für die Schwenninger gespielt und zuletzt bei der Weltmeisterschaft überzeugt hatte, unterschrieb bei den Boston Bruins einen Einjahresvertrag über 825 000 Dollar Jahressalär.
„Ich freue mich sehr über den Vertrag bei den Boston Bruins und kann es kaum erwarten, dass es losgeht“, sagt Wissmann. Toni Söderholm hatte ihm und Wild-WildWings-Stürmer Alexander Karachun bescheinigt, in der abgelaufenen Saison den größten Entwicklungsschritt von allen Spielern gemacht zu haben. Der Bundestrainer nominierte Wissmann daraufhin für die WM in Finnland.
Und Wissmann überzeugte dort. Als Verteidiger trug er mit NHL-Star Moritz Seider und Stürmer Marc Michaelis mit je zwei Toren und fünf Assists als beste deutsche Scorer zum Viertelfinaleinzug bei. Vor allem die Ruhe und die Abgeklärtheit, mit denen der 1,94 Meter Hüne, der bereits mit 15 Jahren von Schwenningen zu den Eisbären Berlin gewechselt war, fehlerlos agierte, überzeugte nicht nur die Fans, sondern auch die Späher der NHL.
„Der starke Auftritt bei der WM hat den Ausschlag für den Wechsel in die NHL gegeben“, sagt Wissmanns Spieleragent Sana Hassan aus Schwenningen. Nicht nur die Bruins, sondern vier weitere Klubs hätten reges Interesse an Wissmann gezeigt.
Wissmann unterschrieb einen Zwei-Wege-Kontrakt in Boston. Dies bedeutet, der Rechtsschütze könnte auch im Farmteam von Boston, bei den Providence Bruins in der AHL zum Einsatz kommen. Hassan: „Es gilt für Kai, sich in den Trainingscamps im September durchzusetzen. So wie seine Entwicklung zuletzt war, ist ihm das absolut zuzutrauen.“
Wissmann wandelt dann auf den Spuren von Dennis Seidenberg. Der ebenfalls in Villingen-Schwenningen geborene Verteidiger gewann 2011 mit den Bruins den Stanley-Cup, also die Meisterschaft der NHL. Wissmann wird in Boston an der Seite von Superstars wie Patrice Bergeron, Brad Marchand oder David Pastrnak, dessen Vater Milan Pastrnak einst für die 1b des ERC Schwenningen auf Puckjagd ging, auf dem Eis stehen.
Der 18 000 Zuschauer fassende TD-Garden, in Boston wird künftig die Heimspielstätte von Wissmann sein, der derzeit noch seinen Urlaub auf einer griechischen Insel verbringt. Bereits vor den wichtigen Camps im September in den USA will sich Wissmann in Form bringen, will aber nächste Woche zunächst seinen Eltern Elvira und Klaus Wissmann einen Besuch abstatten. „Vielen Dank an die Eisbären für die vergangenen zehn Jahre. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, im Alter von 17 Jahren meine ersten DELSpiele zu absolvieren und großen Anteil an meiner Entwicklung. Ein besonderer Dank gilt natürlich auch meiner Familie sowie meinen Trainern und meinen Mitspielern.“Im Alter von vier Jahren hatte Kai Wissmann beim SERC mit dem Eishockey begonnen, der verstorbene Schwenninger
Trainer Ernst Wölfl förderte ihn. Mit 15 Jahren wechselte Wissmann nach Berlin ins Internat. Über den Nachwuchs der Eisbären arbeitete er sich in die Profimannschaft und debütierte im Oktober 2014 in der DEL, mit gerade mal 17 Jahren. Er absolvierte für die Eisbären bis heute 341 DEL-Spiele (87 Scorerpunkte; 7 Tore/80 Assists). In den beiden vergangenen Spielzeiten gewann er mit den Eisbären die Meisterschaft und war Assistenz-Kapitän.
Nach den Brüdern Marcel und Sascha Goc, die ebenfalls aus dem SERC-Nachwuchs stammen, und Seidenberg ist Wissmann der nächste Spieler, der seine Wurzeln in Villingen-Schwenningen hat und den Sprung in Amerikas Eliteliga schafft.