Am Busen der Natur vor sich hindieseln
Der Engländer sagt „My home is my castle“und meint damit, dass sein Zuhause seine Burg sei. In Deutschland boomt der Wohnmobilmarkt derart, sodass man bei uns sagen kann, dass das Home von immer mehr Leuten ihre Wagenburg ist. Doch weil es hierzulande immer enger wird, stoßen die Wagenburg-Ritter folgerichtig auch immer öfter an die Grenzen der Stellplatzkapazitäten. Denn gerade zur Hochsaison ist längst nicht sicher, dass man sein mehrtonniges Reisegefährt noch auf einem legalen Campingplatz unterbringt.
Doch was ein echter Ritter ist, der lässt sich freilich nicht aufhalten durch profane Halte- oder Einfahrtsverbotsschilder. Nein, er strebt als Freund von Flora und Fauna gern an den grünen Busen der Natur, der selbstverständlich in ausgewiesenen Naturschutzgebieten am natürlichsten ist. So kommt es bedauerlicherweise immer öfter vor, dass sich selbst auf Waldwegen die Naturliebhaber in ihren vor sich hin dieselnden 4,5-Tonnern stauen.
Nur Ignoranten finden, dass die redliche Suche von Wohnmobilisten nach Stille und Einsamkeit zu Lärm und Überfüllung führt. Denn was kann der ruhesuchende Fahrzeuglenker dafür, dass ungefähr zehn Millionen andere Menschen ihm alles nachmachen müssen? Dabei wäre die Sache so einfach, wenn man davon ausgeht, dass es zu Hause stets am schönsten ist: Das Camping der Zukunft findet eh im Zwei-MannZelt im eigenen Garten statt oder auf dem Balkon im Baumwoll-Schlafsack. Das ist gut fürs Klima – und die Waldwege bleiben frei für die Horden von Elektro-Radfahrern.