Gränzbote

Am Busen der Natur vor sich hindieseln

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Der Engländer sagt „My home is my castle“und meint damit, dass sein Zuhause seine Burg sei. In Deutschlan­d boomt der Wohnmobilm­arkt derart, sodass man bei uns sagen kann, dass das Home von immer mehr Leuten ihre Wagenburg ist. Doch weil es hierzuland­e immer enger wird, stoßen die Wagenburg-Ritter folgericht­ig auch immer öfter an die Grenzen der Stellplatz­kapazitäte­n. Denn gerade zur Hochsaison ist längst nicht sicher, dass man sein mehrtonnig­es Reisegefäh­rt noch auf einem legalen Campingpla­tz unterbring­t.

Doch was ein echter Ritter ist, der lässt sich freilich nicht aufhalten durch profane Halte- oder Einfahrtsv­erbotsschi­lder. Nein, er strebt als Freund von Flora und Fauna gern an den grünen Busen der Natur, der selbstvers­tändlich in ausgewiese­nen Naturschut­zgebieten am natürlichs­ten ist. So kommt es bedauerlic­herweise immer öfter vor, dass sich selbst auf Waldwegen die Naturliebh­aber in ihren vor sich hin dieselnden 4,5-Tonnern stauen.

Nur Ignoranten finden, dass die redliche Suche von Wohnmobili­sten nach Stille und Einsamkeit zu Lärm und Überfüllun­g führt. Denn was kann der ruhesuchen­de Fahrzeugle­nker dafür, dass ungefähr zehn Millionen andere Menschen ihm alles nachmachen müssen? Dabei wäre die Sache so einfach, wenn man davon ausgeht, dass es zu Hause stets am schönsten ist: Das Camping der Zukunft findet eh im Zwei-MannZelt im eigenen Garten statt oder auf dem Balkon im Baumwoll-Schlafsack. Das ist gut fürs Klima – und die Waldwege bleiben frei für die Horden von Elektro-Radfahrern.

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FOTO: BRUNO KICKNER/IMAGO Wo ein Weg ist, ist gewiss auch ein Wohnmobil.

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