Cloud bewahrt 100 Jahre SV Bubsheim
1922 gründeten in dem Heubergdorf ein paar Buben einen Fußballverein
BUBSHEIM - Besser kann es nicht laufen: Der Bubsheimer SV holt viel umjubelt den Heuberg-Pokal nach Hause und feiert auch noch 100-jähriges Jubiläum im selben Jahr, im Juli nämlich. Was Günter Meßmer und Ralf Mauthe in diesem Zusammenhang seit einigen Monaten in zig Arbeitsstunden erarbeiten, wird länger bleiben. Denn das „Chronikteam“macht weit mehr, als eine Festschrift zusammenstellen. Es sichtet die Schriftführerbücher, die es seit 1947 lückenlos gibt, sammelt Bilddokumente und Ralf Mauthe digitalisiert alles und legt es in eine SpeicherCloud.
Was sich so einfach anhört, ist ein Meilenstein. Denn so sind die Dokumente nicht nur digital von jedem Ort verfügbar, sondern sie können auch systematischer und schneller durchsucht werden. Vielleicht wird aus diesem Projekt ein Geben und Nehmen: Für Erben vielleicht nicht mehr zuordenbare und daher nutzlose Fotos und Dokumente des SV gäbe es eine Heimat, und für Familien, die ihre Altvorderen oder sich selbst auf Fotos suchen, zum Beispiel für ein Familienfest, ein Archiv.
Denn eines ist erstaunlich: Es gibt gar nicht so viele alte Fotos aus der Geschichte des Vereins – das erste Mannschaftsfoto ist von 1926. Das verwundert auch das Chronikteam, „wenn man bedenkt, wie wichtig uns der Fußball ist“, sagt Mauthe. Und so hoffen beide, dass gerade der Foto-Fundus noch ein bisschen wächst.
Vor Weihnachten haben die „Archivare“des Vereins begonnen, Seite für Seite der Schriftführerbücher zu lesen, das Material zu sortieren und Verzeichnisse anzulegen. Die Protokolle zeugen von sportlichen Zielen und Erfolgen oder Misserfolgen, von Persönlichkeiten, die den Verein geprägt haben, von gesellschaftlichen Ereignissen und auch von Gemeinschaftsaktionen, die gestemmt wurden.
Insgesamt, so Meßmer falle die große personelle Stabilität in der Führung des Vereins auf. „Seit 1954 waren es nur fünf Vorstände, diese Kontinuität ist schon bemerkenswert“, sagt Meßmer. Es habe auch keine Abspaltungen aus dem Verein gegeben. Die Protokolle zeugen davon, wie der Verein zu Entscheidungen kam: „Es wird hart diskutiert, und danach ist man sich ziemlich einig“, schildert es Meßmer. Lagerbildungen jedenfalls habe es nicht gegeben.
Dabei gab es doch auch gravierende Entscheidungen zu fällen. Zum Beispiel der Bau des Sportheims auf dem Kirchberg. Dieses sei ganz besonders wichtig für den SV: „Ab da hat der Verein eine Heimat gehabt“, so Meßmer. Ebenso erstaunlich wie diese Gemeinschaftsleistung ist aber auch, dass es der Verein seit über 50 Jahren schafft, das Heim in Eigenleistung zu bewirten. Es sind so viele Freiwillige, dass jedes Team nur zwei bis dreimal im Jahr dran ist, zu bewirten.
Interessant auch, was sich gesellschaftlich im Bezug auf den Verein getan hat über diese 100 Jahre. Los ging es mit „ein paar 18-jährigen Buben“, darunter Meßmers Opa, die zusammensaßen und beschlossen, einen Fußballverein zu gründen. Den „Buben“ging es darum, zu kicken. Eine Satzung gab es dann erst ab 1969. „Sehr interessant ist auch, wie der Verein, der bis Ende der 50er-Jahre gegenüber dem Musik- oder Gesangverein nicht so angesehen war, an Stellenwert zugelegt hat“, so Meßmer.
Was die sportliche Seite angeht: „Man hat das Gefühl, dass es in den Nachkriegsjahren rauer zugegangen ist auf dem Sportplatz. Die Rivalitäten unter den Gemeinden waren größer“, beobachtet Mauthe aus den
Aufzeichnungen. Natürlich gibt es auch das eine oder andere zu berichten, das damals wohl mit großer Leidenschaft begleitet wurde und heute ein Schmunzeln auslöst. Wie zum Beispiel, als Bubsheim 5:0 bei Renquishausen verloren hatte, weil sich die Spieler am Vorabend wegen Frauengeschichten heillos zerstritten hatten.
Insgesamt wird die Chronik, die in einer Auflage von mindestens 500 erscheinen soll, in mehreren Rubriken unterteilt sein: Ehrungen, Wahlen, Spielbetrieb, Bautätigkeiten, Geselliges und Gruppen des SV und das in Jahrzehnte aufgeteilt. Die Einleitung wird Lothar Häring, Journalist und lange Jahre selber Schriftführer des SV, als Reflexion schreiben. Auch darauf darf man gespannt sein. Die Chronik wird dann beim Festakt am 8. Juli ausgegeben.
Es ist ein bisschen so, wie wenn Fischer zusammen sitzen und erzählen. Auch da geht es um die legendärsten Fischzüge und Fangerlebnisse: Einen großen Teil der SV-Chronik wird das sportliche Geschehen, die Aufstiege und Abstiege, Siege und Niederlagen einnehmen. Und die Höhenflüge und Hoffnungen. Wie zum Beispiel, als der Heuberger 1963 bis 1966 dreimal geholt wurde - was 2017 bis 2019 dann doch schief ging.
Ob der Sieg des diesjährigen Heubergers auch noch aufgenommen werden konnte? Klar ist auf jeden Fall, dass der Triumphzug nach jedem gewonnenen Turnier mit Musikkapelle und Feuerwehr auch verewigt ist. Und wenn hier die Videos in der Cloud landen – darüber werden sich auch in 50 Jahren noch die Folgegenerationen freuen.