„Mensch, wir brauchen da neue Ideen!“
In Bürgerwerkstatt werden Visionen zur Entwicklung von Neuhausen bis 2035 entwickelt
NEUHAUSEN OB ECK - Mit einer Zukunftswerkstatt, bei der die Bürgerinnen und Bürger sowie Verwaltung und Gemeinderäte ihre Ideen und Vorstellungen einbringen können, wie ihre Gemeinde Neuhausen ob Eck im Jahre 2035 idealerweise aussehen soll, soll das Gesicht der Gemeinde umgekrempelt und aufgefrischt werden. Der Startschuss für die Bürgerbeteiligung ist bereits erfolgt. Redakteur David Zapp hat mit Bürgermeisterin Marina Jung über die Ideen und Ziele der Bürgerwerkstatt gesprochen und wie das Neuhausen im Jahre 2035 aussehen soll.
Frau Jung, woher kam der Anstoß zu dieser jetzt laufenden Bürgerwerkstatt in Neuhausen?
Der Anstoß dazu kam, dass ich von den Bürgern angesprochen wurde: Mensch, wir brauchen da neue Ideen! Aber zum anderen auch stark aus dem Gemeinderat heraus, dass wir uns frühzeitig Gedanken zu den Fragen machen müssen: Wohin wollen wir und was soll in der Gemeinde erreicht werden?
In welche Stoßrichtungen sind denn die ersten Ideen gegangen, als Sie aus der Bevölkerung und dem Gemeinderat darauf angesprochen wurden? Ging es da um bauliche, strukturelle oder soziale Richtungen?
Ich würde sagen, es ist ein guter Blumenstrauß aus allen Bestandteilen. Es kamen Ideen zum Thema Seniorenwohnungen und Senioren wohnen vor Ort, wie man so etwas bei uns in der Gemeinde entwickeln kann und eine Zukunft für Senioren schaffen kann, damit sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, aber auch Angebote für Kinder wie Spielplatzneugestaltungen und zukunftsfähige MehrgenerationenKonzepte. Es kamen schon unterschiedliche Ideen dazu auf. Aber auch Themen, wie: Neuhausen als Wir-Gefühl. Was verbindet uns mit der Gemeinde Neuhausen ob Eck und für was steht die Gemeinde? Wie identifiziert sich ein Neuhauser mit seiner Gemeinde? Warum ist es schön, hier zu wohnen? Oder was sagt der Neuhauser, was wichtig für die Zukunft wäre, damit Neuhausen in der Zukunft attraktiv bleibt.
Jetzt hat es im Rahmen der Bürgerwerkstatt schon die ersten Rundgänge durch die Gemeinde gegeben. Wie sind diese von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen worden?
Es wurden Rundgänge in allen drei Ortsteilen angeboten – Neuhausen, Schwandorf und Worndorf. Das waren ganz unkonventionelle Zusammenkünfte. Es wurde eine Route mit den Bürgerinnen und Bürgern im Ort abgelaufen und jeweils vier Stationen mit Themen versehen, an denen gehalten wurde und zu einem der Themen diskutiert wurde. Und die
Resonanz war wirklich sehr gut und viele Bürgerinnen und Bürger haben mitgearbeitet und rege teilgenommen.
Sind bei den Rundgängen bereits erste Schwerpunktthemen zur Sprache gekommen oder aufgetaucht?
Es wurde der erste Anlauf gemacht, um Ideen zu sammeln und Visionen zu benennen. In diesem Format wurde uns bereits viel Input mitgegeben. Diese Ergebnisse wurden für die Bürgerwerkstatt weiterverarbeitet. Dadurch haben sich die Schwerpunktthemen ergeben und genauer herauskristallisiert.
Welche Themen sind dabei in den Fokus gerückt?
Bei den Rundgängen hatten wir folgende Themen: Treffpunkte, Wohnen, Engagement, Klimaentwicklung und öffentlicher Raum. Diese Themen wurden bei den Bürgerinnen und Bürgern abgefragt: Wie sehen sie den öffentlichen Raum? Wo ist ein öffentlicher Raum? Fehlt uns ein öffentlicher Raum, ein Treffpunkt? Wo sind Treffpunkte? Können die beim Nahversorger sein oder beim Arzt? Wo könnte ein Treffpunkt entstehen, wo bisher gar keiner ist? Dabei wurden verschiedene Ideen, aber auch Definitionen dazu gefragt. Aus den Ideensammlungen aus den Rundgängen konnten für die Bürgerwerkstatt zwölf einzelne Themen definiert werden.
Welche Themen haben sich dann letztendlich für die Bürgerwerkstatt ergeben?
Wir hatten dabei die Themen ausgesucht: 1. Neue Wohnformen, 2. Der Traum vom eigenen Haus, 3. Mobil in und um Neuhausen ob Eck, 4. Die Verkehrssituation vor Ort, 5. Zu Besuch in Neuhausen, 6. Aktivitäten für Jung und Alt, 7. Neuhausen reagiert auf den Klimawandel, 8. Energieversorgung vor Ort, 9. Nahversorgung vor Ort, 10. Betreuungs- und Bildungsangebote für Jung und Alt, 11. Kommunikation und Beteiligung und 12. Eine Wir-Kultur für Neuhausen ob Eck.
Die Rundgänge sind ja erst einmal eine Bestandsaufnahme und Ideensammlung. Wie geht es mit den Themen damit dann weiter?
Die Bürgerwerkstatt hat nach den Rundgängen stattgefunden. Die Veranstaltung fand in der Homburghalle in Neuhausen ob Eck statt und wurde gut besucht. Die Bürgerinnen und Bürger haben den Beteiligungsprozess angestoßen und zur weiteren konkreteren Ideensammlung beigetragen. An runden Tischen wurde weiter an den zwölf Themen gearbeitet, wichtige Punkte herausgestellt, Probleme benannt und Lösungsansätze kreiert. Alles unter der Fragestellung: Wie soll der Idealzustand für Neuhausen ob Eck im Jahr 2035 aussehen?
Wie sieht der Zeitplan aus und wie werden die benannten Themen nun weiter angegangen und vorangetrieben?
Dieses Projekt läuft in diesem Jahr und wird vom Land gefördert. Die Gemeinde hat für dieses Projekt eine Bezuschussung in Höhe von 50 Prozent erhalten können. Dadurch haben wir aber auch den fixen Zeitraum vorgegeben. Im Juli wird des Weiteren eine Gemeinderatsklausur stattfinden. Es werden die Ergebnisse aus den Rundgängen und der Bürgerwerkstatt ausgewertet, aber auch weitere Ideen eingebracht und aufgenommen. Danach werden alle Ergebnisse klassifiziert und geclustert. Zur zeitlichen Schiene: Es gibt Themen, die sind schnell umsetzbar. Aber es gibt auch Themen, die brauchen eine langfristige Planung. Daraus entsteht dann ein Gemeindeentwicklungskonzept – ein Fahrplan, wie die Themen zu bearbeiten sind und zu welcher Zeit.
Können sich die Bürgerinnen und Bürger nun auch noch weiterhin beteiligen und Hand anlegen bei den einzelnen Projekten oder ist die Bürgerwerkstatt damit abgeschlossen?
Eine weitere Beteiligung ist jederzeit auf der Homepage möglich. Dort ist ein Formular hinterlegt, welches ausgefüllt und automatisch an die Verwaltung geschickt werden kann.
Was würden Sie sich als Ergebnis aus der Bürgerwerkstatt am Ende für Neuhausen wünschen?
Natürlich wäre es wünschenswert alle Ideen auch umsetzen zu können. Jedoch müssen diese auf die Machbarkeit und die finanziellen Mittel der Gemeinde geprüft werden. Im Herbst wird es eine Abschlussveranstaltung geben, in der die Ergebnisse den Bürgerinnen und Bürgern präsentiert werden.