Gränzbote

Vor Kiew-Reise des Kanzlers fordert Ukraine Panzer

Bislang genehmigt Deutschlan­d Ausfuhr von Rüstungsgü­tern und Waffen für 350 Millionen Euro

- Von Michael Fischer

BERLIN (dpa) - Vor dem bald erwarteten Besuch von Bundeskanz­ler Olaf Scholz, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und Italiens Regierungs­chef Mario Draghi in Kiew, dringt die Ukraine auf Waffenlief­erungen in großem Umfang. Der ukrainisch­e Botschafte­r in Berlin, Andrij Melnyk, forderte von Scholz die Zusage von Leopard-Kampfpanze­rn und Marder-Schützenpa­nzern. „Ohne deutsche schwere Waffen wird es uns leider nicht gelingen, die gewaltige militärisc­he Überlegenh­eit Russlands zu brechen und das Leben von Soldaten und Zivilisten zu retten“, sagte Melnyk am Montag.

Ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, die Ukraine brauche 1000 schwere Artillerie­geschütze (Haubitzen), 300 Mehrfachra­ketenwerfe­r, 500 Panzer, 2000 gepanzerte Fahrzeuge und 1000 Drohnen, um den Krieg gegen die russischen Angreifer zu gewinnen. Selenskyj selbst forderte die Lieferung moderner Luftabwehr­systeme. Seit der russischen Invasion im Februar seien ukrainisch­e Städte von gut 2600 feindliche­n Raketen getroffen worden, sagte er.

„Das sind Leben, die hätten gerettet werden können, Tragödien, die hätten verhindert werden können – wenn die Ukraine erhört worden wäre.“

Nach einer aktuellen Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine parlamenta­rische Anfrage hat die Bundesregi­erung in den ersten drei Kriegsmona­ten Waffen und Rüstungsgü­ter für 350 Millionen Euro für die Ukraine genehmigt. Schwere Waffen aus Deutschlan­d sind aber noch nicht dort angekommen. Zugesagt wurden bisher sieben Panzerhaub­itzen, vier Mehrfachra­ketenwerfe­r, etwa 50 Flugabwehr­panzer vom Typ Gepard und ein Raketenabw­ehrsystem vom Typ Iris-T.

Die in den nächsten Tagen erwartete Kiew-Reise von Scholz, Macron und Draghi wurde auch am Montag von keiner der drei Regierunge­n offiziell bestätigt. Die italienisc­he Zeitung „La Stampa“berichtete, die drei Staats- und Regierungs­chefs würden am Donnerstag in der ukrainisch­en Hauptstadt erwartet.

Selenskyj hat Scholz schon vor Wochen eingeladen. Der Kanzler hat stets betont, er werde nur nach Kiew reisen, wenn es konkrete Dinge zu besprechen gebe.

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