Covid-Tablette enttäuscht als Hoffnungsträger
Dass viele Deutsche derzeit entspannt auf eine neue Corona-Welle in Herbst und Winter schauen, liegt auch an den neuerdings vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten. Mittlerweile sind das laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller elf Medikamente beziehungsweise Antikörper, die zugelassen sind oder kurz davorstehen. Nur läuft auch da nicht alles nach Plan. So hatte sich Deutschland eine Million Packungen des Mittels Paxlovid von Pfizer gesichert. Rechtzeitig eingesetzt, sollen sechs Tabletten am Tag Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren Corona-Verlauf schützen. Gemeint sind damit etwa sehr alte oder stark übergewichtige Menschen oder Patienten mit Diabetes, chronischen Nierenleiden, Krebs sowie Herz- und Lungenkrankheiten. Die Zulassungsstudie hatte dafür überzeugende Zahlen geliefert. Demnach reduziert Paxlovid das Risiko eines schweren Verlaufs um 89 Prozent. Das Mittel soll maximal fünf Tage nach Symptombeginn verabreicht werden. Dass es sich um eine Tablette handelt, war ein echter Fortschritt – alle zuvor zugelassenen Mittel mussten gespritzt werden.
Allerdings wurde diese Arznei hierzulande, seit Februar erhältlich, bisher kaum angewendet. Gerade gut 17 000 Packungen wurden verschrieben. Dies hat wohl damit zu tun, dass sich die Wirkstoffe mit vielen anderen Medikamenten, wie etwa Allergiemitteln, Herzpräparaten oder Krebsmedikamenten, nicht vertragen.
Zudem gibt es nun auch noch Berichte aus den USA, dass einige Patienten, die eine fünftägige Behandlung abgeschlossen und sich erholt hatten, zwei bis acht Tage später nochmals erkrankten. Warum das so ist, bleibt unklar. Eine Befürchtung ist, dass die Viren in den Patienten so mutieren, dass sie letztlich gegen Paxlovid resistent werden. Belegt ist das aber nicht. Möglich wäre auch, dass fünf Tage für diverse Patienten zu kurz als Behandlungszeitraum sind, weil das Virus in dieser Zeit in bestimmten Körperregionen „abtauchen“und nach Absetzen des Medikaments erneut aktiv werden kann. Erwogen wird auch eine Kombination mit einem anderen Covid-Mittel. Die ursprüngliche Hoffnung, mit Paxlovid sehr vielen Menschen helfen zu können, hat sich jedenfalls nicht erfüllt.