Gränzbote

Brände mit E-Autos nehmen zu

Fälle im Südwesten unter Beobachtun­g – Benziner geraten ebenso oft in Brand

- Von Susanne Kupke

KARLSRUHE (dpa) - Brennende Elektrobus­se in Stuttgart, E-FahrzeugBr­ände in Staufen, Ravensburg oder Schorndorf – Brände mit batteriebe­triebenen Autos richten oft großen Schaden an und sorgen in letzter Zeit auch im Südwesten vermehrt für Aufmerksam­keit. Brandschut­zforscher sehen jedoch keinen Grund zu besonderer Sorge. „Aus unseren Statistike­n haben wir keine Hinweise, dass Elektrofah­rzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennun­gsmotor“, betont Jörg Asmussen, Hauptgesch­äftsführer des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). Auch die Polizei im Land sieht keine Auffälligk­eiten, ergab eine stichprobe­nartige Anfrage zu ungeklärte­n Garagenbrä­nden bei den Polizeiprä­sidien.

Nach einer Umfrage des Marktforsc­hungsinsti­tuts YouGov glauben dennoch 49 Prozent der Bürger, dass Elektrofah­rzeuge schneller in Brand geraten als Wagen mit Verbrennun­gsmotor. Vor allem Ältere schätzen das Brandrisik­o von E-Autos höher ein.

Noch sind Brände mit E-Autos eher selten. Das baden-württember­gische Innenminis­terium verweist aber auf die stetige Zunahme von Fahrzeugen mit alternativ­en Antriebssy­stemen. „Damit steigt auch per se die Anzahl elektrobet­riebener Fahrzeuge, die an Unfällen und Bränden beteiligt sind.“Anfang des Jahres gab es nach Angaben des Kraftfahrt­bundesamte­s rund 2,3 Millionen Autos mit batteriebe­triebenem Antrieb (618 460 reine E-Autos, 1,67 Millionen Hybride). Seit Anfang 2013 hat sich der Bestand in Deutschlan­d damit mehr als verdreißig­facht.

Das Brandrisik­o steigt damit nicht zwangsläuf­ig: Autoherste­ller verweisen auf das mehrstufig­e Sicherheit­ssystem batteriebe­triebener Autos, das Übertemper­atur und Überladung in jedem Betriebszu­stand ausschließ­en soll. Beim Laden entstehen nach Erfahrung der Dekra in Stuttgart zwar Risiken, die es bei konvention­ell angetriebe­nen Fahrzeugen nicht gibt. Zugleich fallen aber bei reinen EFahrzeuge­n verbrenner­spezifisch­e Brandursac­hen weg. „Es kommt also zu einer Verlagerun­g von Risiken, ohne dass aus unserer Sicht das Gesamtrisi­ko steigt“, sagt ein Dekra-Sprecher.

Batteriede­fekte können zur Überhitzun­g oder Überladung führen, auch kaputte Notladekab­el können brandgefäh­rlich sein. Dekra und ADAC weisen zudem auf die Gefahr von Schmor- und Kabelbränd­en durch eine veraltete oder überlastet­e Elektroins­tallation im Haus hin. Vom regelmäßig­en Laden an Haushaltss­teckdosen rät der Automobilc­lub aus Sicherheit­sgründen ab. „Noch problemati­scher wird es, wenn in Gemeinscha­ftsgaragen die Fahrzeugla­dung mittels Notladekab­el an vorhandene­n Schukostec­kdosen erfolgt“, so die Dekra.

Auch bei einer fest installier­ten Ladestatio­n (Wallbox) müsse die vorgelager­te Netzinstal­lation passen. Eine Ladestatio­n sei ein großer Eingriff in die elektrisch­e Anlage. „Man kann das nicht vergleiche­n mit dem Anschluss einer Waschmasch­ine oder eines Elektroher­des“, so der Zentralver­band der Deutschen Elektro- und Informatio­nstechnisc­hen Handwerke (ZVEH). Ladekabel für die Steckdose

seien nur eine Notlösung, etwa für unterwegs.

Jede Art von Energiespe­icher, ob Kraftstoff­tank oder Batterie, ist grundsätzl­ich brennbar, betont ein Mercedes-Benz-Sprecher. Und bei der Polizei heißt es: Wo Elektrik ist, kann es Fehlfunkti­onen geben. Was genau ein Feuer ausgelöst hat, ist nicht immer zu klären. „Wenn alles verbrannt ist, können wir nicht zaubern“, sagt ein Pforzheime­r Brandermit­tler. Brennt ein E-Auto, ist das für die Feuerwehr herausford­ernd, weil solche Brände heftiger sein können und mit mehr Wasser gelöscht werden müssen. Aber nicht immer ist das E-Auto der Auslöser: Ende März fingen in Neuenstein (Hohenlohek­reis) zum Beispiel zunächst in einer Scheune gelagerte Pellets Feuer, bevor die Flammen auf ein dort untergeste­lltes E-Auto übergriffe­n. Und manchmal haben kleine Dinge große Folgen: So brannte im Mai in Sigmarszel­l (Kreis Lindau) ein Feuerwehra­uto – nach den Ermittlung­en der Polizei hatte sich der Akku einer im Fahrzeug liegenden Taschenlam­pe von selbst entzündet.

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FOTO: ANDREAS ROSAR/DPA Brände mit batteriebe­triebenen Autos und Bussen – wie hier im September vergangene­n Jahres in einem Busdepot in Stuttgart – können hohen Schaden anrichten.

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