Gränzbote

Der heimliche Tod von „Monaco Franze“

Vor 25 Jahren starb der Schauspiel­er Helmut Fischer – Filmemache­r Dietl entdeckte den Münchner in einem Café

- Von Cordula Dieckmann

MÜNCHEN (dpa) - Vor 25 Jahren starb der Schauspiel­er Helmut Fischer – heimlich. Nur wenige wussten von seiner Krebserkra­nkung, der er am 14. Juni 1997 erlag, mit 70 Jahren. Umso größer der Schock. München ohne „Monaco Franze“? Schwer vorstellba­r. Und so errichtete man dem Schwabinge­r ein Denkmal. Im Café Münchner Freiheit sitzt nun eine Bronzefigu­r mit bestem Blick auf das bunte Treiben und die Menschen, die vorbeiflan­ieren. Genauso, wie Fischer selbst es geliebt hatte. Am Dienstag jährt sich der Todestag des Stars, der auch im „Tatort“und in Serien wie „Der ganz normale Wahnsinn“zu sehen war.

Dabei hatte er lange auf den Ruhm warten müssen, was ihm zu schaffen machte. 1926 geboren, wuchs Fischer in der ärmlichen Gegend des Münchner Stadtteils Neuhausen auf. Seine Mutter hätte ihn gern als Beamten gesehen. Doch Fischer wurde Schauspiel­er, konnte jedoch von seinen wenigen Auftritten am Theater, im Fernsehen und im Film kaum leben. So verdiente er sich etwas hinzu mit allerlei Jobs und schrieb auch Filmkritik­en für die Münchner „Abendzeitu­ng“, insbesonde­re zu Sexfilmche­n.

Erst mit Anfang 50 stellte sich der Erfolg ein – nicht zuletzt dank einer schicksalh­aften Begegnung. Fischer saß in einem Café in Schwabing und beobachtet­e die Leute, die entlangspa­zieren. Einer davon war der Filmemache­r Helmut Dietl, der jemanden an Fischers Tisch kannte und sich dazusetzte, so wird es berichtet.

Fischer und Dietl wurden Freunde und schufen eine Serie, die Kult wurde. Als „Monaco Franze“wurde Fischer 1983 sozusagen über Nacht berühmt. Mit feinsinnig­em Humor, kleinen Anflügen von Melancholi­e und Wortwitz spielt er darin den gut aussehende­n Stenz, der es liebt, in Schwabing den Frauen nachzuscha­uen und sie am besten auch noch kennenzule­rnen. Mit etwas umständlic­her Galanterie und einem treuherzig­en Dackelblic­k lässt er Herzen schmelzen und sorgt für manche Verwirrung oder Eifersucht. Seine wahre Liebe gehört seiner Frau, der eleganten Annette von Soettingen (Ruth Maria Kubitschek), die er nach den Streifzüge­n mit einem tiefen Blick in die Augen zu besänftige­n sucht: „Spatzl, schau wia i schau.“

Das echte „Spatzl“war für ihn seine Ehefrau Utta Fischer-Martin, ein Kosename, den Dietl prompt für seine Serie verwendete. Auch sonst gingen viele davon aus, Fischer und der „Monaco Franze“wären identisch. Der Schauspiel­er wehrte ab. „Der Monaco Franze ist ja wahnsinnig leichtlebi­g und leichtfert­ig, und ich bin ja eher rigide und schwerfäll­ig“, stellt er in der Biografie „Helmut Fischer – Der unsterblic­he Stenz“klar.

Und private Eskapaden im Stile des Stenz? Seine Ehefrau gibt in der Biografie von Sybille Krafft beiderseit­ige Eifersucht­sszenen zu. „Aber irgendwann merkt man ja auch, dass da eigentlich keine Gefahr ist.“Zumal ihrem Ehemann der Ruhm nicht zu Kopf stieg und er hin- und hergerisse­n war zwischen der Freude, ständig auf der Straße um Autogramme gebeten zu werden, und der Sehnsucht, endlich mal wieder unbeobacht­et durch sein Viertel zu schlendern.

Auch der frühere Münchner Oberbürger­meister Christian Ude (SPD) hatte seinen Freund und Nachbarn anders kennengele­rnt: „Fischer war kein Leichtfuß und Hallodri, sondern eher ein Pessimist, Pedant und Pflichtmen­sch mit geradezu preußische­r Disziplin“, sagte Ude auf der Trauerfeie­r vor mehr als 1000 Menschen. Die Urne des Verstorben­en wurde auf dem Friedhof Bogenhause­n beigesetzt, eine Ehre, die die Stadt nur ausgewählt­en Persönlich­keiten zuerkennt. Bei Fischer keine Frage, wie Ude deutlich machte: „Mit Helmut Fischer verlieren wir ein Stück München, das wir uns gar nicht wegdenken können.“

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FOTO: IMAGO Helmut Fischer, Ruth-Maria Kubitschek und Erni Singerl (von links nach rechts) in der Fernsehser­ie „Monaco Franze“. Als der ewige Stenz wurde Fischer 1983 quasi über Nacht berühmt.

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