Jugendliche krempeln die Ärmel hoch
Mahlstetter Teenager suchen Sponsoren für eine Skateranlage
MAHLSTETTEN - Womöglich liegen die ersten Briefe bereits auf den Schreibtischen der Heuberger Firmenchefs mit der Bitte um Unterstützung: Sieben Jugendliche aus Mahlstetten haben die Ärmel hochgekrempelt und wollen auf eigene Faust dafür sorgen, dass in ihrer Heimatgemeinde ein bisschen mehr für Jugendliche geboten ist: Eine Skateranlage wünschen sie sich, aber die Gemeinde hat dafür nicht das Geld.
Erst in dieser Woche hat diese Zeitung darüber berichtet, dass während Corona die Fettleibigkeit von Kindern deutlich angestiegen ist, ein Trend, der seit Jahren anhält und jetzt durch Homeschooling und stundenlanges Sitzen sowie geschlossene Vereinsstätten verstärkt worden ist. Bei der Sportbegeisterung von Lara Niebel, Alina Schutzbach, Jakob Specker, Anna Hafner, Lukas Sauter, Thomas Gentner und Janne Schutzbach dürfte diese Gefahr zwar gering sein, aber trotzdem haben die Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren beste Argumente für ihr Vorhaben.
Doch von Anfang an ...: Bereits im vergangenen Jahr hatten die Jugendlichen bei der Gemeinde angeklopft, ob diese nicht eine Skateranlage bauen könnte. Der Gemeinderat habe die Sache beraten und eine grobe Konzeption samt Kostenschätzung in Auftrag gegeben, informiert Bürgermeister Benedikt Buggle. Doch das Ergebnis war ernüchternd: 120 000 Euro dürfte so eine Anlage kosten. „Aufgrund der aktuellen Haushaltslage der Gemeinde ist das leider zu viel, um eine Umsetzung anzugehen“, so Buggle.
Doch die Jugendlichen, unterstützt von zwei Vätern, geben nicht auf. Unterstützung gibt es auch von der Gemeinde, nämlich ein bereits gefundenes Gelände und der Sportverein wird als Bauträger auftreten, wenn genügend Geld eingeworben werden kann. Denn dann wird es wohl auch einen Zuschuss vom württembergischen Landessportbund geben, so hofft Buggle. „Die Gemeinde Mahlstetten steht hinter dem Projekt und der Initiative der Jugendlichen.“
„Der Platz soll ein Ort sein, an dem sich Freunde treffen, abhängen, reden und Sport machen“, so die Jugendlichen. Auf so einer Anlage könne man mit Scootern (Tretrollern), Skateboards, BMX-Rädern oder anderen Sportgeräten Spaß haben. „Derzeit fahren wir hauptsächlich in Spaichingen. Manche von uns fahren aber sogar bis nach Stetten am kalten Markt. Da ist auch ein toller Platz.“
Die Jugendlichen sprechen dabei gleich mehrere wunde Punkte des Lebens in einem Dorf an: Für die Altersgruppe ab zwölf gibt es wenige
Angebote: „Für Spielplätze sind wir zu groß. Vor allem im Lockdown war es schwierig, aktiv zu sein. Da entstand die Idee und wir haben uns entschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.“Die Eltern haben nicht die Zeit, die Kinder immer irgendwohin zu fahren, und mit dem Bus daure es fast eine Stunde, „bis wir zum Beispiel in Spaichingen sind“.
Die Jugendlichen haben jetzt ein Konzept und Briefe entworfen, um Sponsoren zu suchen. „Außerdem könnten wir uns vorstellen, auch einmal eine größere Aktion, zum Beispiel einen Sponsorenlauf, zu organisieren. Denn es gebe einige Jugendliche in der Gemeinde, die mit den entsprechenden Geräten Sport betreiben und Kunststücke übten. Auch für Erwachsene solle die Anlage offen sein, wenn diese Lust auf den Sport hätten.
Aber warum sollten Firmen den Geldbeutel für die Freizeitanlage öffnen? Da antworten die Jugendlichen ganz selbstbewusst: „Wir Jugendlichen sind die Zukunft.“Es sei wichtig, sich für die Jugendlichen einzusetzen. Oft werde beklagt, dass Jugendliche zu viel am Handy oder an Spielekonsolen säßen. „Dies ist eine perfekte Möglichkeit, uns zu unterstützen, dass wir uns leichter in der Gruppe zum Sport treffen können.“Nicht alle wollten und könnten Vereinssport in der derzeitigen Form machen, so die Jugendlichen auf Fragen dieser Zeitung.
Trotzdem: Es gibt bereits Outdoor-Angebote in Mahlstetten. Es gebe einen Sport- und Tennisplatz, einen Skihang, zwei Spielplätze und einen (für die Jugendlichen teuren) Klettergarten sowie Minigolf. Aber eben keine Skaterbahn. Noch nicht.