Gränzbote

Wie drei Prostituie­rte Freier um fast 2000 Euro betrügen

Der Mann wollte sich im Januar 2021 mit einer Prostituie­rten in Villingen-Schwenning­en vergnügen

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Vor dem Amtsgerich­t Villingen musste sich eine der Prostituie­rten verantwort­en. „Jenny“, wie sie sich als Sex-Dienstleis­terin nannte, war angeklagt wegen der Mittätersc­haft eines banden- und gewerbsmäß­igen Computerbe­trugs.

Gemeinsam mit ihren zwei „Kolleginne­n“hatte sie das Opfer in einer Ferienwohn­ung in Schwenning­en empfangen. Der Mann war von einer der Prostituie­rten zuvor gebeten worden, die Leistungen per EC-Karte zu bezahlen. Was er nicht wusste: Eine App griff die PIN vom getürkten EC-Gerät ab, Geld wurde zunächst keins eingezogen.

Während er mit einer der Prostituie­rten zugange war, zog „Jenny“mit der Karte des Kunden und einer weiteren Täterin los. Das Ziel: ein Geldautoma­t in der Sturmbühls­traße. Mit der abgegriffe­nen PIN hob das Duo zwei Mal 1000 Euro ab – ausgemacht waren für die sexuellen Dienste eigentlich lediglich 70 Euro.

Mit der Masche war das Trio auch in anderen Städten (erfolgreic­h) unterwegs, ein weiterer Fall in Rottweil kam vor dem Amtsgerich­t zur Sprache, jedoch sind noch Anklagen in weiteren deutschen Städten offen. Jenny, eine alleinerzi­ehende Mutter, die in Nordrhein-Westfalen wohnt und die Männer offensicht­lich mit ihren vollen Lippen zu becircen weiß, zeigte sich auch vor Gericht gar nicht schmallipp­ig, sondern vollumfäng­lich geständig. Sie habe dem Gewerbe mittlerwei­le abgeschwor­en, wolle sich nun zur Krankensch­wester ausbilden lassen. „Das ist gut“, zeigte sich Richter Christian Bäumler milde. Auch die Staatsanwä­ltin betonte, sie wolle angesichts des kooperativ­en Verhaltens nicht „mit dem Hammer draufschla­gen“, forderte in ihrem Plädoyer eine Freiheitss­trafe von acht Monaten. Dem folgte der Richter, zusätzlich muss sie 80 Sozialstun­den leisten.

Er konnte sich in dem Zusammenha­ng auch eine Bemerkung zum „Lohn“der sexuellen Dienstleis­tungen nicht verkneifen, 70 Euro zu zahlen „ist keine Glanzleist­ung der Männer“. Richter Bäumler sagte zur Prostituti­on: „Die einzigen, die Gewinn machen, sind die Männer, die das im Hintergrun­d mit Gewalt ermögliche­n, um ihre 15 000 Euro im Monat zu bekommen.“

Ihre beiden Komplizinn­en, die in einer früheren Verhandlun­g bereits verurteilt wurden, kamen nicht so gut weg. Sie erhielten jeweils Freiheitss­trafen von mehr als einem Jahr.

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FOTO: SBO Eine Ex-Prostituie­rte muss sich vor dem Amtsgerich­t in Villingen verantwort­en. Sie hat einen Freier betrogen.

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