Gränzbote

Papst kritisiert Reformkurs

Franziskus zweifelt am Vorgehen deutscher Katholiken

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ROM (dpa) - Papst Franziskus hat sich unverhohle­n kritisch zum Reformproz­ess in der deutschen katholisch­en Kirche, dem „Synodalen Weg“, geäußert. „In Deutschlan­d gibt es eine sehr gute evangelisc­he Kirche. Wir brauchen nicht zwei davon“, sagte das Oberhaupt der katholisch­en Kirche in einem Interview mit der Zeitschrif­t „La Civiltà Cattolica“Das habe er auch dem Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz, Georg Bätzing, so gesagt. Die angestrebt­en Reformen in der deutschen Kirche wie Frauen in geistliche­n Ämtern oder Segnung von homosexuel­len Paaren werden im Vatikan teils heftig kritisiert.

„Das Problem entsteht, wenn viel durch Druck von außen beeinfluss­t wird“, sagte Franziskus weiter. Es gebe einige Bistümer, in denen der Synodale Weg langsam mit den Gläubigen entwickelt werde. Dieses Vorgehen findet offenbar eher die Zustimmung des Argentinie­rs.

BONN (KNA/dpa) - Vom Bistum Arecibo auf der Insel Puerto Rico hat bislang vermutlich kaum ein Kölner Katholik je etwas gehört. Nun aber ist es offiziell: Der Papst hat die kleine Karibik-Diözese mit ihren 370 000 Katholiken auf eine Stufe gestellt mit dem Erzbistum Köln, das seit rund zwei Jahren als Deutschlan­ds größtes Krisen-Bistum Schlagzeil­en macht.

In einem Gespräch mit den Chefredakt­euren von zehn Jesuiten-Zeitschrif­ten sagte der Papst: „Ich glaube nicht, dass Köln die einzige Diözese in der Welt ist, in der es Konflikte gibt. Und ich behandle sie wie jede andere Diözese in der Welt, die Konflikte erlebt. Mir fällt eine ein, die den Konflikt noch nicht beendet hat: Arecibo in Puerto Rico, und das schon seit Jahren. Es gibt viele solche Diözesen.“Deutlicher hätte der Papst es kaum auf den Punkt bringen können, aus welcher Distanz er die „Kölner Wirren“betrachtet: Es ist ein Problembis­tum unter vielen. Dennoch hat Franziskus die Lage in Köln und insbesonde­re die Causa Woelki schon länger zur Chefsache gemacht. Und er hat das Heft des Handelns knallhart und konsequent in die eigenen Hände genommen. Originalto­n Pontifex: „Als die Situation sehr turbulent war, bat ich den Erzbischof, für sechs Monate wegzugehen, damit sich die Dinge beruhigten und ich klarer sehen konnte. Denn wenn das Wasser aufgewühlt ist, kann man nicht gut sehen. Als er zurückkam, bat ich ihn, ein Rücktritts­gesuch zu verfassen. Er tat dies und gab es mir. Und er schrieb einen Entschuldi­gungsbrief an die Diözese. Ich habe ihn an seinem Platz gelassen, um zu sehen, was passieren würde, aber ich habe sein Rücktritts­gesuch in der Hand.“Die Entscheidu­ng darüber, ob er das Gesuch annimmt, kann aber offenbar noch dauern: „Was gerade passiert, ist, dass es viele Gruppen gibt, die Druck machen, und unter Druck ist es nicht möglich, zu urteilen.“Deshalb wolle er erst entscheide­n, wenn sich der Druck gelegt habe

Abgeräumt ist auch die im Woelki-Lager verbreitet­e Lesart, dass der Kardinal den Heiligen Vater aus eigenem Antrieb um eine Auszeit gebeten habe. Selbst eine zweite Apostolisc­he Visitation, eine Art Inspektion, behält sich Franziskus vor. Diesmal aber nicht, um Stimmungen an der Kölner Kirchenbas­is und im Klerus aufzuzeich­nen, sondern um mutmaßlich­en finanziell­en Unregelmäß­igkeiten nachzugehe­n.

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