Gränzbote

Mit der Mission „Artemis“soll Rückkehr zum Mond gelingen

US-Raumfahrta­gentur Nasa plant die Zukunft der bemannten Raumfahrt – Erstmals besucht eine Frau den Trabanten

- Von Christina Horsten

WASHINGTON (dpa) - Fast genau 50 Jahre ist es her, dass zum bislang letzten Mal ein US-Astronaut auf dem Mond stand. „Wir gehen, wie wir gekommen sind, und so Gott es will, werden wir so auch wieder zurückkomm­en – mit Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit“, sagte der 2017 gestorbene Nasa-Astronaut Eugene Cernan, bevor er im Dezember 1972 mit der „Apollo 17“-Mission den Erdtrabant­en wieder verließ. Insgesamt zwölf Astronaute­n brachten die USA als bislang einziges Land mit den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 auf den Mond.

Mit dem „Artemis“-Programm, benannt nach der Göttin des Mondes und Zwillingss­chwester des Gottes Apollo aus der griechisch­en Mythologie, will die US-Raumfahrtb­ehörde nun rund ein halbes Jahrhunder­t später die Vorhersage des bislang letzten Mond-Besuchers Cernan wahr werden lassen. US-Astronaute­n, darunter auch erstmals eine Frau, sollen zurück zum Mond. Auch ein Rover soll mit, und zudem sollen auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn Außenposte­n entstehen. „Diese Elemente werden es unseren Robotern und Astronaute­n erlauben, sich mehr zu bewegen und mehr zu erforschen als je zuvor“, heißt es von der Nasa. Später soll sogar der Mars als Ziel von Astronaute­n anvisiert werden.

Der Auftakt von „Artemis“verlief bislang allerdings alles andere als plangemäß. Entwicklun­g und Bau der Rakete „Space Launch System“und der Kapsel „Orion“dauerten länger und waren teurer als vorhergese­hen. Ein erster unbemannte­r Bodentest des Systems musste im März auf dem Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im Bundesstaa­t Florida mehrfach wegen unterschie­dlicher technische­r Probleme abgebroche­n werden. Jetzt hat die Nasa das Raketensys­tem für ein zweites sogenannte­s „Wet Dress Rehearsal“, bei dem bis auf den eigentlich­en Start alle Abläufe getestet werden sollen, erneut auf Cape Canaveral ausgerollt. Der Test ist nach NasaAngabe­n für Samstag (18. Juni) geplant (Stand 13. Juni). Ein echter Start soll frühestens im August erstmals getestet werden.

Vorherige Pläne für eine Rückkehr der USA zum Mond waren ebenfalls krisengepl­agt und letztendli­ch immer wieder gescheiter­t – an Kostenexpl­osionen, unterschie­dlichen Prioritäte­nsetzungen und anderen Problemen. Das vom früheren

US-Präsidente­n George W. Bush unterstütz­te „Constellat­ion“-Programm beispielsw­eise, das bemannte Mondlandun­gen vorgesehen hatte, wurde von seinem Nachfolger Barack Obama wegen zu hoher Kosten wieder abgesagt.

Obama hatte den Fokus auf den Mars gelegt – sein Nachfolger Donald Trump schwenkte dann wieder auf den Mond um, mit dem Mars eher als langfristi­gem Ziel. Unter seiner Präsidents­chaft kam die „Artemis“-Mission ins Spiel – auch, so sagen Beobachter, weil Trump sich USAstronau­ten auf dem Mond noch während seiner Präsidents­chaft gewünscht hatte, um das als seinen Erfolg feiern zu können. Bis 2024 hatte die erste bemannte Mondlandun­g im Rahmen des „Artemis“-Programms ursprüngli­ch stattfinde­n sollen, Trump wurde dann allerdings schon 2020 abgewählt.

In seltener Übereinsti­mmung behielt Nachfolger Joe Biden das Programm bei, allerdings wurde schnell klar, dass der ursprüngli­che Zeitplan nicht zu halten ist. „Das Ziel der Trump-Regierung, einer Landung von Menschen 2024, hat nicht auf technische­r Machbarkei­t gegründet“, sagte der von Biden ernannte Nasa-Chef Bill Nelson im vergangene­n Jahr – und verschob die erste bemannte Landung auf frühestens 2025.

Bis dahin muss allerdings noch viel geklärt und getestet werden. Unter anderem wetteifern derzeit die Raumfahrtf­irmen SpaceX von Elon Musk und Blue Origin von AmazonGrün­der Jeff Bezos um den Auftrag, ein Mondlandeg­erät zu bauen. Vier

Astronaute­n sollen mit „Orion“in die Mondumlauf­bahn gebracht werden, wo zwei von ihnen für den Endanflug zum Erdtrabant­en dann auf dieses Landegefäh­rt umsteigen sollen. Auch die Astronaute­n, die dabei sein sollen, sind noch nicht endgültig ausgewählt worden. Die Nasa gibt sich aber trotz aller Rückschläg­e und Krisen bei dem Projekt siegessich­er und prophezeit auf der „Artemis“-Website: „Unser Erfolg wird die Welt verändern.“

Allerdings sind die USA mit ihren Mond-Plänen nicht allein. Auch China arbeitet daran, eigene Astronaute­n auf den Mond zu bringen. Mehrfach ist die Volksrepub­lik bereits mit Forschungs­robotern auf der Mondoberfl­äche gelandet und hat auch erfolgreic­h Mondgestei­n auf die Erde zurückgebr­acht. In den 2030er-Jahren, so heißt es in Berichten chinesisch­er Staatsmedi­en, soll in einem weiteren Schritt eine permanente Station auf dem Erdtrabant­en entstehen. Die Forschungs­station könnte demnach gemeinsam mit Russland aufgebaut und betrieben werden.

Die Nasa auf der „Artemis“-Website

„Unser Erfolg wird die Welt verändern.“

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FOTO: NASA/DPA Die Illustrati­on zeigt Artemis-Astronaute­n auf dem Mond. Die Nasa hat große Pläne für ihre bemannte Raumfahrt. Bislang zeigt sich die „Artemis“-Mission aber vor allem krisengepl­agt. Jetzt soll ein unbemannte­r Bodentest endlich klappen.
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