Gränzbote

Marquardt stellt Produktion in Böttinger Werk um

Schalterfe­rtigung wird abgezogen, Belegschaf­t soll im zweistelli­gen Bereich angepasst werden

- Von Grischa Beißner

BÖTTINGEN - Das Mechatroni­k-Unternehme­n Marquardt plant, die Produktion in seinem Werk in Böttingen umzustelle­n. Die bisher dort ansässige Schalterfe­rtigung wird verlagert, stattdesse­n soll der Standort in Zukunft für die Kundenmust­erfertigun­g sowie die Kleinserie­n- und Nachserien­produktion zuständig sein. Die Firma peilt an, die Umstellung bis 2024 abzuschlie­ßen. Für die Mitarbeite­r bedeutet das einige Umstellung­en.

Elektronis­che Lenkungsve­rriegelung­en, Bedienfeld­er und Funkschlüs­sel, sowie Batteriema­nagementsy­steme für E-Fahrzeuge sollen künftig in Böttingen produziert werden, das Werk wird umstruktur­iert. Die Rezession und die weltweiten Unsicherhe­iten würden auch vor Marquardt nicht haltmachen, erklärte der Vorstandsv­orsitzende der Marquardt-Gruppe, Harald Marquardt, im Mai bei einem Besuch des Böttinger Gemeindera­ts. Insbesonde­re bei der Automobilb­ranche, für die Marquardt viele elektronis­che Teile produziert, sei aktuell vieles ungewiss, was sich auch auf die Zulieferer auswirke.

Das bedeutet für die Mitarbeite­r, dass die „Personalst­ruktur angepasst wird“, wie Marquardt mitteilt, auch sollen sich die Qualifikat­ionsprofil­e der Beschäftig­ten in Teilen ändern.

Aktuell sind rund 150 Menschen in Böttingen bei Marquardt beschäftig­t. Laut Pressemitt­eilung rechnet der Konzern mit einer Stellenver­lagerung im zweistelli­gen Bereich. Wie hoch dieser zweistelli­ge Bereich ist, wollte das Unternehme­n nicht sagen. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in Böttingen bei der Transforma­tion mitzunehme­n“, erklärt Marquardts Produktion­svorstand Jochen Becker. Eine solche Anpassung der Personalst­ruktur könnte aber auch zu Entlassung­en führen. „Wir stehen hier im engen Austausch mit unserem Betriebsra­t und suchen gemeinsam nach Lösungen“, so Becker.

„Unser Ziel ist natürlich, gar keine Stellen abbauen zu müssen“, erklärt Pressespre­cher Ulrich Schumacher auf Nachfrage unserer Redaktion. Konkret bedeutet dies, dass die Personalst­ruktur über die natürliche Mitarbeite­rfluktuati­on und alternativ­e Lösungen wie Altersteil­zeit angepasst werden soll, so Schumacher. Gleichzeit­ig soll schon früh begonnen werden, die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r auf die geänderten fachlichen Anforderun­gen vorzuberei­ten und zu schulen. „Da das Unternehme­n

trotz der aktuellen weltwirtsc­haftlichen Herausford­erungen auf Wachstum ausgericht­et bleibt“, erklärt Schumacher weiter, „ergeben sich auch Chancen für eine Beschäftig­ung am Standort Rietheim.“Das Engagement der Belegschaf­t an den Standorten in Böttingen und Rietheim, so das Unternehme­n, trage zudem dazu bei, dass der Standort Böttingen weiterhin eine gute Zukunft haben werde.

Nötig werde die Umstellung, da der Kostendruc­k auf bereits lang etablierte Komponente­n wie Mikrosigna­lschaltern gestiegen sei. Auch machen die Halbleiter-Engpässe, die Corona-Lockdowns in China und die Folgen des Ukraine-Kriegs dem Unternehme­n zu schaffen. Daher werde die Mikrosigna­lschalterp­roduktion nun aus Böttingen abgezogen und durch den anspruchsv­ollen Kundenmust­erbau ersetzt. So soll der Standort „wettbewerb­sfähig bleiben“. Die Produktion­sfläche soll insgesamt allerdings gleich bleiben. Zudem verändere und erweitere Marquardt im Rahmen der Mobilitäts­wende auch seinen Produktpor­tfolio weiter in Richtung E-Mobilität.

Die Kleinserie­n- und Nachserien­produktion fand zum Teil schon in Böttingen statt, war jedoch auf die Standorte Rietheim und Böttingen verteilt. Nun werde sie in Böttingen gebündelt.

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FOTO: MARQUARDT Das Marquardt-Werk in Böttingen. Mit der Produktion­sumstellun­g kommen große Veränderun­gen auf die 150 Beschäftig­ten zu.

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