Gränzbote

Mit Trophäe und Tränen an den OP-Tisch

Nach dem Sieg beim Darts-Major in Berlin muss Michael van Gerwen unters Messer

- Von Patrick Reichardt

BERLIN (dpa) - Die Zeit zwischen ausgelasse­ner Darts-Party und Narkose im Operations­saal konnte Michael van Gerwen ganz genau beziffern. „In elf Stunden und 20 Minuten“werde er sich dem länger geplanten Eingriff an seiner Wurfhand unterziehe­n, verkündete der Premier-LeagueCham­pion in der Nacht zum Dienstag in Berlin. „Ich hoffe, mein Doktor ist bereit.“Van Gerwen selbst war bereit, rechtzeiti­g vor der Zwangspaus­e eine eineinhalb­jährige Major-Flaute zu beenden und mit dem sechsten Premier-League-Titel mit Rekordmann Phil Taylor gleichzuzi­ehen.

„Diese letzten 18 Monate haben mir sehr wehgetan, ich bin durch eine sehr schwere Zeit gegangen. Aber heute bin ich ein glückliche­r Mann. Dieser Titel bedeutet mir extrem viel“, sagte der 33-jährige Niederländ­er, nachdem er Englands Joe Cullen in einem Pfeile-Krimi im Finale mit 11:10 bezwungen hatte. Zur Belohnung gab es die übliche Siegerpyra­mide, einen Berliner Bär und umgerechne­t rund 320 000 Euro Preisgeld.

Es waren emotionale Bilder, die die Finalpremi­ere von Berlin am Ende bot. Debütant Cullen verpasste bei 10:10 das Doppel-16-Feld und damit den Titel nur um Millimeter, nur wenige Sekunden später stand van Gerwen als Gewinner fest. Beide kämpften nun mit den Tränen: der eine vor Stolz, der andere vor Enttäuschu­ng. „Michael ist ein fantastisc­her Spieler und Champion, aber ich bin absolut am Boden zerstört“, sagte Joe Cullen.

„Ich weiß, es ist noch mehr in meinem Tank“, kündigte dagegen der selbstbewu­sste van Gerwen an. Dass er die Premier-League-Bestmarke von sechs Titeln nun mit Englands Legende Taylor teilt, ist ihm nicht genug. Er wolle alleiniger Rekordhalt­er werden. „Ich habe noch zehn bis 15 Jahre Zeit“, sagte van Gerwen, der nach jahrelange­r Dominanz seit Herbst 2020 ein Tief erlebt und seinen Spitzenpla­tz in der Rangliste längst eingebüßt hat.

Bevor der Mann mit der Glatze und dem markanten grellgrüne­n Shirt weitere Titel holen kann, muss er nun die Folgen der Operation an seiner Wurfhand meistern. Bei van Gerwen wurde ein Karpaltunn­elsyndrom diagnostiz­iert, er hat deswegen mit einem Kribbeln in seiner rechten Wurfhand und dem Arm zu kämpfen.

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Der niederländ­ische Spieler Michael van Gerwen jubelt mit dem Pokal nach dem Sieg im Finale gegen Cullen. Van Gerwen hat zum sechsten Mal die Darts-Premier-League gewonnen.

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