Gränzbote

„Die Jungs sind hungrig“

Trainer David Kolar über die Meistersai­son des SV Kolbingen und den Charakter seines Teams

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KOLBINGEN - Mit dem SV Kolbingen ist Trainer David Kolar souverän Meister der Kreisliga A Schwarzwal­d, Staffel 2, geworden. Den Aufstieg in die Bezirkslig­a konnte er mit seiner Mannschaft sogar vorzeitig feiern. Über die bemerkensw­erte Saison des SV Kolbingen, das Mannschaft­sgefüge und die Spielphilo­sophie hat Redakteur David Zapp mit David Kolar gesprochen.

Herr Kolar, Sie haben mit Ihrer Mannschaft eine beeindruck­ende Saison gespielt – sind vorzeitig Meister geworden und in die Bezirkslig­a aufgestieg­en. Wenn Ihnen das jemand vor der Saison gesagt hätte, was hätten Sie demjenigen geantworte­t?

Ich bin keine Freund von einfachen Vorabspeku­lationen, sondern bin ein Typ, der sagt „Lass es uns angehen und hart trainieren!“, und am Ende sieht man dann, wo man steht. Natürlich wollten wir von Anfang an vorne mitspielen, aber dass alles nachher so souverän abläuft, hätte niemand gedacht.

Dann sind Sie gut in die Saison gestartet. Gab es da einen bestimmten Zeitpunkt, wo Sie gemerkt haben, dass da etwas geht und Sie gesagt haben: „Jetzt wollen wir aufsteigen!“?

Das war das letzte Spiel der Hinrunde gegen den SV Wurmlingen, wo wir mit 3:0 gewonnen haben. Das war ein Riesenspie­l von beiden Mannschaft­en. Aber letztendli­ch sind wir als Sieger vom Platz gegangen. Und da haben wir gewusst, da ist jetzt richtig was drin. Dann sind wir auch ins Trainingsl­ager gefahren und haben alles dafür getan und eine harte Wintervorb­ereitung absolviert. Ab dem Zeitpunkt war uns klar: Jetzt greifen wir an! Das Saisonziel war für uns dann, vorne unter den ersten zwei zu landen.

Wie würden Sie Ihre Mannschaft beschreibe­n – was ist die DNS dieser Truppe?

Wir sind in Kolbingen die einzige Mannschaft, die 30 bis 35 Spieler mit eigenen Jungs aus Kolbingen stellen kann. Das macht kameradsch­aftlich schon einiges aus. Und da kann man auch etwas erreichen, weil es einfach untereinan­der funktionie­rt – auch neben dem Fußballpla­tz und nicht nur auf dem Feld.

Ich komme noch einmal auf das Endspiel beim Heuberg-Wanderpoka­l zu sprechen, wo Ihre Mannschaft nach dem Rückstand gegen den SV Bubsheim eine enorme Energielei­stung und Moral gezeigt hat, um das Spiel noch rumzureiße­n. Was macht Ihre Mannschaft aus, was sind die Stärken dieses Teams?

Das sind einfach alles Charaktere. Egal, wer da spielt – da möchte ich jetzt keine einzelnen Spieler heraushebe­n. Wir funktionie­ren als Mannschaft. Die Jungs sind hungrig und haben lange darauf gewartet, etwas zu erreichen. Und das funktionie­rt als Team. Egal, wen ich auf den Platz stelle, es geht immer mit PowerFußba­ll weiter. Und was ich ganz besonders schätze: Wir haben keine bezahlten Spieler. Und das in einer Liga, wo schon Geld in die Hand genommen wird – wenn Sie nach Frittlinge­n, Wurmlingen und zum BSV Schwenning­en schauen. Wenn wir in der Saison ein Problem hatten, mussten wir es intern mit eigenen Spielern lösen. Und das ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man am Ende ganz oben steht und die Vereine, die unbedingt aufsteigen wollten und Geld investiert haben, hinter uns gelassen haben. Fußball ist mehr als nur Geld. Da gehört Kameradsch­aft dazu. Viele Faktoren führen dazu, dass man am Ende ganz vorn steht.

Beschreibe­n Sie den Fußball, den Sie mit Ihrer Mannschaft spielen lassen – was ist Ihre Spielphilo­sophie?

Meine Philosophi­e sieht wie folgt aus: Der Grundbaust­ein beim Fußball ist die Fitness. Ich brauche eine gewisse Grundfitne­ss als Grundvorau­ssetzung. Ich bin, seit ich Fußball spiele, ein Freund des Pressings – vorne drauf gehen. Das kann ich aber nur spielen, wenn ich körperlich hundertpro­zentig fit bin. Das war auch der ausschlagg­ebende Punkt, als wir in der Rückrunde gemerkt haben, dass wir topfit sind und gegen die TopVereine unser Pressing gespielt haben. Und meistens haben wir diese Mannschaft­en dann in den letzten 15 Minuten geschlagen, wo die nicht mehr zusetzen konnten. Und wir waren aber topfit bis zur letzten Minute. Das macht unser Spiel aus.

David Kolar

Was müssen Sie bei Ihrer Mannschaft im Hinblick auf die kommende Saison in der Bezirkslig­a ansprechen und noch verbessern? Wo sehen Sie noch Nachholbed­arf, um in dieser starken Liga bestehen zu können?

Da gibt es zwei wesentlich­e Punkte, wo wir noch sehr intensiv dran arbeiten müssen. Das ist zum einen das schnelle Spielen. Wir sind noch zu langsam im Passspiel; da müssen wir im Abspiel noch schneller werden und schneller im gesamten Spiel. Und dann müssen wir von der Aggressivi­tät noch zulegen. Wir müssen aggressive­r spielen – mit mehr Körperspan­nung. Das fehlt uns noch. Und das hat man beim Heuberg-Wanderpoka­l gegen Renquishau­sen und Bubsheim gesehen, dass uns diese Körperspan­nung noch fehlt.

Wie sieht Ihre Kaderplanu­ng für die kommende Saison aus – bleibt die Mannschaft zusammen und wollen Sie sich noch verstärken?

Die Kaderplanu­ng steht – für die erste und die zweite Mannschaft. Marcel Frech wird in Zukunft die zweite Mannschaft übernehmen und ich die erste Mannschaft. Und wir sind jederzeit offen für Neuzugänge. Aber wir zahlen kein Geld an Spieler. Wir machen das mit Leidenscha­ft und Kameradsch­aft. Deshalb haben wir keine großen Neuzugänge, aber auch keine Abgänge. Das ist ein entscheide­nder Punkt. Überall, wo Geld fließt, kommen die Jungs schnell, aber sie gehen dann auch schnell wieder.

Welches Saisonziel haben Sie für die kommendes Spielzeit in der Bezirkslig­a formuliert?

Wir als kleine Dorfgemein­de Kolbingen spielen gegegn eine Kreisstadt wie den SC 04 Tuttlingen und gegen den FV 08 Rottweil – vorausgese­tzt die steigen nicht in die Landesliga auf. Das sagt schon alles aus. Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken. Und unser Ziel ist es, nicht abzusteige­n. Und wenn wir das irgendwie schaffen, dann haben wir schon viel gewonnen. Wenn man sieht, dass so große Vereine wie der SV Gosheim und der SV Renquishau­sen abgestiege­n sind, dann haben wir das Privileg in der Bezirkslig­a zu spielen und keine Ansprüche. Wir wollen uns einfach in der Liga halten – egal wie.

„Fußball ist mehr als nur Geld. Da gehört Kameradsch­aft dazu. Viele Faktoren führen dazu, dass man am Ende ganz vorn steht.“

 ?? FOTO: FRANK RIEDINGER ?? Volle Power fordert Trainer David Kolar von seinen „Kolbinger Jungs“in jedem Spiel. Mit hoher Intensität und guter Fitness spielte sich der SV Kolbingen (schwarze Trikots) in der Kreisliga A 2 zur Meistersch­aft und damit zum Aufstieg in die Bezirkslig­a.
FOTO: FRANK RIEDINGER Volle Power fordert Trainer David Kolar von seinen „Kolbinger Jungs“in jedem Spiel. Mit hoher Intensität und guter Fitness spielte sich der SV Kolbingen (schwarze Trikots) in der Kreisliga A 2 zur Meistersch­aft und damit zum Aufstieg in die Bezirkslig­a.
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FOTO: DAVID ZAPP David Kolar, Trainer und Meistermac­her des SV Kolbingen

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